Die Staatsanwaltschaft Fulda führt derzeit gemeinsam mit dem Polizeipräsidium Osthessen ein Ermittlungsverfahren gegen ein Mitglied des Vereins Karate-Dojo Rotenburg.
Rotenburg – Hintergrund dieses Verfahrens sind Hinweise darauf, dass es in dem Verein über mehrere Jahre hinweg zu sexuellen Handlungen gegen Kinder und Jugendliche gekommen sein soll. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage unserer Zeitung.
Aus ermittlungstaktischen und datenschutzrechtlichen Gründen sowie aufgrund des frühen Ermittlungsstadiums äußert sich die Staatsanwaltschaft derzeit nicht näher zum Verfahren. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Polizei dauern noch an. Die Staatsanwaltschaft weist zudem darauf hin, dass die Unschuldsvermutung gilt – ein Grundprinzip des Strafverfahrens, das besagt, dass ein Beschuldigter bis zu einem rechtskräftigen Urteil zunächst als unschuldig gilt.
Ermittlungen gegen ein Mitglied des Vereins Karate-Dojo Rotenburg
Nach Informationen unserer Zeitung aus dem Umfeld des Vereins reichten vier Jugendliche zunächst Anzeige bei ihren Erziehungsberechtigten ein, nachdem ein Elternteil von den entsprechenden Vorfällen oder Vorwürfen Kenntnis erlangt hatte. So kamen die Ermittlungen ins Rollen.
Im Zusammenhang mit den Ermittlungen hat die Kriminaldirektion des Polizeipräsidiums Osthessen nun ein Schreiben an Vereinsmitglieder und Personen, die an Vereinsaktivitäten teilgenommen haben, verschickt. Darin bittet die Polizei mögliche Opfer und Zeugen um Kontaktaufnahme. Die Polizei bittet außerdem darum, auf persönliche Kontakte zu potenziell Betroffenen zu verzichten, um den Eingriff „nachweislich und ordnungsgemäß“ durchführen zu können. In dem Schreiben werden auch Beratungsstellen für Betroffene erwähnt.
Der Brief sorgte im Verein und darüber hinaus in der Region für Verunsicherung und Diskussion. Nach Informationen unserer Zeitung sind Mitglieder und Nahestehende des Vereins fassungslos und besorgt. „In all den Jahren, in denen das Mitglied im Verein war, hat man nie etwas davon gemerkt“, sagt eine Person, die nicht namentlich genannt werden wollte. Gleichzeitig äußerten die Mitglieder ihr Bedauern darüber, dass der Karate-Verein und sein Ruf durch den Vorfall nun gelitten hätten.
Der Vorstand des Karate-Vereins teilte unserer Zeitung auf Nachfrage mit, man arbeite derzeit eng mit Polizei und Staatsanwaltschaft zusammen und könne sich im Rahmen der Ermittlungen noch nicht zu den Vorfällen äußern. „Wir tun alles, um das Wohl der Kinder und Jugendlichen im Verein sowie des Vereins selbst zu schützen.“ (Von Carolin Eberth)
Es wäre kein Einzelfall in Rotenburg
Der aktuelle Tatverdacht wäre nicht der erste Fall, in dem Rotenburger Ermittlungsbehörden wegen mutmaßlicher Sexualstraftaten zum Nachteil von Schutzberechtigten tätig würden. Erst im vergangenen Jahr fällte das Landgericht Fulda ein aufsehenerregendes Urteil: Im September 2024 wurde ein ehemaliger Schulleiter aus Rotenburg wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in über 90 Fällen zu sieben Jahren Haft plus anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.