Kiel. Die sozialen Vermieter in Schleswig-Holstein stehen der schwarz-grünen Landesregierung skeptisch gegenüber. Grund ist eine Kostenprognose für die Energiewende, die Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) vergangene Woche vorstellte.
Lesen Sie mehr nach dem Werbung
Lesen Sie mehr nach dem Werbung
Es ist eine Studie der Arbeitsgemeinschaft Zeitgemäßes Bauen, im Auftrag des Kommunalbundes und bezahlt von der Landesregierung: Zum Erreichen eines klimaneutralen Gebäudebestands bis 2040 seien deutlich weniger Sanierungsmaßnahmen nötig als bislang angenommen – die volkswirtschaftlichen Kosten lägen bei 82,5 Milliarden Euro statt der ursprünglich angenommenen 140 Milliarden Euro. Die entsprechenden Mieterhöhungen pro Quadratmeter lägen laut Innenminister in sozial verträglicher Höhe von ein bis zwei Euro. Andreas Breitner, Verbandsgeschäftsführer der Norddeutschen Wohnungsunternehmen (VNW), hält das für Augenwischerei.
Breitner: „Nicht aus der Portokasse zu bezahlen“
„Wer einen falschen Eindruck erweckt, handelt fahrlässig“, sagt er und verweist auf die enormen Investitionen, die gerade in den Altbaubestand fließen. „Die Energiewende wird nicht aus eigener Tasche zu bezahlen sein, das weiß jeder.“ Allein die prognostizierten Mieterhöhungen von bis zu zwei Euro würden für eine 80-Quadratmeter-Wohnung 160 Euro Mehrkosten pro Monat bedeuten.
Lesen Sie mehr nach dem Werbung
Lesen Sie mehr nach dem Werbung
Derzeit liegt die monatliche Nettokaltmiete für eine Sozialwohnung im Norden im Schnitt bei 6,70 Euro pro Quadratmeter. Dass sich dieser Preis im Zuge des Ziels der Klimaneutralität um bis zu sieben Euro pro Quadratmeter erhöhen wird, hält Breitner für realistisch. Für viele führe dies an die Grenzen der finanziellen Leistungsfähigkeit. „Manche sogar darüber hinaus.“
Weil die Landesregierung mögliche soziale Verwerfungen befürchtet, habe sie einen „geglätteten Gesetzentwurf“ vorgelegt. „Das ist ärgerlich und verschiebt die Wahrheit in die Zukunft.“ Zumal es auf Bedingungen aufbaut, die es faktisch nicht gibt. „Die Unternehmen des VNW haben immer wieder erlebt, dass Stromnetzbetreiber Wärmepumpen wegen fehlender Netzkapazitäten nicht anschließen. Auf den Kosten bleiben die Unternehmen sitzen.“ „Erneuerbare Energien sind der Schlüssel für eine erfolgreiche und bezahlbare Energiewende“, sagt Breitner. „Wenn es genügend Ökostrom gibt, rückt die Energieeffizienz des einzelnen Gebäudes in den Hintergrund.“ Das habe allerdings auch der Innenminister betont.
CN