„Erinnerst du dich“ im Kino

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JJedes junge Paar denkt, es sei immun gegen den Alltag, die Abnutzung der Liebe und die Probleme des Alterns. So erging es Günter und Marianne. Als sie sich auf einer Bootsfahrt mit gemeinsamen Freunden trafen, erzählte er ihr von seinem Traum, sein Leben niemals der Mittelmäßigkeit zu überlassen. Es soll etwas Besonderes sein. Und sie nahm begeistert seine Hand und versprach ihm: Das wird so sein.
Fünf Jahrzehnte später sitzen die beiden Achtzigjährigen in ihrem Wohnzimmer und meckern einander an. Es gibt keine offensichtlichen Probleme und somit auch keine Gründe dafür: Das Haus ist abbezahlt, die Kinder haben gute Jobs, die Rente bleibt großzügig genug für einen entspannten Ruhestand. Aber das Glück wird nicht kommen. Und die Liebe scheint verloren zu sein.
Nicht plötzlich, wie im Kästner-Gedicht, sondern allmählich im Laufe der Jahre. Regisseur Rainer Kaufmann zeigt in seinem Film „Do You Know“ gleich zu Beginn, dass es ihn einmal gegeben hat. Während Günther Maria Halmer als grummelnder Rentner Günter mit einem karierten Einkaufswagen vom Supermarkt nach Hause wackelt und Senta Berger als seine Frau Marianne in einer Schüssel in der Küche die Zutaten für Zitronentarte mischt, sind Bilder einer wackeligen Super-Eight-Kamera zu sehen : das junge Paar in den Siebzigern. Er, mit langen Hippie-Haaren, bläst Küsse in die Kamera, sie (Berger in einer Originalaufnahme mit diesem Gesicht, das damals von München bis Hollywood alle verzauberte) springt im Tunika-Kleid über Terrassenstühle.
Zwischen den Bildern, erzählt uns der Film, liegen fast fünfzig Jahre Ehe und eine gewisse Entfremdung. Die beiden injizieren nun kleine Dosen Gift, von denen eine ausreichen würde, um ein neues Paar zu töten. Aber Marianne und Günter haben eine Routine entwickelt, was das Necken angeht, und über die Jahre hat sich diese Gewohnheit zu einem Panzer geformt. Man merkt es kaum noch. Gibt es überhaupt noch Liebe?
Kleine Gesten der Liebe
Das verraten nur kleine Gesten. Als Günter den defekten Bewegungsmelder unbedingt selbst wieder unter der Dachrinne festschrauben will, ruft Marianne beim Aufstieg auf die klapprige Leiter ein barsches „Sei nur vorsichtig“, doch sie legt ihre schützende Hand auf seine Oberschenkel, ihre Augen sprechen von Sorge, wo die Stimme kann nicht mehr.
Überhaupt: Diese Augen von Senta Berger, zwei eisblaue Sterne (das Kostüm hebt die Farbe mit einer passenden Jacke hervor), die dieses Kammerspiel erhellen. Ohne Frage ist Berger der große Pluspunkt dieses Films, der zweite ist Günther Maria Halmer. Hat sie, die mit 82 Jahren kaum noch Rollen annimmt, die Wahl ihres Filmpartners besonders überzeugt?
Das Ehepaar Berger/Halmer
Mit Halmer arbeitete sie bereits in der Serie „The Fast Gerdi“ zusammen (verfilmt 2004 von ihrem Mann, dem Regisseur Michael Verhoeven). In den letzten zwanzig Jahren spielten Berger und Halmer zudem in drei Filmen („Bis dein Tod uns scheidet“, „Willkommen im Land“ und „Die Hochzeit meiner Eltern“) ein Ehepaar spürbar; es verleiht dem Stück Tiefe und bewahrt den Film davor, zu einer oberflächlichen Beziehungskomödie zu werden.
Regisseur Kaufmann tut gut daran, seinen Hauptdarstellern so viel zu vertrauen. Er konzentriert sich auch räumlich auf sie und lässt den Film fast ausschließlich um sie in diesem großen Haus kreisen. Nur die Eröffnungsszene spielt an anderer Stelle. Günter wartet mit dem karierten Einkaufswagen auf seinen Freund Heinz, der, gespielt von Konstantin Wecker, mit dem Auto angestürmt kommt und ihm eine Streichholzschachtel mit zwei blauen Pillen überreicht.
„Es wird nicht lange dauern, aber es lohnt sich“, verspricht er, als er Günter die Tabletten überreicht, die nicht die Libido, sondern das Gedächtnis wecken sollen. Günter besorgte es sich und Marianne als Geschenk zum Hochzeitstag und schon bald stellt sich der gewünschte Effekt ein: Verborgen geglaubte Erinnerungen tauchen wieder auf. Berger macht dieses Umlegen des Erinnerungsschalters im Gehirn mit einem plötzlichen Strahlen in ihrem Gesicht deutlich, das einen kurz fragen lässt, ob das an ihrem Talent oder einem Lichttrick liegt. Nach der Aufklärung bleibt den beiden nur noch, die Erinnerung festzuhalten, denn die Pillen wirken nicht lange. Dieses Festhalten wird zu einem Kampf um die Liebe, nicht kitschig, sondern so zärtlich, wie es nur große Schauspieler vermitteln können.
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