Rund drei Wochen nach dem Verschwinden des achtjährigen Fabian aus Güstrow und seinem gewaltsamen Tod wandten sich die Ermittler an die Öffentlichkeit und enthüllten grausame Details. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft und der Polizei wurde Fabian am 10. Oktober, dem Tag seines Verschwindens aus der Wohnung seiner Mutter in Güstrow, getötet und an einem Teich in der Nähe von Klein Upahl deponiert, wo er später gefunden wurde. „Die Leiche wurde dann angezündet, vermutlich um Beweise zu verschleiern“, sagen die Ermittler.
Fall mit „Aktenzeichen XY… ungelöst“
Der Mord an dem Kind soll sich nach Angaben der Ermittler zwischen 11 und 15 Uhr ereignet haben. Sie bitten alle Zeugen, die sich in diesem Zeitraum im Umfeld des Fundortes in Klein Upahl aufgehalten haben, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen. Dabei gehe es um „relevante Erkenntnisse über Personen, Fahrzeuge und andere Sachverhalte“.
+++ Alle Artikel zum Mordfall Fabian finden Sie hier +++
Am Mittwochabend wird der Mordfall Fabian auch Gegenstand der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ sein. Dort solle auch wieder der Zeugenaufruf erfolgen und eine Hotline-Rufnummer eingerichtet werden.
Der grausame Tod von Fabian beschäftigt seit mehreren Wochen ganz Mecklenburg-Vorpommern und darüber hinaus. Nach Nordkurier-Informationen durfte der Junge am 10. Oktober zu Hause bleiben, weil es ihm nicht gut ging. Nach Angaben der Mutter waren sich die beiden darin einig.
Mutter erhebt Vorwürfe gegen die Polizei
Nach Nordkurier-Informationen und eigener Darstellung soll die Mutter von Anfang an ein schlechtes Bauchgefühl über die Umstände seines Verschwindens gehabt haben. Sie soll sofort von einem Foulspiel ausgegangen sein. Die Polizei war in erster Linie beruhigend. Die Ermittlungsbehörden machen keine Angaben dazu, wann genau von einer Straftat ausgegangen wurde und ob diese Möglichkeit schon frühzeitig im Fokus der Ermittlungen stand. Generell halten sich die Behörden mit der Auskunftserteilung im Mordfall Fabian zurück. Den Kommentar unseres Autors finden Sie hier.
Groß angelegte Suche – Spuren, die verloren gehen
Nach der Meldung der vermissten Person leiteten die Einsatzkräfte eine groß angelegte Suchaktion ein. Polizei, Feuerwehr und Suchhunde durchkämmten die Stadt Güstrow und das Umland. Am Inselsee trafen Spürhunde ein, die zu Ermittlungen im Uferbereich führten. Ein weiterer Weg führte zum Haus des Vaters, verlor sich jedoch im Wald.
Im Wald bei Klein Upahl: Ex-Partner findet Leiche
Am Dienstag nach seinem Verschwinden wurde Fabian tot in einem abgelegenen Wald bei Klein Upahl aufgefunden. Eine Frau, die nach Recherchen des Nordkurier die Ex-Freundin des Vaters war, will die Leiche bei einem Spaziergang gefunden haben. Sie erklärte unserer Redaktion: „Ich bin mit meiner Freundin im Wald spazieren gegangen, weil es ihr nicht gut ging.“ Plötzlich stießen die Frauen auf die Leiche des Kindes. Seitdem sorgen der Finder, der Standort und die persönliche Verbindung für Diskussionen – in sozialen Netzwerken ebenso wie im Kreis der Angehörigen. Jetzt ist klar: Als Fabian gefunden wurde, war er bereits seit vier Tagen tot.
Durchsucht zwei Objekte
Laut Obduktionsbericht und DNA-Analyse war klar: Es war Fabian. „Wenn Kinder getötet werden, beginnt die Spurensuche meist im unmittelbaren Umfeld des Kindes“, erklärt Profiler Axel Petermann im „Bild“.
Zuletzt gab es zwei große Durchsuchungen. Am Donnerstag (23. Oktober) geriet eine Mülldeponie ins Visier der Ermittler. Am Montag (20. Oktober) durchsuchten Ermittler einen Bauernhof in Reimershagen. Dort trafen Rettungskräfte mit Baggern, Schaufeln und Metalldetektoren ein. Nach Nordkurier-Informationen ging es um die Suche nach der Tatwaffe, vermutlich einem Messer.
Am 30. Oktober fand in Güstrow eine Trauerfeier für Fabian statt. Mehr als 500 Menschen versammelten sich in der Kirche, um des Ermordeten zu gedenken. Noch mehr Menschen versammelten sich vor der Kirche. „Mit diesem Gottesdienst möchten wir, Fabians Familie, allen danken, die bis zum Schluss die Hoffnung nicht aufgegeben haben“, hatte Fabians Mutter zuvor im Nordkurier erklärt. Sie wollen jedem, der das Bedürfnis verspürt, die Möglichkeit geben, „von unserem kleinen Sonnenschein Abschied zu nehmen, bevor die Beerdigung im engsten Kreis stattfindet“. Dies geschehe aus Respekt vor denen, „die uns unterstützt und zur Seite gestanden haben, allen Helfern, Polizei- und Rettungskräften, Hundeführern, Pfarrern, allen Spendern und allen, die wir vergessen haben.“
Die emotionalen Bilder von der Trauerfeier können Sie im Video oben sehen.
„Wir haben einfach nicht diese Kraft.“
Die Familie nahm persönlich am Gottesdienst teil, bat jedoch im Vorfeld darum, auf persönliche Beileidsbekundungen zu verzichten: „Diese Kraft fehlt uns einfach“, sagte Fabians Mutter gegenüber unserer Redaktion.
Pfarrer Jens-Peter Schulz stellte in seiner Predigt das Mitgefühl der Menschen in den Mittelpunkt. „Fabians Tod berührt uns“, erklärte er in seiner Predigt immer wieder. Er betonte unter anderem, dass er sich nicht auf seinen Tod konzentrierte, sondern auf sein Leben, etwa im Fußballverein oder Jugendverein. Jens-Peter Schulz machte deutlich, dass nicht der Tod, sondern Gott das letzte Wort hat.
Gleichzeitig stellte er auch die Frage nach dem Warum und verlas in diesem Zusammenhang mitfühlende Botschaften, die er aus ganz Deutschland erhalten hatte. „Ich habe versucht, den Menschen die Hoffnung auf die Ewigkeit mit Gott zu geben.“ Das bedeute, dass Fabian nun in guten Händen sei und Gottes Hände ihn warm umschließen, erklärte der Pfarrer.
Der Sportverein würdigte Fabian und zeigte sein Trikot
Auch Vertreter des Sportvereins, darunter der stellvertretende Vorsitzende Jan Boralewski, würdigten Fabian mit einer kurzen Rede. Die Vereinsmitglieder hatten sogar sein Trikot mit der Nummer 15 dabei, das er erst zwei Tage vor seinem Verschwinden erhalten hatte.
„Wir sind erleichtert, dass wir uns verabschieden konnten. Dies war die letzte Gelegenheit dazu“, erklärte Jan Boralewski nach dem Gottesdienst. Nun muss er die Ereignisse sacken lassen. Doch er weiß, dass Fabians Tod noch lange nachwirken wird. Das Trikot wird die Sportler im Verein immer an Fabian erinnern. Es wird noch einige Monate dauern, bis wieder Normalität einkehrt. Auch ihn sei die Solidarität der Güstrower Bevölkerung in den vergangenen Tagen berührt gewesen, sagte Boralewski.
Fabian ist seit zwei Monaten Mitglied der „Lok-Zwerge“ des ETSV Güstrow. Zwei Tage vor seinem Verschwinden erhielt er sein Trikot mit der Nummer 15. Es wird nun seinen Platz im Verein haben. (Foto: ZVG)
Die Trauer bringt Fabian nicht zurück, aber er lebt in den Erinnerungen weiter. Er spielte auch auf Fabians Besuch im Jugendclub „Alte Molkerei“, im Hort und beim ETSV-Sportverein an. In dieser Zeit der Trauer und des Unglaubens zog Güstrow zusammen. Der Bürgermeister bat darum, diese Kraft und Solidarität auch in die Zukunft mitzunehmen.
Güstrows Oberbürgermeister Sascha Zimmermann betonte in seiner Ansprache während des Gottesdienstes die große Anteilnahme der Menschen. „Jedes Anzünden einer Kerze hat gezeigt, dass Güstrow zusammengehalten hat und dass Güstrow zusammenhält“, betonte Zimmermann mit hörbar emotionaler Stimme.

In der Güstrower Pfarrkirche war bei der Trauerfeier für den ermordeten Fabian fast jeder Platz besetzt. (Foto: Nadine Schuldt)
