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Eisbachwelle in München: Mehr Wasser geliefert – doch die Hoffnungen der Surfer werden erneut enttäuscht – München

Wer dieser Tage auf der Münchner Prinzregentenstraße steht und den Surfern auf der Eisbachwelle zusehen will, sieht viel Bewegung – aber keine Welle. Das Gleiche galt für Dave, der aus Connecticut stammte. Vom Ufer aus blickt er irritiert auf das schäumende, weiße Wasser. „Wir haben im Internet von der Eisbachwelle gelesen“, sagt er. Jetzt ist er ein wenig enttäuscht, dass heute niemand im Vorstand ist.

Der berühmte Surfspot der Stadt verschwand, nachdem der Eisbach Ende Oktober für eine sogenannte Bachspülung teilweise trockengelegt wurde. Die Stadt hat das Flussbett von Schlamm, Algen und Kies befreit. Danach floss das Wasser wieder – aber die Brandungswelle kam nicht.

„Die genaue Ursache ist noch unklar“, sagte Lena Stillner, Vorsitzende der Interessengemeinschaft Surfen in München (IGSM), am Mittwochmorgen bei einer Pressekonferenz an der Eisbachwelle. Allerdings wird davon ausgegangen, dass bei der Bachkehrung zu viel Kies entfernt wurde. Es könnte aber auch am schwankenden Pegel der Isar liegen, dass sich die Welle nicht mehr aufbaut.

Vertreter der Stadt, des Bauamtes, des Wasserwirtschaftsamtes, der Stadtwerke und der Surfer-Community trafen sich am Dienstag zu einer Krisendiskussion. „Dadurch wurde deutlich, wie komplex die Zusammenhänge in der Bewirtschaftung der Stadtbäche und der Bachläufe im Englischen Garten sind“, heißt es in einer Stellungnahme der Stadt. „Aufgrund der umfangreichen Wechselwirkungen zwischen den Gewässern“ führt das Wasserwirtschaftsamt nun Abflussmessungen durch, um die Pegeldaten zu überprüfen. Anschließend wird ermittelt, wie mit weiteren Maßnahmen eine surfbare Welle aufgebaut werden kann.

In den vergangenen Tagen wurde versucht, die ursprünglichen Parameter des Eisbachs wiederherzustellen – vergeblich. Die Welle baute sich nicht wieder auf. Am Mittwoch sollte ein weiterer Rettungsversuch helfen: Die Stadt leitete weiteres Wasser aus der Isar in den Eisbach um, in der Hoffnung, der Welle einen Anstoß zu geben – „wie ein Oldtimer, der angekurbelt werden muss“, erklärt Stillner.

3D-Animation

:Das Geheimnis der Eisbachwelle

Seit dem Tod eines 33-jährigen Surfers wird diskutiert: Wie kann dort wieder gesurft werden – und das möglichst sicher? In einer 3D-Animation erklärt die SZ, wie es zu der berühmten Welle kommt, wo Gefahren lauern und was man über den Unfallhergang weiß.

SZ PlusVon Christian Helten, Julian Hosse, Felix Ebert und Theresa Eingartner

Hier gebe es keine Magie, sondern ein sensibles System, sagt Alexander Neumann aus der Surf-Community. Selbst kleine Änderungen der Wassermenge würden die Welle sofort verändern. „Entscheidend ist aber nicht nur die Menge, die in den Bach fließt, sondern auch die Menge Wasser, die sich hinten ansammelt“, sagt Neumann. Bei einem höheren Wasserangebot hofft man, dass sich der Eisbach weiter „füllt“, der Rückfluss besser funktioniert und sich die Welle wieder aufbaut.

Was sich derzeit im Eisbach aufbaut, hat nichts mit der berühmten Welle zu tun, die Surfer aus aller Welt anlockt. „Das kann niemand ertragen, man landet in einer Art Wäschekreislauf und Strudel“, sagt Neumann. „Und das ist wirklich gefährlich.“ Am Morgen äußerten die Surfer die Hoffnung, dass die Eisbachwelle dank der zusätzlichen Wasserzufuhr bald zurückkehren könne. Dieser Wunsch blieb jedoch bis Mittwochnachmittag unerfüllt. Laut Bauamt ist der Versuch, die Brandungswelle zu reaktivieren, noch im Gange. Erste Effekte sind erst mit Verzögerung zu erwarten.

Keine Wellen, keine Surfer: Auf der Prinzregentenstraße ist nur schäumendes Wildwasser zu sehen. (Foto: Robert Haas)

Sollte der Versuch, den Pegel wieder anzuheben, tatsächlich scheitern, gibt es weitere Überlegungen: Denkbar wäre beispielsweise, den Abfluss zu verengen, um den Unterstrom zu verändern und so den Widerstand für die Welle zu erhöhen.

Hilft das nicht, bleibe als letzte Möglichkeit die teilweise Rücknahme der Reinigung, sagt Stillner. Zum Beispiel, indem man dem Bachbett wieder Kies hinzufügt. Dies ist jedoch sowohl wasserwirtschaftlich als auch rechtlich kompliziert. Stillner sagt: „Dass die Welle mittelfristig nicht surfbar sein wird, ist für uns kein Thema.“ Schließlich sei die Kommunikation mit der Stadt nun „direkt und konstruktiv“ – ein Fortschritt für Surfer im Vergleich zu früher.

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