Entwicklung reicht nicht aus
Der Ausbau erneuerbarer Energien wird im Jahr 2024 Rekordniveau erreichen
15. Oktober 2025, 11:16 Uhr
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Auch wenn US-Präsident Trump kaum auf erneuerbare Energien setzt, schreitet der Ausbau voran. Im Jahr 2024 werden weltweit mehr Kapazitäten hinzukommen als je zuvor. Experten zufolge reicht dies jedoch nicht aus, um das ambitionierte 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
Trotz Rekordwachstum beim Ausbau der erneuerbaren Energien kommen Länder weltweit nicht schnell genug voran, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Das zeigt ein Zwischenbericht der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (Irena).
Die neu installierte Leistung aus erneuerbaren Energien wie Sonne, Wind und Wasserkraft lag im Jahr 2024 bei rund 582 Gigawatt – ein Rekord und eine Steigerung von gut 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies reicht jedoch noch nicht aus, um das auf der UN-Klimakonferenz 2023 in Dubai vereinbarte Ziel einer Verdreifachung der Kapazität auf 11,2 Terawatt bis 2030 zu erreichen. Von nun an wären jährlich zusätzlich 1.122 Gigawatt Kapazität erforderlich. Ein Gigawatt entspricht einer Million Kilowatt.
Auch das Ziel, die Energieeffizienz bis 2030 zu verdoppeln, wird zu langsam vorangetrieben. Die jährliche Wachstumsrate liegt derzeit bei etwa einem Prozent, nötig wären aber vier Prozent.
Im Jahr 2025 könnte der Rekord deutlich übertroffen werden
Trotz der Lücke sei das Ziel immer noch erreichbar, so Irena-Generaldirektor Francesco La Camera. „Im Jahr 2025 könnten wir auf über 700 Gigawatt, möglicherweise sogar 750 Gigawatt kommen, und das bedeutet, dass wir die Lücke schließen“, sagte er. Die Energiewende ist nicht aufzuhalten. Es ist die günstigste Art, Strom zu erzeugen. US-Präsident Donald Trump hat in diesem Jahr die Steuergutschriften für Solar- und Windprojekte überarbeitet, was Investitionen in den USA behindern könnte. Allerdings wird laut La Camera weiterhin weltweit mit Wachstum gerechnet.
Fortschritte bei der Energiewende werden auch Thema der Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen sein, die am 10. November in Brasilien beginnt. UN-Generalsekretär António Guterres sagte, erneuerbare Energien seien mittlerweile schneller und günstiger verfügbar als die klimaschädlichen fossilen Energieträger Öl, Gas und Kohle. „Aber das Zeitfenster zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze schließt sich rapide. Wir müssen die gerechte Energiewende vorantreiben, ausbauen und beschleunigen – für alle und überall.“
Das 1,5-Grad-Ziel rückt immer weiter in weite Ferne
Das beim UN-Klimagipfel in Paris 2015 vereinbarte Ziel, die globale Erwärmung auf nur 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen, gilt mittlerweile als kaum noch erreichbar. Das Jahr 2024 hat bereits die 1,5-Grad-Marke durchbrochen. Allerdings gilt das Ziel offiziell erst dann als verfehlt, wenn es mehrere Jahre lang überschritten wurde.
Im Irena-Bericht heißt es außerdem, dass die G20-Staaten, also die größten Industrie- und Schwellenländer, die Führung beim Ausbau erneuerbarer Energien übernehmen müssen. Bis 2030 sollen sie über 80 Prozent der weltweiten Kapazität ausmachen. Dringend erforderlich sind zudem massive Investitionen in Netzwerke, Lieferketten und in die Produktion von Technologien für Solar- und Windenergie, Batterien und sogenannten grünen Wasserstoff.
Für Europa schätzte Allianz Trade im Sommer den jährlichen Investitionsbedarf in Stromnetze und Energiespeicher auf 95 bis 130 Milliarden Euro. Der größte Investitionsbedarf besteht daher in Deutschland.
Letzte Woche zeigte eine Studie der Denkfabrik Ember, dass im ersten Halbjahr 2025 weltweit erstmals mehr Ökostrom als Kohlestrom produziert wurde. Der Anteil erneuerbarer Energien am weltweiten Strommix ist auf 34,3 Prozent gestiegen, während der Anteil der Kohle auf 33,1 Prozent gesunken ist. Am Montag wurde eine von 160 Forschern aus aller Welt durchgeführte Studie mit dem Titel „Global Tipping Points“ veröffentlicht, die darauf hindeutet, dass die globale Erwärmung früher als erwartet gefährliche Schwellenwerte überschreiten wird.