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Energieversorger verklagen Bauunternehmer Gröner


exklusiv

Stand: 5. November 2025 13:02 Uhr

Unternehmen der Gröner-Gruppe haben offenbar Rechnungen für Wasser und Heizung nicht bezahlt MDR-Recherche anzeigen. Energiekonzerne in Berlin und Leipzig ziehen vor Gericht. Mieter in Köln haben Angst davor, im Regen stehen zu müssen.

Von Marcel Siepmann und Tom Fugmann, MDR

Im Frühjahr 2023 wurde das Geld im Firmennetzwerk von Christoph Gröner offenbar so knapp, dass selbst Rechnungen für Heizung und Wasser nur noch teilweise bezahlt werden konnten. MDR-Ermittler und „Zeit“ konnten Dokumente einsehen, aus denen hervorgeht, dass Gröner-Unternehmen im Jahr 2023 über 850.000 Euro an Rechnungen der Berliner Wasserbetriebe nicht bezahlt hatten. Wie das Landesunternehmen mitteilte, wartet es derzeit auf Zahlungen von Gröner-Unternehmen in Höhe von insgesamt 1,24 Millionen Euro.

Den gesamten Betrag wollte der Anwalt von Christoph Gröner auf Nachfrage nicht bestätigen. Zu den unbezahlten Rechnungen vor zwei Jahren schreibt er, dass die Energiekosten von 2020 – 2022 nicht direkt an die Mieter weitergegeben werden könnten. Er erläutert den aktuellen Bedarf mit Kosten in Millionenhöhe für Wasserversorgungsleistungen für ein Bauprojekt der CG Group.

Der Anwalt versichert uns, dass die offenen Forderungen vollständig beglichen werden. Darauf wollen die Berliner Wasserbetriebe jedoch nicht länger warten. Sie wollen Teile der ausstehenden Schulden gerichtlich eintreiben.

Gröner Unternehmen in Insolvenzverfahren

Häuser, Grundstücke, Luxusimmobilien: Das Imperium des Bauunternehmers Christoph Gröner wuchs seit Jahren. Aber seit über einem Jahr es gibt eine Krise. Mit steigenden Zinsen und Baupreisen geriet die Baubranche unter Druck – und auch die Gröner-Gruppe blieb davon nicht verschont. Auf Baustellen liegt Stillstand, Handwerker klagen wegen unbezahlter Rechnungen und die Staatsanwaltschaft Leipzig ermittelt gegen Christoph Gröner wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung.

Der Vorwurf entbehre jeder Grundlage und werde sich nach eingehender Untersuchung als unbegründet erweisen, sagte Gröners Anwalt. „Zahlungsunfähigkeit bzw. Zahlungsunfähigkeit und/oder Überschuldung können keinesfalls zwangsläufig und ohne weiteres zu dem Vorwurf der Insolvenzverschleppung führen“, führt er weiter aus.

Mehrere Gröner-Unternehmen befinden sich in Insolvenzverfahren – darunter auch die Gröner Group GmbH. Die Zahlungsschwierigkeiten bekommen vor allem Finanziers, Investoren und Bauunternehmen zu spüren und – wie Untersuchungen von MDR-Ermittler und „Time“-Show – mehrere kommunale Energieversorger.

Beschwerden von Berlinern Energieversorger

Dazu gehört auch der Wärmeversorger BEW Berliner Energie undwärme. Erst kürzlich wurde das Unternehmen wieder in öffentliche Hände überführt – seit Mai 2024 gehört es wieder vollständig dem Land Berlin. Hierzu zählen auch Forderungen gegenüber den Gröner-Gesellschaften.

Aus BEW-Unternehmenskreisen heißt es, es gebe offene Forderungen in Höhe von rund einer halben Million Euro. Um die Gelder nicht abschreiben zu müssen, klagt die BEW mit Teilen der ausstehenden Schulden vor Gericht, sagt sie MDR-Ermittler mit. Der Anwalt von Christoph Gröner will die offenen Forderungen der BEW nicht bestätigen. Zur Höhe der ausstehenden Schulden äußert sich die BEW nicht öffentlich.

Beim Landgericht Berlin liegen vier Klagen Berliner Energieversorgungsunternehmen gegen Gröner-Unternehmen mit einem Gesamtwert von 156.537,79 Euro vor. Die Gröner-Unternehmen wurden in allen Verfahren zur Zahlung verurteilt. Drei der Verfahren sind noch nicht rechtskräftig.

Entlassungen und Heizung abgeschaltet

Bereits im Frühjahr 2025 gemeldet MDR-Ermittler über einen Mieter in Leipzig, dessen Heizung seit April 2024 nicht mehr läuft. Und das, obwohl der Gewerbemieter seine Nebenkosten immer pünktlich bezahlt hatte. Von den Leipziger Stadtwerken erfuhr er, dass der Vermieter, ein Gröner-Unternehmen, Rechnungen für das Grundstück nicht bezahlt hatte.

Mittlerweile spitzt sich die Lage zu: Er hat zum Jahresende die Kündigung erhalten. Auch anderen Mietern des Gebäudes wurde gekündigt. Der Anwalt von Christoph Gröner schreibt, dass es sich bei dem Projekt um eine zum Verkauf stehende Entwicklung handele. Die Verwaltung der Räume ist daher nicht mehr möglich.

Händler berichten, dass auch die Heizung anderer Leipziger Mieter vorübergehend abgeschaltet wurde. Teilen Sie die Leipziger Stadtwerke MDR-Ermittler dass Unternehmen, die mit Gröners Werk in Verbindung stehen, Rechnungszahlungen im mittleren sechsstelligen Bereich schulden.

Gröners Anwalt will die Höhe nicht bestätigen. Gröner äußerte sich zuletzt im April 2025 auf LinkedIn zur Höhe der Forderungen. Er schrieb, dass allein beim Gröner Family Office offene Schulden in Höhe von 420.000 Euro bestünden, von denen 160.000 Euro bestritten seien. Die Leipziger Stadtwerke haben mehrere Verfahren gegen Gröner-Unternehmen geführt. Die Leipziger Stadtwerke geben bekannt, dass alle abgeschlossenen Verfahren gewonnen bzw. im Verfahren geklärt wurden.

Mieter sind besorgt

Auch in Köln scheinen Rechnungen nicht bezahlt worden zu sein. Mieter eines Hauses in der Kölner Innenstadt befürchten, dass ihnen die Heizung ausfallen könnte. Im Mehrfamilienhaus befinden sich 14 Wohnungen. Seit Ende August kursiert ein an einen der Mieter gerichteter Brief unter den Bewohnern. Darin teilt das Kölner Energieunternehmen Rheinenergie dem Anwohner mit, dass der Vermieter, ebenfalls ein Gröner-Unternehmen, seit einiger Zeit seinen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommt. Um „weitere Zahlungsrückstände zu vermeiden“, könnte daher die Energie- und Wasserversorgung eingestellt werden. Bisher wurde es nicht gestoppt.

Michael Berger wohnt seit über 15 Jahren im Haus. Auf seinen Wunsch hin haben wir seinen Namen geändert. Was ihn am meisten quält, ist die Ungewissheit darüber, was als nächstes passieren wird. Er erzählt uns, dass er seine Mehrkosten stets pflichtgemäß bezahlt habe. MDR-Ermittler und „Zeit“ konnten die Betriebskostenabrechnungen der Vorjahre einsehen. Sie zeigen, dass der Mieter zwischen 2021 und 2023 tatsächlich mehr Heizkosten bezahlt hat, als tatsächlich angefallen sind.

Doch statt den Betrag zurückzuzahlen, verlangt der Vermieter Gröner Residential noch mehr Geld. Aufgrund erhöhter Betriebskosten – unter anderem für den Hausmeisterservice – verlangt das Unternehmen vom Mieter im Jahr 2023 eine Zahlung von über 1.000 Euro. Bei unserem Besuch im Oktober schien der Flur ungereinigt zu sein. „Im Haus passiert kaum etwas“, klagt Berger. „Wenn es Missstände gibt, wird das den Mietern nicht erklärt.“

Gröner ist optimistisch

Laut Gröners Anwalt handelt es sich bei den offenen Forderungen der Rheinenergie um Zahlungsrückstände eines gewerblichen Mieters bis zum Jahr 2023. Die Forderungen hätten keine Auswirkungen auf die Energieversorgung der Mieter. Die Abrechnung der Mehrkosten erfolgte durchgehend korrekt, also fristgerecht und ohne inhaltliche Beanstandungen. Für den ungereinigten Zustand des Hauses seien Baufirmen verantwortlich, die das Haus „in einem unsachgemäßen Zustand“ hinterlassen hätten. Zur Höhe der Schulden von Gröner Residential gegenüber Rheinenergie will sich der Anwalt nicht äußern. Auch Rheinenergie wollte auf Nachfrage keine Summe nennen.

Christoph Gröner kämpft um sein Lebenswerk. Mit der CG Group als neuer Muttergesellschaft wird das Baugeschäft weitergeführt. In einem aktuellen Interview mit dem Tagesspiegel verbreitete der Baustar Optimismus: Seine Unternehmensgruppe sei weiterhin handlungsfähig. „Auch wenn noch offene Forderungen bestehen, werde ich diese weitgehend begleichen können.“

Mieter wie Berger können nur hoffen, dass die Rechnungen des Energieversorgers vollständig bezahlt werden.

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