Es ist schwer zu entscheiden, mit welchem der vielen passenden Internetwitze dieser Text beginnen soll. Vielleicht mit einem Zitat aus der Krankenhausserie Peelings? „Ich bin sicher, wenn Pornos im Internet verboten würden, gäbe es bald nur noch eine Website mit dem Titel: Geben Sie uns den Porno noch einmal“, schimpft Oberarzt Dr. Cox in einem seiner wütenden Monologe. Oder mit dem Lied aus dem Broadway-Musical Avenue Q? Bereits 2003 sangen dort flauschige Handpuppen: „Das Internet ist für Pornos da.“
Was im Internet schon lange bekannt ist, dass Pornos ein großer Markt sind, erkennen nun offenbar auch die Unternehmen, die künstliche Intelligenz (KI) anbieten. Auf jeden Fall tat es Sam Altman, der Chef des Unternehmens OpenAIkündigte am Dienstag an, dass der Chatbot ChatGPT ab Dezember auch erotische Inhalte erstellen können soll. Sie wollen „Erwachsene wie Erwachsene behandeln“, schrieb Altman. Erwachsenen, die ihr Alter nachgewiesen haben, wird nun nach und nach mehr erlaubt, zum Beispiel Erotik. Vieles davon ist unklar, etwa ob dies nur für Texte oder auch für Bilder und Videos gilt.
Man kann einigermaßen sicher sein, dass die Ankündigung den Bedürfnissen vieler Nutzer gerecht wird. Wie in ChatGPT Als vor anderthalb Jahren eine Funktion aktiviert wurde, um eigene Bots zu konfigurieren und mit anderen zu teilen, tauchten sofort viele mit sexuellen Inhalten auf. OpenAI hat diese mit Verweis auf die Nutzungsbedingungen gelöscht. Nun hat das Unternehmen offenbar seine Meinung zu solchen Inhalten geändert. Sie können diese Eröffnung wahrscheinlich als Teil eines Plans lesen, Menschen als zahlende Kunden Ihres eigenen Chatbots zu gewinnen und zu halten.
Welchen Po soll die KI-Freundin haben?
Der Einsatz von KI-Tools zur Erstellung erotischer und pornografischer Inhalte ist nicht neu. Schon vor dem Hype, den ChatGPT auslöste, waren Apps wie Replika erfolgreich. Der Chatbot könnte so konfiguriert werden, dass es wie ein „romantischer Partner„benahm sich und nahm dann auch an erotischen Rollenspielen teil.
Längst gibt es eine ganze Reihe von Apps, die als KI-Partner vermarktet werden und teilweise explizit mit Erotik werben. Beim Anbieter Candy.ai beispielsweise kann man bei der Erstellung seiner „eigenen KI-Freundin“ zwischen fünf verschiedenen Brust- und Pogrößen wählen. Bonbons.ai wirbt mit „realistischer NSFW-Optik“. NSFW steht für nicht arbeitssichereine gebräuchliche Abkürzung für erotische Inhalte, da diese im Allgemeinen als ungeeignet für die Betrachtung im Büro gelten.
Solche Bots antworten per Text oder KI-generierter Stimme. Sie können Sexszenen beschreiben und manchmal sogar Nacktbilder senden. Es soll sich anfühlen, als würden Sie mit der Person Ihrer sexuellen Träume chatten. Es gibt immer wieder Berichte darüber, dass Menschen enge Beziehungen zu solchen KI-Begleitern eingehen.
Mittlerweile sind solche Inhalte auch in den Chatbots größerer und bekannterer Unternehmen zu finden. Seit August verfügt Elon Musks AI Grok über einen Modus, in dem „scharf„, also scharfe, Inhalte generiert werden können. Für zahlende Grok-Kunden gibt es auch die KI-Persona Ani, eine Frau im Anime-Cartoon-Stil, die im knappen Bikini über Sex spricht.
Mit der aktuellen Ankündigung möchte OpenAI möglicherweise verhindern, dass Kunden zu Grok migrieren. Gleichzeitig zeigen die Erfahrungen mit Musks KI, welches Risiko mit der Öffnung von Chatbots für erotische Inhalte verbunden ist.