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Es zeichnet sich ein enges Rennen ab

Die Präsidentschaftswahlen in der Republik Moldau, die zwischen der Ukraine und dem EU-Land Rumänien liegt, entwickeln sich zu einem engen Rennen. Nach Auszählung von mehr als zwei Dritteln der Stimmen liegt nach Angaben der Wahlkommission Herausforderer Alexandr Stoianoglo mit rund 52 Prozent vorne – vor der proeuropäischen Amtsinhaberin Maia Sandu.

Der 57-Jährige kandidierte für die mit Moskau befreundete Sozialistische Partei des ehemaligen Präsidenten Igor Dodon. Sandu kam nach Auszählung von rund 79 Prozent der Stimmen auf rund 48 Prozent, wie die Wahlkommission außerdem mitteilte. Dies ist ein Zwischenergebnis, keine Hochrechnung. Ausschlaggebend dürften die Stimmen Hunderttausender Moldawier im Ausland sein.

Am Wahltag warnte Sandu vor Stimmenkauf und Betrug. Ihr nationaler Sicherheitsberater Stanislav Secrieru warf Russland eine massive Einmischung in die laufende Präsidentschaftsstichwahl vor. Wahleinmischung berge ein großes Risiko, die Ergebnisse zu verfälschen, sagte Secrieru auf der X-Plattform.

Die prowestliche Staatschefin Maia Sandu von der Aktions- und Solidaritätspartei (PAS) erhielt unter den elf Kandidaten im ersten Wahlgang die meisten Stimmen (42,45 Prozent). Ihr Herausforderer ist der ehemalige Generalstaatsanwalt Alexandr Stoianoglo, der neben der EU-Integration auch die Wirtschaftsbeziehungen zu Russland befürwortet. Der 57-Jährige kandidierte für die mit Moskau befreundete Sozialistische Partei des ehemaligen Präsidenten Igor Dodon.

Der 52-jährige Sandu galt als Favorit, stand aber auch wegen fehlender wirtschaftlicher und sozialer Fortschritte in der Kritik. Kritiker werfen ihrer Gegnerin Stoianoglo vor, eine Marionette korrupter Oligarchen und Kandidatin für Moskau zu sein. Der Ausgang der Wahl gilt als offen. Das Land ist wie die Ukraine ein EU-Beitrittskandidat, weshalb auch der Westen die Ergebnisse aufmerksam beobachtet.

Chisinau: Illegale Wählerbeförderung

Sandus nationaler Sicherheitsberater Stanislav Secrieru warf Russland massive Wahleinmischung vor. Hier bestehe ein großes Risiko, das Ergebnis zu verfälschen, sagte er auf der X-Plattform. Die Behörden wurden alarmiert. In der von Moldawien abgespaltenen Region Transnistrien, in der russische Truppen stationiert sind, kommt es zu organisierten Wählertransporten zu den Wahllokalen; das sei illegal, sagte er.

Die Vertraute von Amtsinhaberin Sandu, die im Falle ihres Wahlsiegs weitere Reformen auf dem Weg in die EU durchsetzen will, veröffentlichte auch Berichte über organisierte Transporte aus Russland mit Bussen und Charterflügen, die Wähler in die aserbaidschanische Hauptstadt Baku, in die türkische Metropole Istanbul usw. brachten flog in die weißrussische Hauptstadt Minsk.

Secrieru veröffentlichte außerdem ein in sozialen Netzwerken kursierendes Video, das zeigt, wie Menschen in einem Flugzeug auf dem Weg nach Minsk angeblich ihre moldauischen Pässe hochhalten. Zuvor hatte es Beschwerden darüber gegeben, dass nur zwei Wahllokale in Moskau für in Russland lebende Moldauer zur Stimmabgabe geöffnet seien. Der Flug sei ein klarer Beweis für einen weit verbreiteten organisierten Wählertransport, sagte Secrieru.

Verstöße gegen das Wahlrecht waren bereits im Vorfeld beklagt worden

Sicherheitsbehörden in der Hauptstadt Chisinau deckten im Vorfeld Desinformation und Stimmenkauf durch prorussische Kräfte auf. Im Land wurden mehrere russischsprachige Fernsehsender und Internetplattformen gesperrt. Am Wahltag selbst berichteten Menschen in der Hauptstadt Chisinau in Gesprächen mit Reportern der Deutschen Presse-Agentur, dass sie letzte Woche Anrufe erhalten hätten, in denen sie aufgefordert wurden, für Stoianoglo zu stimmen. Einige sagten auch, dass ihnen als Gegenleistung Geld angeboten worden sei.

Sandu sprach auch davon, Wähler nach der ersten Wahlrunde zu kaufen. Vor zwei Wochen hatte sie zudem ein paralleles Referendum über die Verankerung des EU-Kurses in der Verfassung des Landes angesetzt. Die Befürworter setzten sich mit hauchdünnem Vorsprung durch und das Verfassungsgericht bestätigte die Gültigkeit des Ergebnisses. Russland hingegen will das Agrarland, das nach seinen Agrarprodukten wie Äpfeln, Pflaumen, Weintrauben und Nüssen gefragt ist, in seinem Einflussbereich halten.

Moldawien hat rund 2,5 Millionen Einwohner. Auch Hunderttausende Moldawier, die im Ausland – vor allem in der EU – und in der von Russland kontrollierten abtrünnigen Region Transnistrien leben, waren zur Wahl aufgerufen.

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