Eigentlich hat sich Deutschland gegenüber der EU dazu verpflichtet, jährlich 65 Prozent des Elektroschrotts einzusammeln. Das entspricht im Schnitt knapp zwei Drittel der jährlich in Umlauf gebrachten Neugeräte. Allerdings schafft Deutschland für das Jahr 2022 nur eine Rücknahmequote von 32 Prozent. Auf Recyclinghöfen, im Fachhandel, an mobilen Sammelstellen und auch in Supermärkten und Discountern.
Discounter verstoßen gegen Rücknahmepflicht
Seit Juli 2022 sind Supermärkte und Discounter gesetzlich dazu verpflichtet, Elektrokleingeräte wie Druckerpatronen, Rasierer, Toaster oder elektrische Zahnbürsten kostenlos zurückzunehmen. Prüfungen der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigten jedoch, dass diese Regelung in einigen Filialen von Discountern wie Aldi Süd, Lidl oder Netto nicht umgesetzt wird. Verschiedene Landgerichte urteilten zugunsten der DUH. Die Discounter sprachen von Einzelfällen.
Rückkehr: Der Teufel steckt im Detail
Für die Rückgabe von Elektrogeräten im Supermarkt gelten bestimmte Voraussetzungen: Der Laden muss größer als 800 Quadratmeter sein und der Laden muss regelmäßig Elektroartikel verkaufen. Geräte mit einer Kantenlänge von bis zu 25 Zentimetern können ohne Neukauf zurückgegeben werden, größere Geräte müssen im selben Laden gekauft werden.
Alternativ können Altgeräte auch im Fachhandel oder auf Recyclinghöfen entsorgt werden. Zudem werden Online-Plattformen stärker in die Pflicht genommen, um die Rücknahme von Elektroaltgeräten durch die Anbieter sicherzustellen.
Immer mehr neue Elektroartikel im Umlauf
Dabei ist zu beachten, dass die Zahl der Neugeräte in den letzten Jahren stark zugenommen hat, auch weil beispielsweise Mini-PV-Anlagen immer häufiger verkauft werden. Langlebige Produkte wie Photovoltaikanlagen sind zwar erst nach vielen Jahren einsatzbereit, haben als Neugeräte aber einen direkten Einfluss auf die Sammelquote.
Generell wird immer mehr Elektronik verbaut und verarbeitet. Sei es in Möbeln mit elektrischen Funktionen oder Kleidung mit integrierter Elektronik. All das wird, wenn es alt oder kaputt ist, als Elektroschrott eingestuft. Leider landet diese Art von Artikeln dann im Altkleidercontainer oder mit dem Sperrmüll.
Darüber hinaus landen jährlich rund 100.000 Tonnen gebrauchter Kleingeräte wie Haartrockner, Druckerpatronen oder Stabmixer im Restmüll, wo bei der Müllverbrennung wertvolle Rohstoffe verloren gehen.
Fehlende Informationen und Rückgabesysteme
Um sicherzustellen, dass mehr Altgeräte recycelt werden, braucht es ein dichtes Netz an Rückgabemöglichkeiten, etwa über Wertstoffhöfe, Rückgabemöglichkeiten im Handel und Sammeldienste, Entsorger und Wirtschaftsverbände sind sich einig
„Die Hersteller der Produkte sind gefordert, den Verbraucher für den Umweltaspekt zu sensibilisieren“, sagt Andreas Habel vom Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) in Bonn. Die Kampagne Plan E der EAR-Stiftung sei zwar eine Initiative, aber ihr Bekanntheitsgrad sei gering. Effektiver wäre es, wenn die Kommunen Aufklärungskampagnen anbieten würden.
Altgeräte in Haushalten und das Rohstoffpotenzial
Viele elektronische Geräte lagern in deutschen Haushalten ungenutzt. Schätzungsweise lagern allein rund 200 Millionen Smartphones in Schubladen. Würden diese recycelt, könnten wertvolle Rohstoffe wie Gold, Silber und Kupfer zurückgewonnen werden.
Aber auch neue Toaster und Wasserkocher werden gekauft, obwohl die alten noch funktionieren und dann im Keller oder auf dem Dachboden gehortet. Langfristig ist ein Umdenken bei Konsumenten und Herstellern nötig. Produkte sollten nicht nur langlebiger und reparierbarer sein. Nur so können Rohstoffe gesichert und wieder in den Recyclingkreislauf zurückgeführt werden.
Bayern: Stabil auf niedrigem Niveau
„Nach einer ersten vorläufigen Einschätzung ist für Bayern im Vergleich der Jahre 2022 zu 2023 mit einer Stabilisierung der aus privaten Haushalten zurückgenommenen Mengen zu rechnen“, heißt es beim Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU). Allerdings erfolge diese Stabilisierung auf einem sehr niedrigen Niveau. Eine abschließende Einschätzung der Entwicklung will die Behörde allerdings erst nach Fertigstellung der Abfallbilanz 2023 vornehmen.