
Laut einer unabhängigen Untersuchung gibt es in den (Erz-)Diözesen Münster, Essen und Köln keine Hinweise auf kirchliche Netzwerke von Tätern ritueller Gewalt. Anlass der am Donnerstag vorgestellten Studie waren Vorwürfe, Menschen seien Opfer schwerster Gewalttaten geworden. Sie erlitten dies durch Netzwerke, zu denen auch inzwischen verstorbene Bischöfe und Kardinäle gehörten.
Im April 2024 beauftragte das Bistum Münster eine Kölner Anwaltskanzlei mit der Untersuchung der Vorwürfe. Die (Erz-)Diözesen Essen und Köln schlossen sich dem Mandat an, da neben münsterschen Priestern und Bischöfen auch die Namen ehemaliger Kölner und Essener (Erz-)Bischöfe auftauchten. Diese wurden auch in Anträgen auf Zahlungen der Kirche als Anerkennung für das erlittene Leid erwähnt, mit denen die Diözesen Gerichtsverfahren für Missbrauchsbetroffene vermeiden wollen.
Im Rahmen der Therapie kam es zu Vorwürfen
„Wir haben uns Akten angeschaut und mit mehreren Betroffenen gesprochen. Das eindeutige Ergebnis: An diesen Vorwürfen ist einfach nichts dran“, sagte Strafverteidiger Matthias Sartorius von der Kanzlei Feigen Graf. Die Untersuchung wurde durch zwei psychologische Gutachten bestätigt. Die Vorwürfe, bei denen es neben sexuellem Missbrauch auch um Kindermord, Kannibalismus, Drogenexzesse, Kulte und den Verdacht einer Gehirnprogrammierung ging, könnten durch suggestive Einflüsse von außen auf die Betroffenen, „insbesondere im Rahmen einer Therapie“, erklärt werden.
An dieser Stelle stehe das Bistum Münster in der Verantwortung, heißt es in dem Bericht. Eine dort 2023 geschlossene „Beratungsstelle für sexuelle und rituelle Gewalt“ war jahrelang Anlaufstelle für Vertreter der sogenannten rituellen Gewalttheorie. Diese Verschwörungstheorie geht über das manipulative Verhalten von Sexualstraftätern und individuelle ritualisierte Gewalt hinaus. Sie behauptet, dass sich das Bewusstsein der Menschen gezielt in mehrere Persönlichkeiten spalten lässt, sodass die Menschen wie Roboter programmiert werden können.
Dennoch kam es zu Anerkennungszahlungen
Bemerkenswert ist laut Sartorius, dass fast alle Anträge auf Anerkennungszahlungen mit Vorwürfen ritueller Gewalt zunächst auf verschiedenen Ebenen für plausibel erklärt wurden. Du hättest genauer hinschauen sollen.
Christel Plenter, Geschäftsführerin der Interventions- und Präventionsabteilung des Bistums Münster, betonte jedoch: „Wir wollen den Betroffenen glauben, gerade weil ihnen so lange nicht geglaubt wurde.“ Allerdings seien Beschreibungen ritueller Gewalt, „wie sie die Ermittlungen verstehen, nicht leicht zu glauben“. Im Interesse aller Beteiligten sollte so etwas zunächst einmal an die Staatsanwaltschaft gehen. (KNA)