Erneut Kritik am Außenminister
Wadephul irritiert mit einem Vergleich: Syrien sei schlimmer als Deutschland im Jahr 1945
5. November 2025, 8:14 Uhr
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In der Union herrscht in der Migrationsfrage Uneinigkeit zwischen Bundesaußenminister Johann Wadephul und anderen Spitzenpolitikern – so scheint es zumindest. Als die vermeintlichen Differenzen in einer Gruppensitzung geklärt werden sollten, fiel ein Satz, für den es erneut Kritik gab.
Außenminister Johann Wadephul sorgt mit einer weiteren Stellungnahme zur Lage in Syrien für Aufsehen in der Union. In der Bundestagsfraktionssitzung am Dienstagnachmittag sagte er nach Angaben mehrerer Teilnehmer, dass es in Syrien schlimmer aussehe als in Deutschland im Jahr 1945.
Die Teilnehmer des Treffens äußerten sich irritiert über die Aussage. Ein Abgeordneter bezeichnete Wadephuls Auftritt in der Fraktion als „schlecht“ und „katastrophal“. Der Rückhalt für den Außenminister in der Fraktion schwindet.
Der Außenminister hatte bereits vergangene Woche mit einer Stellungnahme im bürgerkriegsgeplagten Syrien für Unmut in den eigenen Reihen gesorgt. Als er einen stark zerstörten Vorort von Damaskus besuchte, bezweifelte er, dass angesichts der massiven Zerstörung kurzfristig eine große Zahl syrischer Flüchtlinge freiwillig dorthin zurückkehren würde. „Hier können kaum Menschen in Würde leben“, sagte er.
Einige seiner Fraktion verstanden dies als Distanzierung vom Kurs der Union, syrische Kriminelle schnellstmöglich abzuschieben und die freiwillige Rückkehr syrischer Flüchtlinge in ihr Heimatland zu fördern. Bundeskanzler Friedrich Merz stellte am Montag dann klar: „Der Bürgerkrieg in Syrien ist vorbei. Es gibt in Deutschland keine Asylgründe mehr, deshalb können wir auch mit Rückführungen beginnen.“
Wenig Applaus für Wadephul
Allerdings sorgte die Tatsache, dass Wadephul seine frühere Aussage nicht selbst korrigierte, weiterhin für Ärger in der Union. Fraktionschef Jens Spahn sagte an den Außenminister: „Manchmal, im Zweifel, hilft es, Dinge schnell zu klären und einzuordnen.“
Die Klarstellung des Außenministers erfolgte erst am Dienstag kurz vor der Fraktionssitzung. Das Auswärtige Amt und er selbst unterstütze aktiv und konstruktiv das Ziel der Rückführung von Kriminellen und gefährlichen Menschen nach Syrien und Afghanistan, sagte er. „Es gibt überhaupt keinen Unterschied.“ Darüber hinaus setzen wir uns dafür ein, dass noch mehr Syrer freiwillig zurückkehren, damit sie ihr Land wieder aufbauen können. Genau das habe Merz gesagt, betonte Wadephul.
In der Fraktion äußerte er sich ähnlich, erntete für seine Äußerungen aber wenig Applaus, wie Teilnehmer berichteten. Der Vergleich mit 1945 soll ganz zum Schluss erfolgt sein. Von anderen Abgeordneten gab es im Anschluss allerdings keine Stellungnahmen.
