Wochenlang suchte die Berliner Polizei nach einem Unbekannten, der am S-Bahnhof Neukölln einen Sprengsatz zurückgelassen hatte. Die Fahndung ist nun beendet. Nach Informationen der Berliner Zeitung sprengte sich der Mann in die Luft – aus Versehen.
Am 30. Oktober wollte die Bundespolizei den Mann am S-Bahnhof Neukölln kontrollieren. Er flüchtete über die Gleise und ließ eine Umhängetasche zurück, in der die Beamten ein mit Klebeband und Drähten umwickeltes Paket fanden. Eine schnelle Analyse ergab, dass es sich um ein halbes Kilogramm hochexplosives Triacetontriperoxid (TATP) handelte. Entschärfungsbeamte der Bundespolizei transportierten die Tasche vorsichtig zum Park Thomashöhe und sprengten sie dort in die Luft.

Die Polizei suchte nach diesem Mann. Die Suche nach ihm konnte nun beendet werden.Bankleitzahl
Der Sprengstoff TATP ist äußerst stoß- und druckempfindlich. Er wird von Terroristen benutzt. Auch die Pariser Attentäter, die 2015 130 Menschen töteten, nutzten TATP.
Die „Mutter des Teufels“, wie die Substanz auch genannt wird, wird von Kriminellen auch zum Sprengen von Geldautomaten eingesetzt. Nach Angaben der Ermittler hatte der Flüchtende auch Letzteres geplant. Als er in der Nacht zum 24. November offenbar in einer Wohnung im niedersächsischen Lohne an einer Bombe arbeitete, explodierte diese versehentlich. Die Wohnung brannte vollständig nieder. Feuerwehrleute fanden eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche.
Die Berliner Staatsanwaltschaft teilte am Freitagnachmittag mit, es gebe Hinweise darauf, dass es sich bei dem Verstorbenen um den 34-Jährigen handele. Das Ergebnis der zur eindeutigen Identifizierung erforderlichen DNA-Untersuchung liegt noch nicht vor.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen handelt es sich um einen 34-Jährigen mit polnischer Staatsbürgerschaft. Die Polizei sucht noch immer nach seinem mutmaßlichen Komplizen, einem Moldawier.
International organisierte Banden sprengen seit Jahren Geldautomaten. Die Polizei beobachtet, dass sich die Explosionen zunehmend von Westdeutschland nach Osten verlagern. Auch in Berlin stieg die Zahl deutlich an: Im Jahr 2020 gab es vier Explosionen. Im vergangenen Jahr waren es 24, in diesem Jahr gab es bereits 39 Explosionen. In 14 davon erbeuteten die Täter das Geld.
Nach Angaben der Sicherheitsbehörden werden Anwohner zunehmend durch solche Explosionen gefährdet – nicht nur, weil die Sprengstoffe gefährlicher geworden sind, sondern auch, weil in Wohngebäuden und Geschäften viele Geldautomaten installiert sind.
Berlins Innensenator will Banken zur Sicherung von Geldautomaten verpflichten
Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sieht darin eine besorgniserregende Entwicklung, die nicht nur erhebliche wirtschaftliche Schäden verursacht, sondern auch die Sicherheit der Bürger massiv gefährdet. Deshalb fordert Spranger, der sich dazu in einer Notiz auf der Innenministerkonferenz geäußert hat, gesetzliche Regelungen für Banken und die Kreditwirtschaft, damit diese Sicherheitsmaßnahmen ergreifen können: „Die Banken haben eine besondere Verantwortung, ihre Infrastruktur in solchen Fällen zu sichern.“ eine Möglichkeit, wie diese Taten erschwert oder verhindert werden können.“ sagte Spranger.
Zu diesen Maßnahmen gehören Sicherheitstechnologien wie verstärkte Gehäuse, Farbpatronen, die Banknoten unbrauchbar machen oder die Verlagerung von Geldautomaten an weniger gefährdete Standorte. „Es sollte nicht die alleinige Aufgabe der Sicherheitsbehörden und der Berliner Polizei sein, auf diese Bedrohung zu reagieren“, sagte Spranger.
Bisher sind solche Sicherheitsmaßnahmen, die mit zusätzlichen Kosten verbunden sind, freiwillig, weshalb viele Banken darauf verzichten.
