„Das habe ich noch nie erlebt“Spaniens Nationaltrainer kann die Jamal-Affäre nicht glauben

Barça-Trainer Hansi Flick kritisierte im September die Behandlung des jungen Weltstars Lamine Yamal in der spanischen Nationalmannschaft. Nun eskaliert der Streit. Der La-Roja-Trainer sei „sprachlos“.
Die spanische Fußballnationalmannschaft ist auf dem besten Weg, sich für die Weltmeisterschaft im nächsten Jahr zu qualifizieren. Nach vier Qualifikationsspielen hat die Mannschaft eine tadellose Bilanz. Es gab vier Siege, 15 Tore wurden geschossen und kein Gegentreffer kassiert. Die Qualifikation ist mehr als wahrscheinlich, aber der Gruppensieg ist noch nicht perfekt. Es stehen noch zwei Spiele an, eines in Georgien und schließlich ein Heimspiel am Sonntag gegen die Türkei, die rechnerisch noch Chancen hat, die Spanier zu überholen.
Doch der Sport rückt in Spanien etwas in den Hintergrund. Großer Ärger herrscht um Lamine Yamal, den für die Nationalmannschaft eigentlich unverzichtbaren Superstar des FC Barcelona. Doch der 19-Jährige steht „La Roja“ nun überraschend nicht zur Verfügung. Obwohl er nominiert war, wurde er am Montag wieder abgesetzt, nachdem er vom Verein ohne Rücksprache mit dem Verband einem „invasiven“ medizinischen Eingriff unterzogen worden war.
Yamals blitzschnelle Absage steht im Mittelpunkt eines Konflikts zwischen dem FC Barcelona und dem spanischen Verband. Die Konsequenzen muss nun Nationaltrainer Luis de la Fuente tragen. Für das Vorgehen des Vereins fand er klare Worte: „So etwas habe ich noch nie erlebt. Ich glaube nicht, dass es normal ist. Es hat uns alle überrascht. Man erfährt nichts, keine Details, und obendrein ist es ein gesundheitliches Problem – man ist einfach sprachlos.“
Barcelona verteidigt sein eigenes Vorgehen
Auch der Verband machte in einer Stellungnahme deutlich, wie brüskiert er ist: „Die medizinische Abteilung des RFEF möchte ihre Überraschung und ihren Unmut darüber zum Ausdruck bringen, dass sie am Montag, dem 10. November, dem Tag des Trainingslagerbeginns, um 13.47 Uhr erfahren hat, dass sich der Spieler am selben Morgen einer invasiven Radiofrequenzoperation unterzogen hatte, um seine Beschwerden im Schambereich zu behandeln.“ Ziemlich seltsam: Am Sonntag war Yamal noch für Barcelona gegen Celta Vigo im Einsatz, erzielte in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit das 3:2 (Endstand 3:2) und wurde in der 97. Minute als taktische Maßnahme zur Freistellung ausgewechselt.
Auf Anfrage der Sportzeitung „AS“ und anderer spanischer Fachmedien betonte der FC Barcelona, dass der Verein das Recht habe, den Spieler zu schützen und ihn von Ärzten seiner Wahl behandeln zu lassen. Der Streit hat eine Vorgeschichte: Barça-Trainer Hansi Flick hatte bereits im September kritisiert, Yamal sei mit leichten Beschwerden zur Nationalmannschaft gegangen und mit Schmerzen zurückgekehrt. „In jedem Spiel lagen sie mit drei Toren vorne, und er hat jeweils 79 und 73 Minuten gespielt (…) So geht man nicht mit Spielern um. Spanien hat großes Talent und muss sie schützen“, beklagte Flick damals.