„Existiert nicht mehr“: Biermarke aus Bayern macht dicht

„Existiert nicht mehr“: Biermarke aus Bayern macht dicht

Mühldorf – Erst im Sommer sorgte die Ankündigung eines alkoholfreien „Chill a bissl“ für Aufhorchen: Die Unertl GmbH aus Mühldorf am Inn tüftelte bei dem Getränk ohne Promille mit Hanf und Bier und ging damit mit der Zeit.

Cannabis-Produkte werden schließlich immer gefragter und zudem greifen immer mehr Menschen mittlerweile gern zu alkoholfreiem Bier. Nach dem baldigen Ende einer Brau-Tradition hörten sich diese Pläne nicht an.

Krach bei Brauerei Unertl: Geschäftsführer trägt Marke „zu Grabe“

Doch jetzt kommt alles anders. Die Mühldorfer Bier-Marke steht vor dem endgültigen Aus, schon zum Jahresende ist Schluss. Den Unertl-Geschäftsführer Stefan Haunberger macht das „sehr traurig“, wie er der AZ sagt. „Die Marke Unertl existiert ab 1. Januar nicht mehr.“ Er habe die Firma „zu Grabe getragen“.

Hier war noch alles in Ordnung: Wolfgang Unertl (links) mit dem Geschäftsführer Stefan Haunberger.
Hier war noch alles in Ordnung: Wolfgang Unertl (links) mit dem Geschäftsführer Stefan Haunberger.
Hier war noch alles in Ordnung: Wolfgang Unertl (links) mit dem Geschäftsführer Stefan Haunberger.
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Warum das Aus? Haunberger verweist auf Gerichtsunterlagen am Landgericht München I, konkret an die Kammer für Handelssachen. Das lässt aufhorchen. Was war da los? Zusammengefasst: Es gab einen Streit um die Markenrechte am Namen Unertl.

Zwei Familienzweige, die Bier brauen

Denn auch in Haag in Oberbayern gibt es eine Unertl-Brauerei – es besteht ein Verwandtschaftsverhältnis zum Braumeister Wolfgang Unertl aus Mühldorf. Aus Sicht von Haunberger war es „eine Nichtigkeit, ein Familienzwist“. „Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass wir den Weg gehen mussten.“

Im Kern geht es um die Frage: Wer darf die Marke Unertl verwenden? Letztlich beendete ein Vergleich den Rechtsstreit. Weder der Name Unertl noch das Logo können in Zukunft von den Mühldorfern benutzt werden. Damit ist es für sie vorbei.

In den komplexen Gerichtsunterlagen ist die Historie nachzulesen: Ende der 1920er Jahre wurde die erste Brauerei in Mühldorf am Inn gegründet. In den 40er Jahren zog einer der beiden Söhne des Gründers nach Haag in Oberbayern und errichtete dort eine eigene Brauerei. Das Ergebnis: zwei Familienzweige, die Bier brauten.

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In dem Dokument heißt es: „Es bestand nach beiderseitigem Verständnis eine familiär bedingte Koexistenzlage.“ Zumindest bis 2020/2021, als die Brauerei in Mühldorf geschlossen wurde.

Die Brauerei gibt es schon länger nicht mehr

Haunberger erklärt das so: Sie hätten nur 8000 Hektoliter gebraut – zu wenig, um viel Geld in die veraltete Brauerei zu stecken. Der Firmensitz blieb zwar in Mühldorf, tatsächlich gebraut wurde das Mühldorfer Unertl fortan aber bei Aldersbacher im Landkreis Passau.

Aus Sicht der Kläger habe man in Mühldorf durch die Schließung des Brauereistammhauses die Rechte an der Marke verloren. Das sah letztlich auch das Landgericht so: „Die Beklagtenseite hat hier ihre betriebliche Tätigkeit dergestalt geändert, dass die Veränderungen einer Betriebsaufgabe gleichzusetzen sind.“ Damit sei auch die Koexistenzlage beendet.

Geschäftsführer Haunberger hätte sich gewünscht, dass das Markenrecht von der Brauerei entkoppelt werden könnte. Ohne Erfolg. Letztlich sei man auf den Vergleich eingegangen.

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„Das wurde uns zu brisant“

Die AZ hat auch bei den Unertls aus Haag nachgefragt. Braumeister und Geschäftsführer Alois Unertl IV erklärt seine Sicht: „Leider musste unsere Verwandtschaft 2021 ihre Brauerei in Mühldorf schließen.“

Die dortige Firma an sich „lief mit neuen Geschäftspartnern weiter“, zahlreiche eingereichte Markenanmeldungen beim Patentamt und die Sorge vor „Assetdeals“ – dem Weiterverkauf von Rechten, Marken und Patenten – hätten die Unertls aus Haag letztlich zu dem Schritt bewegt. „Das wurde uns zu brisant, denn unsere Kunden verlassen sich darauf, dass Unertl-Weißbier wie seit Generationen in Oberbayern von einem Braumeister Unertl gebraut wird.“

Die Familie Unertl aus Haag.
© Unertl Haag
Die Familie Unertl aus Haag.

von Unertl Haag

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Weiter teilt er schriftlich mit: „Wir tragen Verantwortung für ein bayerisches Grundnahrungsmittel und wo Unertl draufsteht, soll auch Unertl drin sein.“ Noch deutlicher formuliert: „Aus Notwehr mussten wir also widersprechen und sind somit vorm Landgericht gelandet.“

Er betont: „Es gab nie einen Familienstreit, da es ein reiner Markenrechtsstreit war. Wir hegen keinerlei Groll gegen Wolfgang Unertl und wünschen ihm von Herzen alles Gute bei der Brauerei Aldersbach.“

Genau dort geht es jetzt weiter, zumindest ein bisserl. Geht man auf die Internetseite der Unertl GmbH, steht dort groß zu lesen: „Unertl goes Aldersbach“. Und: „Die Brauerei Aldersbach hat die Mühldorfer Unertl GmbH übernommen.“

Links das alte Bier, rechts das neue bei Aldersbacher.
© Unertl GmbH
Links das alte Bier, rechts das neue bei Aldersbacher.

von Unertl GmbH

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Was bedeutet das für Kunden? „Das Wichtigste ist, dass die Freunde der Weißbiere von Unertl Mühldorf nicht auf ihren Biergenuss verzichten müssen.“ Die Produkte würden künftig unter der Marke Aldersbacher vertrieben. Es werde nach dem Originalrezept von Wolfgang Unertl gebraut.

Neues Logo, anderer Name

Was sich ändert: Das Logo und das Wappen von Unertl verschwinden, ersetzt werden sie durch diejenigen der Brauerei Aldersbach. Auch die Bierkästen sind künftig von Aldersbacher. Der Unertl GmbH ist wichtig, zu betonen: „Sie können sich darauf verlassen, dass Regionalität, Qualität und vor allem der einzigartige Geschmack unverändert erhalten bleiben.“

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Haunberger glaubt mit Blick auf die Zukunft, dass durchaus Kunden verloren gehen könnten. Aber: „Unsere Freunde halten uns die Stange. Entscheidend ist der Inhalt, nicht die Verpackung.“ Haunberger ist nach eigenen Angaben zugleich auch in der Geschäftsleitung der Brauerei Aldersbach tätig.

Drei Unertl-Biere bekommen eine neue Aufmachung, darunter das „Mühldorfer Weissbier“ (künftig „Wolfgangs Weissbier“; auch der Ortsname der früheren Braustätte ist also weg). Zudem soll es laut Homepage zwei Nachfolge-Biere geben, aus dem Unertl Hell wird zum Beispiel das Bio-Kellerbier.

„Chill a bissl“ gibt es vorerst nicht mehr

Was wird mit dem Biermischgetränk „Chill a bissl“? Der Artikel sei bis auf Weiteres nicht verfügbar, teilt der Unertl-Geschäftsführer mit. „Ich habe schon etwas im Kopf, aber da müssen wir noch ein paar Rädchen drehen“, sagt er dazu.

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Wird er sich eine letzte Flasche Unertl aus Mühldorf aufheben? „Ja, logisch“, sagt er. Man hört einen Anflug von Nostalgie in seiner Stimme. Auch wenn man Bier freilich nicht wie Wein ewig lagern könne.

Die fünfte Generation in Haag macht sich bereit

Das einzige Bier mit dem Namen Unertl kommt künftig also aus Haag. Dort wünscht man sich, dass nach den turbulenten Jahren „mit Corona, den Verwechslungen mit Mühldorf und dem Markenrechtsstreit“ Ruhe einkehrt. Nun wolle man sich auf „den Erhalt der letzten privaten reinen Weißbierbrauerei Deutschlands konzentrieren“.

Es schaue gut aus: Die fünfte Generation sei voll motiviert. „Unsere Tochter Franziska (16) möchte Braumeisterin und unser Sohn Alois (15) Brauer und Mälzer werden.“

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