Colapinto: „Die Reifen sind plötzlich aufgewacht“
In seinem erst zweiten Formel-1-Rennen fuhr der Argentinier heute als Achter in die Punkteränge. „Ein Traum ist wahr geworden“, freute sich der 21-Jährige. Ein Grund für seine starke Schlussoffensive waren die Reifen, die plötzlich wieder besser funktionierten und dem Youngster den nötigen Grip boten.
„Die erste Rennhälfte war sehr schwierig. Wir hatten Reifenprobleme. Im ersten Stint kam ich mit den Mediums gut zurecht, allerdings war es sehr warm, was die Reifen stark beansprucht hat. Trotzdem haben wir im ersten Stint einen guten Job gemacht“, betont er.
Allerdings fehlte Colapinto schlicht die Erfahrung, um zu beurteilen, ob er bis ans Limit gehen kann oder ob er besser auf seine Reifen aufpassen muss. Seine kompletten Statements findet ihr hier!
Tsunoda ärgert sich über Stroll
Der Japaner sah heute nicht die Zielflagge, da er bereits in der ersten Runde mit Lance Stroll in Berührung kam. Dabei wurde sein Unterboden beschädigt, die Rennleitung griff jedoch nicht ein.
„Es ist sehr frustrierend, dass das jetzt zwei Rennen hintereinander passiert ist“, ärgerte er sich. Schon in Monza hatte er nach einem Crash mit Nico Hülkenberg aufgeben müssen.
Über Stroll sagte er: „Es fühlte sich wie ein unnötiges Manöver von ihm an. Er griff mit einer Herangehensweise an, als gäbe es nichts zu verlieren. Ich bin nicht sicher, was er zu gewinnen hatte, aber ich wollte es ihm nicht leicht machen“, so Tsunoda.
Auch Teamkollege Daniel Ricciardo fuhr das gesamte Rennen außerhalb der Punkteränge und landete auf Platz 13.
Hamilton: Hatte noch nie eine so schlechte Balance
Der Rekordchampion wurde Neunter und hätte ohne den Crash von Sainz-Perez keine Punkte geholt. „Das war wahrscheinlich die schlechteste Bilanz, die ich je hatte“, berichtet er.
„Ich hatte so viel Vorne und kein Hinten“, zuckt er mit den Schultern und erklärt: „So fährt es sich nicht.“ Schon während des Rennens hatte er sich am Funk darüber beschwert.
„Ich musste an der Lenkung reißen, um die Bodenhaftung an der Vorderachse zu unterbrechen und durch jede Kurve zu schlittern. Das war die seltsamste Art zu fahren“, sagt er.
Auch das schlechte Ergebnis kam nicht überraschend, denn: „Ich wusste, dass wir heute nicht überholen können. Es ist eine dieser Strecken …“
Das Überholmanöver zum Sieg…
… könnt ihr es hier auch noch einmal aus dem Onboard der beiden Piloten im Video sehen:
Hätte der VSC früher kommen sollen?
Diese Frage stellen sich mehrere Fahrer. Nach dem Crash von Sainz und Perez dauerte es ziemlich lange, bis das Rennen „eingefroren“ wurde. George Russell findet es „ziemlich verrückt“, dass die Fahrer durch all die Trümmer fahren durften.
„Man hat nichts gesehen. Ich war geschockt, dass das Safety Car oder das VSC nicht früher rausgekommen sind“, sagte der Mercedes-Pilot. Und Nico Hülkenberg verlor dadurch sogar zwei Positionen.
Er sagt bei ServusTV: „Es war ein gutes Rennen, es sah vielversprechend aus. (…) Und dann ist in den letzten beiden Runden einiges schiefgelaufen. Es sind einige Sachen passiert, darauf will ich jetzt nicht im Detail eingehen.“
Was er wohl meint: Er fuhr durch die Trümmer und verlor dadurch zwei Positionen – und fiel so von P9 auf P11 und damit aus den Punkterängen zurück.
Verstappen versteht Untersuchung nicht
„Ich habe alles richtig gemacht“, betont der Weltmeister und führt aus, dass es in der Vergangenheit „viele Beispiele“ gegeben habe, bei denen Fahrer auf der Inlap überholt hätten – trotz VSC oder Safety Car.
Es sei völlig normal, „langsam“ an anderen Autos vorbeizufahren oder sich beispielsweise gegenseitig zu gratulieren. Damit habe es noch nie ein Problem gegeben. „Deswegen überrascht es mich schon ein bisschen“, sagte Verstappen.
Es ist daher durchaus möglich, dass die Rennleitung die Untersuchungen an diesem Wochenende bewusst eingeleitet hat, um darauf aufmerksam zu machen, dass dies eigentlich verboten ist.
In der Vergangenheit kam es immer wieder vor, dass Dinge geduldet wurden, die eigentlich nicht erlaubt waren – bis es den Rennkommissaren irgendwann zu viel wurde.
Das Überholmanöver zum Sieg…
… gibt es jetzt hier nochmal im Video. Ein ganz starker Move von Piastri, vor allem weil er Leclerc danach keinen Konter mehr zuließ.
Horner: Perez hätte gewinnen können
Der Red Bull-Teamchef erklärt Himmeldass sich die rennenentscheidende Szene für den Mexikaner bereits vor dem Unfall abgespielt hatte, als ihn Lando Norris kurzzeitig aufhielt.
„Er hat hinter Lando wertvolle Zeit verloren, wodurch Oscar die Position auf der Strecke verlor. Ich glaube, er hätte das Rennen heute gewonnen, wenn das nicht passiert wäre“, sagte Horner.
Nach seinem Boxenstopp kehrte Piastri knapp vor Perez auf die Strecke zurück. „Er hätte viel mehr verdient“, betonte Horner und erklärte, der Crash mit Sainz sei „sehr enttäuschend“ gewesen.
„Er hätte heute zumindest auf dem Podium stehen müssen“, betont er.
Der Unfall zwischen Perez und Sainz …
… gibt es hier auch noch einmal im kompletten Video:
Sainz: „Ich habe nichts Unfaires getan“
Gegen Perez und Sainz laufen noch Ermittlungen. Der Spanier selbst sagt, es habe sich um einen „schweren Unfall“ gehandelt. „Ich bin leider direkt gegen die Leitplanke und die Betonmauer gekracht“, berichtet er.
„Ich war hinter Charles und Checo ziemlich schnell und habe außerdem meine Reifen geschont. Ich habe Checo überholt, als er mit Charles kämpfte. Und dann kamen wir aus Kurve 2.“
„Ich bin meine normale Rennlinie gefahren, habe keine komischen Manöver gemacht oder so. Und aus irgendeinem Grund, den ich immer noch nicht verstehe, sind wir kollidiert“, grübelt Sainz.
„Ich glaube, er hatte auf der linken Seite viel Platz. Ich habe keine komischen Bewegungen gemacht, aber so ist das nun einmal im Rennsport“, zuckt er die Achseln und betont: „Charles vor mir bewegt sich auch nach links. Ich folge natürlich einfach seinem Windschatten.“
Wolff: Ferrari und McLaren „zu weit weg“
Mercedes hatte Glück, auf dem Podium zu landen. „Nein“, antwortet Teamchef Toto Wolff bei Himmel War er also ehrlich, als er gefragt wurde, ob er heute mit einem Top-3-Ergebnis gerechnet hatte?
„Es geht nur um das Reifenmanagement und (…) wie man das Rennen managt. Und natürlich war das Tempo von Piastri und Leclerc viel zu weit von uns entfernt, weil sie den Reifen total ruiniert haben und trotzdem noch schnell waren. Das können wir uns nicht leisten“, erklärt er.
Schließlich habe es „eine Menge zu lernen und hoffentlich in Singapur anzuwenden“ gegeben. Für Hamilton sei das Rennen aus der Boxengasse auch „ein zusätzliches Experiment“ gewesen, „und es hat sich definitiv gelohnt“, sagte Wolff.
Unterm Strich bleibt also: ein glücklicher dritter Platz und viele wichtige Daten für die Zukunft.
Warum war Verstappen so langsam?
Helmut Marko versucht sich ServusTV eine Erklärung: „Allgemein war unser Tempo mit Max zu gering. Mit Checo war es ok. Max hatte zwischendurch sehr schnelle Runden, konnte diese aber nicht durchgängig fahren.“
Der Grund dafür liege im Set-up. Übertreibe man es mit dem RB20, „verlierst du plötzlich an Leistung, und das war heute der Fall“, so Marko, „und auch der Reifenverschleiß war deutlich höher als bei Checo. Außerdem hatte er Bremsprobleme.“
„Es hat sich also alles zusammengefügt. Aber sagen wir es so: Wir sind auf einem guten Weg. Ich fürchte aber, dass wir vor Austin keine Fortschritte machen können. Wir müssen also noch über Singapur“, betont er.
Zum Crash zwischen Perez und Sainz meinte er unterdessen: „Perez wollte Leclerc überholen und ist dabei etwas auf die Spur gerutscht. Dann hat Sainz ihn überholt, er hat ihn wieder überholt und dann ist Sainz, so habe ich das gesehen, völlig unmotiviert in Checos Auto gefahren.“
McLaren-Vorfall
Mittlerweile gibt es ein offizielles FIA-Dokument zur McLaren-Untersuchung. Darin heißt es:
„Angeblicher Verstoß gegen Artikel 34.13 des sportlichen Reglements der FIA Formel 1 – Teampersonal und -ausrüstung in der Boxengasse während des Rennens.“
Noch während des Rennens sollen sich Mitarbeiter und Gerät in der Boxengasse befunden haben.
Wichtig anzumerken ist, dass es hierfür keine sportliche Strafe geben wird, wohl aber eine Geldstrafe. Piastris Sieg ist also nicht in Gefahr.
Anhörung
Carlos Sainz und Sergio Perez müssen um 15:30 Uhr unserer Zeit zur Rennleitung, um sich für ihren Crash kurz vor Rennende zu verantworten.
Experte Christian Klien sagt ServusTV „Sainz kam definitiv nicht abrupt rüber. Er versuchte auch, seine Position gegen Perez in Richtung Kurve 3 zu verteidigen.“
„Natürlich zieht Sainz leicht nach links, aber nicht abrupt. Das muss der Fahrer dahinter sehen. Ich glaube nicht, dass Sainz schuld ist, aber ich glaube auch nicht, dass Perez schuld ist“, sagte Klien.
Zu den weiteren Ermittlungen liegen leider noch keine offiziellen Unterlagen vor, so dass wir noch nicht mit Sicherheit sagen können, um welche Vorfälle es sich genau handelt.
Piastri: Hatte nur diese eine Chance
Der Rennsieger fasst sein Rennen so zusammen: „Ich habe zu Beginn des Rennens versucht, nach vorne zu kommen, aber als ich aus dem DRS gefallen bin, hat mir einfach die Pace gefehlt.“
„Nach dem Stopp habe ich gesehen, dass wir wieder ganz nah dran waren und ich habe gespürt, dass wir etwas mehr Grip haben“, berichtet er und begründet, dass er Leclerc schnell überholen musste.
„Denn ich wusste, wenn ich nicht gleich zu Beginn des Stints vorbeikomme, werde ich nie vorbeikommen. Also habe ich ziemlich heftig attackiert, aber es ist mir gelungen“, sagte er zufrieden.
Danach war es ein harter Kampf, bis Leclerc wenige Runden vor Schluss aus dem DRS fiel. „Es war also harte Arbeit“, sagte Piastri.
Ermittlungen gegen Verstappen und McLaren
Nun wird es wieder hitzig: Nicht nur gegen Sainz und Perez laufen Ermittlungen, sondern auch gegen Verstappen und die beiden Alpine-Piloten. Offenbar gab es in jedem Fall einen Verstoß hinter dem VSC.
Und gegen McLaren laufen auch Ermittlungen, diesmal wegen eines „Pit Lane-Verstoßes“. Es könnte ein langer Abend werden…