„Ich sehe was, was du nicht kannst.“ So gab sich Dieter Bohlen zum Auftakt von „Deutschland sucht den Superstar“ (RTL). Das und noch viel mehr gab es am Samstagabend zu sehen.
Alles neu in der 21. DSDS-Staffel? Nicht ganz. Dieter Bohlen (70) ist – natürlich – noch dabei, ebenso sein Schützling und „Ehrensohn“ Pietro Lombardi (32). Neu am Jury-Pult sind DSDS-Gewinnerin Beatrice Egli (36) und Rapperin Loredana (29). Und natürlich jede Menge Talent. Gute, herausragende, nicht so gute und abgrundtief schlechte. Und natürlich Selbstdarsteller. Einer davon sorgte gleich zu Beginn für einen Skandal. Aber es gab auch einen wahrhaft goldenen Moment. Und jede Menge Werbung.
Was kostet es eigentlich, ein Event wie DSDS zu sponsern? Mit anderen Worten: Hoffentlich wurde RTL vom Europa-Park in Rust gut bezahlt. Denn das Casting fand ausschließlich in dem Freizeitpark zwischen Freiburg und Offenburg statt. Die Produktion nutzte die Möglichkeiten des Parks (der nach Disneyland Paris und Efteling in den Niederlanden der drittmeistbesuchte ist) optimal aus.
Die Jury-Pulte waren an unterschiedlichen Orten aufgebaut und die verschiedenen Einspieler mit Achterbahnen und anderen Attraktionen machten die DSDS-Eröffnungsshow zu einem knapp dreistündigen Promo-Clip für den 1975 eröffneten und heute knapp eine Million Quadratmeter großen Freizeitpark.
„Außergewöhnlich schlimm“: Kandidat greift zu Sahnehäubchen und Beleidigungen
Elfmal wurde der „Werbeclip“ durch Gesangseinlagen unterbrochen. Diese wurden unter dem Label „Business as usual“ gezeigt. Wer von dem man wenig erwartet, ist meist großartig. Mancher von dem, von dem man glaubt, er wird auf jeden Fall gut, scheitert. Und wer sich für den Größten hält, landet meist ganz unten im Minusbereich, der keine Abwärtsspirale kennt.
Einen besseren Übergang zu Florian Rateuke (26) könnte es nicht geben. Er konnte nicht glauben, dass ihn niemand kannte, „Deutschlands jüngsten Hellseher“ und den Mann „mit den meisten Schönheitsoperationen in Deutschland“. Allen, die es nicht sehen wollten, zeigte er dann, dass er für Lippen, Nase, Brüste, Bizeps und Sixpack „rund 80.000 Dollar“ in seinen Körper investiert habe.
Zu „Icecream“ (Twenty4Tim) zog er sich bis auf die Boxershorts aus, schmierte sich anschließend großzügig seinen straffen Bauch ein und ließ sich ölig auf dem Jury-Pult räkeln. Die Bezeichnung „schmierig“ war treffend.
Dieter Bohlen ist als Hellseher erfolgreich: „Ich sehe, da kann man nichts machen!“
Poptitan Dieter wagte sich vorab auf Neuland. „Ich bin auch hellsichtig. Und ich sehe: Du kannst gar nicht singen.“ Und, was soll man sagen, der Mann hatte recht.
Das Publikum buhte, die Jury war entsetzt. Nur Florian hielt ihn für „ikonisch“: „Ich dachte, ich wäre die ultimative Sexbombe.“ Er hatte eine exklusive Meinung. „Man kann ja gar nichts machen“, sagte Dieter. Loredana war vor allem von der Sterbesakramenten-Aktion angetan: „Ich fand die Sache mit der Sahne echt schlimm.“ Pietro Lombardi sagte, der Auftritt sei „katastrophal“ gewesen. „Und lustig war er auch nicht.“ Beatrice Egli, die sich schon während des Auftritts weggedreht hatte („Das will ich nicht sehen“), bezeichnete den Auftritt als „außerordentlich schlecht“. Bohlen: „Sogar mit dir zu reden, ist sinnlos. Wir hätten einfach gehen sollen.“
Das stimmte zwar, aber Florian sah das natürlich anders. Er verabschiedete sich mit einer pauschalen Beleidigung und fand für jeden der Juroren ein paar nette Abschiedsworte: „Beatrice: kein Mitgefühl. Loredana: kein Stil. Pietro: kein Niveau. Dieter: kein Anstand.“ Damit sollte er ein letztes Mal das Gegenteil beweisen, denn Beatrice fühlte mit ihm: „Ich wünsche dir gute Besserung.“
Dieter Bohlen verleiht der ersten Kandidatin seine Goldene CD
Zeit für etwas Nettes: Nissim Mizrahi wurde als erster Kandidat der neuen Staffel vorgestellt und wurde prompt zum Beweis, dass es eine gute Idee war, eine Altersobergrenze festzulegen. Der 60-jährige Barbesitzer und aufstrebende TikTok-Star aus Hamburg chattete unentwegt („Mach das Playback lauter, ich höre mich selbst nicht“), rockte dann aber mit Gary Moore und Michael Bolton die Bude.
„Unglaublich“, war sich auch die Jury einig. „Selbstbewusstsein, Bühnenpräsenz – du bist ein Profi“, sagte Dieter, stand auf und überreichte dem Golden Oldie seine goldene CD – eine Direktkarte zum „Stadion-Recall“. „Dass der erste Kandidat Gold bekommt, hat es noch nie gegeben“, sagte Bohlen.
Die weiteren Kandidaten, die positiv auffielen: Leonardo Davi Abdon Custódio (26) aus Rio de Janeiro und Wien, dem Bohlen bestätigte: „Wenn ich mir einen Kandidaten backen könnte, wäre er dir ähnlich.“ Dinika Hoxha (22), die vier Jahre nach ihrem ersten Versuch nun als „Nina Chuba 2024“ (Beatrice) glänzte. Daniela Zadoin (18), die mit der Ballade „Ja“ von Silbermond der Jury eine wohlige Gänsehaut über den Rücken jagte.
Pietro Lombardi gerührt von Kandidat Luca: „Ich sehe mich selbst in dir“
Richtig emotional wurde es noch einmal bei Luca Montante (22). Er hatte sich bereits mehrmals erfolglos bei DSDS beworben, stand nun aber zum ersten Mal vor der Jury. „Ich bin ein Löwe, ich bin ein Kämpfer“, sagte er. Und dann glänzte er ganz unerwartet mit „Another Love“ von Tom Odell. Am Ende hätten er und die Jury-Mädels und Pietro fast geweint: „Ich sehe mich selbst in dir. An mich hat auch keiner geglaubt. Du bist wirklich meine Geschichte, du bist ein toller Typ.“ Pietro umarmte ihn, und die anderen sagten ja zum Recall.
Ganz anders Adrian Barein (37). Der Altenpfleger und alleinerziehende Vater zweier Jungs („Sie haben DSDS zugelassen“) ist zwar ein Bär von einem Mann, aber sein Herz ist weich wie Sahnetorte. Und seine Darbietung von „Der Weg“ (Herbert Grönemeyer) ließ im geschäftigen, turbulenten Europa-Park kurzzeitig die Zeit stillstehen.
„Diese ’sanfte Güte‘, von der du gesungen hast, die strahlst du auch aus“, schnaubte Beatrice Egli gerührt, und Loredana bestätigte: „Ich habe dir jedes Wort geglaubt.“ Dieter Bohlen meinte: „Wenn Herbert das gehört hätte, würde er sagen ‚Das war okay'“ Sehr zur Freude seines Fans („Mein ganzes Leben lang träume ich davon, Dieter zu treffen“) gab es noch eine titanische Umarmung obendrauf. „Ich falle vom Baum“, freute sich Adrian.
Dieses Quartett hat es nicht zu DSDS geschafft
Die Träume vom Superstar sind für folgende Kandidaten (vorerst) geplatzt: Lisa Klimm (31) kann „alles singen“, aber nach Meinung der Jury nicht gut. Metin Köse (26) sieht aus wie Apache 207, singt aber leider nicht so wie er. Layal Sarrad (38) wird vorerst nicht die erste libanesische Pop-Queen sein. Und Ilonka Weber (61) bot eine starke Inszenierung und Interpretation von „Zombie“ (Cranberries) und sang mit Leib und Seele für Frieden und Verständigung. Für den Einzug in die nächste Runde reichte es aber nicht.