Der Griff in eine leere Chipstüte ist ein komplexes emotionales Erlebnis. Enttäuschung stellt sich ein, weil die Chips schon aufgegessen sind. Aber auch Erleichterung, weil das ungesunde Knabbern endlich vorbei ist. Und dann kommt das Schuldgefühl, weil alle Chips im Magen gelandet sind – und das Erstaunen, dass man immer noch hungrig ist. Es ist ein verwirrter Zustand, dem die US-Psychologin Lisa Feldman Barrett fast eine ganze Seite in einem Buch gewidmet hat. Und einen Namen: Chiplosigkeit.
Feldman Barrett ist Emotionsforscherin an der Northeastern University in Boston. Ihr Credo: Wenn es um Gefühle geht, lohnt es sich, genau zu sein – feine Abstufungen vorzunehmen und Nuancen jenseits gängiger Kategorien wie Wut, Angst oder Freude zu erkennen. Denn das könne nicht nur beeinflussen, wie Menschen Gefühle erleben, sondern auch, wie sie mit ihnen umgehen können.