Washington/Moskau – Budapest könnte bald zum Schauplatz eines Treffens werden, das weltweit für Schlagzeilen sorgen dürfte: Kreml-Despot Wladimir Putin (73) und US-Präsident Donald Trump (79) wollen in Ungarns Hauptstadt über eine Lösung im Ukraine-Krieg verhandeln. Doch die Abwanderung des Kremlchefs dürfte für große Turbulenzen sorgen.
Weil: Eigentlich sollte der russische Präsident unmittelbar nach der Landung in Ungarn festgenommen werden. Das Land ist Vertragsstaat des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), der bis Juni nächsten Jahres einen Haftbefehl gegen Putin wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen erlassen hat.
Doch Ungarns Außenminister Péter Szijjártó (46) hat bereits erklärt, dass er Putin „mit Respekt“ empfangen werde. Ungarns Regierung garantiere dem russischen Präsidenten eine ungehinderte Ein- und Ausreise sowie die erfolgreiche Durchführung seiner Verhandlungen, sagte Szijjártó auf einer Pressekonferenz. Eine Vollstreckung des Haftbefehls gilt daher als ausgeschlossen.
Flugverbot als diplomatische Herausforderung
Aber Putins Reise ist auch logistisch kompliziert. Seit Beginn der groß angelegten Invasion Russlands in der Ukraine im Jahr 2022 hat die EU in Russland registrierten oder kontrollierten Flugzeugen den Zugang zu ihrem Luftraum verboten. Das bedeutet, dass russische Flugzeuge weder starten, landen noch über dem Luftraum fliegen dürfen.
Das gilt auch für die Iljuschin Il-96, den „Fliegenden Kreml“, mit dem Putin normalerweise reist. Ein Direktflug von Moskau nach Budapest, rund 1.560 Kilometer Luftlinie, ist daher nicht möglich, da Ungarn fast vollständig von EU-Staaten umgeben ist und ein Flug über die Ukraine als unmöglich gilt.
Sondergenehmigung oder langer Umweg
Theoretisch erlauben die EU-Sanktionen Ausnahmen für diplomatische Vertretungen. Allerdings müssten solche Genehmigungen mit der EU-Kommission abgestimmt werden. Zudem sei es politisch unwahrscheinlich, dass Länder wie Polen oder Rumänien den Überflug eines russischen Staatsfluges zulassen würden.
Der russische Diktator Wladimir Putin (73) reist üblicherweise mit dem viermotorigen Langstreckenflugzeug IL-96 des russischen Herstellers Iljuschin
Durch den Ausschluss des ukrainischen und europäischen Luftraums bleibt dem Kreml wohl nur eine Option: ein südlicher Korridor, der durch die Türkei und den Balkan verläuft. Die Strecke wäre rund 5.000 Kilometer lang und damit mehr als dreimal so weit wie die Direktverbindung.
Die Route könnte über das Schwarze Meer, den türkischen Luftraum und weiter entlang der Mittelmeerküste führen. Das Flugzeug könnte dann über Montenegro und Serbien nach Ungarn fliegen.
Mit dieser Südroute könnte Putin EU-Territorium umgehen und erst im letzten Abschnitt über Serbien in den Luftraum des Ziellandes Ungarn gelangen. Serbien selbst ist kein EU-Mitglied, unterhält enge Beziehungen zu Moskau und wäre wahrscheinlich bereit, den Überflug zu genehmigen. Schätzungen zufolge würde der Umweg die Flugzeit um rund drei Stunden verlängern.