Bis zum Ende des Jahrhunderts wird sich die Erde im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um 2,8 Grad Celsius erwärmen. Zu diesem Schluss kommen sie Vereinte Nationen aufgrund der aktuellen globalen Klimapolitik.
Das UN-Umweltprogramm Unep veröffentlichte die Ergebnisse in seinem jährlichen sogenannten Emissionslückenbericht. Der Bericht soll die Herausforderungen bei der weltweiten Reduzierung von Treibhausgasen hervorheben.
Es sei sehr wahrscheinlich, dass das international vereinbarte 1,5-Grad-Ziel innerhalb des nächsten Jahrzehnts überschritten werde, sagte Unep mit Sitz in Nairobi. Eigentlich will die Weltgemeinschaft die globale Erwärmung auf 1,5 Grad begrenzen, um die schlimmsten Folgen des Klimawandels abzuwenden.
Leichte Verbesserung bis 2024
Letztes Jahr prognostizierte die UN eine Erwärmung von 3,1 Grad – in diesem Jahr fällt der Wert also etwas besser aus. Geht man davon aus, dass die Staaten alles umsetzen, was sie sich in ihren nationalen Klimaschutzplänen vorgenommen haben, ergibt die Rechnung, dass bis zum Ende des Jahrhunderts mit einer Erwärmung von 2,3 bis 2,5 Grad zu rechnen wäre. Im vergangenen Jahr lag diese Prognose bei 2,6 bis 2,8 Grad.
„Das ist ein Fortschritt – aber bei weitem nicht genug“, sagte UN-Generalsekretär António Guterres mit Blick auf die Prognose. Bei den aktuellen Plänen stünden die Zeichen weiterhin auf „Klimakollaps“.
Methodische Änderungen seien für eine Verbesserung um 0,1 Grad verantwortlich, heißt es in dem Bericht weiter. Der Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen wird einen negativen Einfluss von 0,1 Grad haben.
Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssten die Emissionen in den nächsten zehn Jahren im Vergleich zu 2019 um 55 Prozent gesenkt werden. Bei vollständiger Umsetzung aller für 2035 angekündigten nationalen Klimapläne käme es lediglich zu einer Reduzierung um 15 Prozent. Und auch diese Zahl kann sich aufgrund des US-Abzugs ändern.
UN bezweifelt, dass das 1,5-Grad-Ziel noch erreicht werden kann
Die UNO sieht jedoch eine Überschreitung des 1,5-Grad-Ziels als nahezu unvermeidbar an. „Entschlossene, rechtzeitige Reduzierungen der Emissionen können das Eintreten von Überschreitungen verzögern, aber nicht vollständig verhindern“, schreiben die Autoren. „Die große Aufgabe vor uns besteht darin, diese Überschreitung vorübergehend und minimal zu halten“, so dass eine Rückkehr auf 1,5 Grad im Bereich des Möglichen bleibe.
Entsprechende Technologien, mit denen sich Emissionen schnell reduzieren lassen, stünden zur Verfügung, heißt es weiter in dem Bericht. „Der Ausbau der Wind- und Solarenergie boomt, was die Kosten senkt.“
Nach Angaben der Vereinten Nationen müssen sich insbesondere die wirtschaftlich starken Länder der G20, die für den Großteil der Emissionen verantwortlich sind, anpassen: Diese Länder sind nicht auf dem Weg, ihre 2030-Ziele zu erreichen. Stattdessen stiegen ihre Emissionen im vergangenen Jahr um 0,7 Prozent.
Aufgrund der globalen Erwärmung kommt es in vielen Regionen häufiger zu Extremwetterereignissen wie Hitzewellen und Dürren, Stürmen und Überschwemmungen. Dadurch können ganze Regionen unbewohnbar werden. Auch der Meeresspiegel steigt und bedroht Küstenregionen und kleine Inselstaaten. Guterres warnte: „Jede Phase, in der die Ziele überschritten werden, wird unweigerlich dramatische Folgen haben – mit Verlusten an Menschenleben, entwurzelten Gemeinschaften und Rückschlägen in der Entwicklung.“
Der Bericht erscheint kurz bevor Staats- und Regierungschefs am Donnerstag und Freitag im brasilianischen Belém über die Klimakrise diskutieren. Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) plant eine Reise. Am Montag beginnt in der Millionenstadt Belém im Amazonasgebiet die eigentliche zweiwöchige UN-Klimakonferenz (COP30).
