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Erste dunkle Flaute im Herbst: Stresstest für erneuerbare Energien

Am Wochenende gab es in ganz Deutschland kaum Wind und Sonne: Dunkle Windstille bereitet beim Ausbau erneuerbarer Energien große Sorgen, weil die Abhängigkeit vom Wetter zunimmt. NDR Data zeigt, wie groß das Problem ist – und welche Lösungen es gibt.

von Alexander C. Mühlhausen

Am vergangenen Wochenende kam in ganz Deutschland die Sonne nicht durch die Wolken und selbst an den Küsten wehte kein Wind. Es herrschte Dunkelheit. An solchen Tagen decken Windräder und Solaranlagen weniger als zehn Prozent des deutschen Strombedarfs. Dies geschah letztes Jahr an acht Tagen. Erst wenn diese Marke an zwei Tagen in Folge unterschritten wird, spricht das Fraunhofer ISE von einer Dunkelflaute. Nach der Definition von Fraunhofer gab es in den letzten 365 Tagen drei Dunkelperioden: am Wochenende, im Februar und im Dezember 2024.

Erneuerbare Energien liefern jedoch meist deutlich mehr Strom: Im Tagesdurchschnitt kommen 30 bis 60 Prozent aus Wind und Sonne. Dies passiert etwa an der Hälfte aller Tage. Auch Ausreißer nach oben kommen häufiger vor: Bei so hellem Wind stammt der Großteil des Stroms aus Erneuerbaren.

Symbolbild: Offshore-Windpark in der Nordsee

Am Sonntag deckten Windräder und Solaranlagen erstmals den bundesweiten Stromverbrauch vollständig ab. Allerdings kann diese Energie oft noch nicht genutzt werden.

Warum können dunkle Flaute ein Problem sein?

Dunkle Flauten sind ein natürlicher Teil der erneuerbaren Energien: Sie machen deutlich, wie abhängig Wind- und Solarenergie vom Wetter sind. Einige Wochen lang liefern Windkraftanlagen und Solaranlagen reichlich Energie, um dann völlig zusammenzubrechen. In solchen Phasen springen kurzfristig Kohle- und Gaskraftwerke ein, um die Stromversorgung sicherzustellen.

Dieses Auf und Ab erfordert einen kompletten Umbau des Stromsystems in Deutschland, damit wir bei einer Flaute nicht im Dunkeln tappen. Denn ein Kohlekraftwerk lässt sich nicht einfach durch Windräder und Solaranlagen ersetzen. Es braucht zusätzliche Backups: Speicher und Kraftwerke, die bei schlechtem Wetter einspringen. Und das treibt die Kosten in die Höhe.

Batteriespeicher wie dieser hier in Mecklenburg-Vorpommern werden immer wichtiger, je mehr erneuerbare Energien genutzt werden

Schon heute sind an der Strombörse dunkle Flaute spürbar: Unternehmen zahlen dann ein Vielfaches des regulären Preises, weil mehr Gaskraftwerke benötigt werden oder Strom importiert werden muss. Die Kilowattstunde kostet teilweise über einen Euro. Acht Cent sind normal.

Wie muss das Energiesystem ausgebaut werden, um dunkle Flauten aufzufangen?

Moderne Gaskraftwerke eignen sich gut als Ersatzkraftwerke. Sie können schnell starten und stoppen und flexibel auf die Höhen und Tiefen der erneuerbaren Energien reagieren. Und sie können so gebaut werden, dass sie künftig Wasserstoff verbrennen, der bei schönem Wetter aus Strom von Windrädern und Solaranlagen erzeugt werden kann. Dadurch entsteht Ihr eigenes Backup-System – das sich noch in den Kinderschuhen befindet.

Hamburg Moorburg: Auf dem Gelände des ehemaligen Kohlekraftwerks soll eine Wasserstoffindustrie entstehen.

Wenn der Wind nicht weht und die Sonne nicht scheint, herrscht dunkle Stille. Dann liefern erneuerbare Energien keinen Strom mehr – und es wird teuer an der Börse. Wie gehen wir in Zukunft damit um?

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