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Einzelhandel: Wie weit verbreitet Selbstbedienungskassen bereits sind

Eine Frau scannt ein Produkt an einer Selbstbedienungskasse in einem Supermarkt.


FAQ

Stand: 5. November 2025 11:34 Uhr

Ein stark wachsender Anteil der rund 710.000 Kassen im deutschen Einzelhandel sind mittlerweile Selbstbedienungskassen. Trotz einiger Nachteile – insbesondere in Lebensmittelgeschäften – werden diese Geräte immer häufiger eingesetzt.

Und dann scannen Sie am Ausgang die Milch, den Kaffee, die Tiefkühlpizza – weil die Warteschlange kürzer ist, bedienen Sie die Kasse selbst. Ob im Supermarkt oder in der Drogerie, für viele Kunden ist das längst Alltag.

Wie viele Selbstbedienungskassen gibt es mittlerweile?

Derzeit gibt es in deutschen Geschäften rund 38.650 Selbstbedienungskassen, wie eine aktuelle Studie des Handelsforschungsinstituts EHI zeigt. Von den rund 710.000 Kassen im deutschen Einzelhandel funktioniert mittlerweile jede 18. ohne Mitarbeiter.

Die Zahl ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Zum Vergleich: Im Jahr 2023 gab es gut 16.000 solcher Kassen, im Jahr 2021 waren es weniger als 7.300.

Zwei Drittel der Geräte stehen im Supermarkt. Mittlerweile verfügen über 10.300 Geschäfte hierzulande über Selbstbedienungskassen – das sind mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2023. Für die Analyse hat das EHI mehr als 100 Unternehmen und Konzerne befragt, darunter alle großen.

Wie viele Menschen nutzen sie?

„Die Akzeptanz bei den Kunden ist sehr hoch. Der Anteil derjenigen, die Selbstbedienungskassen nutzen, steigt“, sagt EHI-Experte Frank Horst. Laut einer aktuellen YouGov-Umfrage im Auftrag der Nachrichtenagentur dpa nutzen fast zwei Drittel der Menschen in Deutschland zumindest ab und zu Selbstbedienungskassen – 19 Prozent immer, wenn sie können, 43 Prozent manchmal.

Der Umfrage zufolge wollen 24 Prozent es überhaupt nicht nutzen und 13 Prozent haben es noch nie ausprobiert, können es sich aber vorstellen. Mehr als 2.000 Erwachsene wurden zwischen dem 29. und 31. Oktober repräsentativ befragt.

Was schreckt Kunden ab?

Der Umfrage zufolge bevorzugt jeder Zweite, der noch nie an einer Selbstbedienungskasse gescannt hat, den persönlichen Kontakt an der Kasse (54 Prozent). 42 Prozent bevorzugen die Barzahlung, was nicht an allen Selbstbedienungskassen möglich ist. Für fast jeden Dritten ist es zu viel Arbeit und unangenehm (31 Prozent).

Rund jeder Vierte findet den Prozess zudem zu kompliziert und hat Angst, Fehler zu machen (27 Prozent). Auf die Frage nach dem Grund waren mehrere Antworten möglich.

Welche Vorteile bieten die Registrierkassen?

Oft muss man nicht so lange warten. „Wenn Kunden sehen, dass Selbstbedienungskassen schneller gehen, werden sie es beim nächsten Mal selbst ausprobieren“, sagt Experte Horst. Nach der Einführung der Registrierkassen gab es meist Vorbehalte, die jedoch schnell verflogen waren.

Viele Menschen bevorzugen die Selbstbedienungskasse, wenn sie nur wenige Produkte kaufen. Ideal seien laut Horst Einkäufe mit bis zu zehn Artikeln, da der Lagerraum begrenzt sei.

Was sind Nachteile?

An Selbstbedienungskassen kommt es häufiger zu Diebstählen. Mit zunehmender Verbreitung und Nutzung steige die Diebstahlgefahr, sagt EHI-Experte Horst. Um das Risiko zu reduzieren, nutzen die Händler technische Hilfsmittel – etwa Ausgangsschleusen und Kameraüberwachung. Dabei kommt auch Software mit künstlicher Intelligenz (KI) zum Einsatz, die bei verdächtigem Kundenverhalten einen Alarm meldet.

Die Zahl der Ladendiebstähle im Einzelhandel hat in den letzten Jahren zugenommen. Laut Frank Horst liegt das nicht nur an den Selbstbedienungskassen. Ihr Anteil an allen Krankenkassen ist noch zu gering. Einen Abbau von Selbstbedienungskassen wird es voraussichtlich nicht mehr geben.

Zum Thema Diebstahl äußern sich Unternehmen zurückhaltend. „Wir sehen keinen nennenswerten Einfluss der SB-Kassen auf die Diebstahlquote“, sagt ein Sprecher der Handelskette Rewe.

Warum bauen Einzelhändler Selbstbedienungskassen aus?

Vor allem, weil es an Personal mangelt. Die Einführung von Selbstbedienungskassen entlaste die Mitarbeiter und mache die Personalplanung flexibler, sagt Horst. Der Vorwurf, dass dies zu Arbeitsplatzverlusten führen würde, trifft nicht zu. „Selbstbedienungskassen bedeuten nicht, dass Arbeitsplätze verloren gehen. Wenn der Einzelhandel genügend Personal finden könnte, gäbe es keinen so großen Boom an SB-Kassen.“

Die Baumarktkette OBI hat nach eigenen Angaben die meisten ihrer Filialen bereits mit Selbstbedienungskassen ausgestattet. Bis zum Frühjahr will Lidl jede zweite Filiale ausstatten. Mit der Einführung der Kassen hat der Discounter erst 2023 und damit relativ spät begonnen. „Einige Unternehmen wie dm, Rossmann, Aldi Süd und Lidl, die sich bisher zurückgehalten haben, investieren jetzt kräftig“, sagt Horst.

Der Möbelkonzern IKEA setzt seit 2008 auf Selbstbedienungskassen. In den Filialen in Düsseldorf und Ludwigsburg gibt es keine klassischen, besetzten Kassen mehr.

Wird es in Zukunft mehr Geschäfte ohne klassische Kasse geben?

Experte Horst kann sich das vorstellen. Schon jetzt gibt es immer mehr Geschäfte, in denen zeitweise nur Selbstbedienungskassen geöffnet sind. Insbesondere im Lebensmittelhandel rechnet er mit einer starken Zunahme von Geschäften, die nur Selbstbedienungskassen anbieten.

Manche Händler wie Aldi Süd beantworten die Frage gar nicht, andere antworten nur zurückhaltend. „In unseren Filialen wird es auch in Zukunft weiterhin Kassen geben“, sagt ein Lidl-Sprecher. dm sagt: „In der Regel ist mindestens eine Kasse mit einem dm-Mitarbeiter besetzt.“

Der Umfrage zufolge würden viele Kunden nicht viel davon halten, wenn es nur Selbstbedienungskassen gäbe. 31 Prozent finden es gut, 30 Prozent wahrscheinlich nicht. 20 Prozent gaben an, in solchen Geschäften nicht einzukaufen. 17 Prozent ist es egal.

Was gibt es anderes als Selbstbedienungskassen Trotzdem?

In einigen Geschäften können Kunden Produkte während des Einkaufs scannen – per Handscanner, Warenkorb oder Handy-App. Ein Auspacken und erneutes Registrieren an der Kasse ist nicht erforderlich. Laut EHI war dies zuletzt in mehr als 3.600 Filialen möglich.

Auch die Zahl dieser Angebote hat zugenommen, allerdings nicht so stark wie die der Selbstbedienungskassen. Laut Horst haben sich mehrere namhafte Ketten zurückgezogen. „Die Kundennutzung entsprach offenbar nicht den Erwartungen.“

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