![Eintracht Frankfurt und die verlorene Leichtigkeit Eintracht Frankfurt und die verlorene Leichtigkeit](https://i3.wp.com/www.fr.de/assets/images/36/424/36424518-fataler-fangfehler-kevin-trapp-patzt-im-tor-von-eintracht-frankfurt-2nfe.jpg?w=1024&resize=1024,0&ssl=1)
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Der nicht ganz so frische Bundesligist mühte sich gegen den FC Augsburg zu einem 2:2-Unentschieden und dämpfte die hohen Erwartungen. Torwart Kevin Trapp ist selbstkritisch.
Frankfurts Kapitän Kevin Trapp ist kein Fußballer, der sich verstecken oder den Kopf hängen lassen würde, wenn die Dinge nicht wie geplant laufen. Der Mann ist 34 Jahre alt, war Nationaltorwart, PSG-Keeper, Europapokalsieger, er ist ein kluger Kopf, eloquent, nachdenklich, erfahren und er weiß, dass große Siege ebenso zum Sport gehören wie bittere Niederlagen. Oder einfach nur persönliche Fehler.
Wie am Samstag beim 2:2 (0:0)-Bundesligaspiel im Waldstadion gegen den FC Augsburg, das die Eintracht eigentlich hätte gewinnen müssen, aber auch hätte verlieren können. Weil Kevin Trapp von Phillip Tietz einmal der Ball durch die Beine geschossen wurde, was passieren kann, sorgte der Ausgleich zum 1:1 (60.). Und dann hat er viel Geld verdient. Einen harmlosen Schuss von Arne Maier ließ er nach vorne abprallen und Samuel Essende traf zum 2:1 (71.). Dumm geworden. „Das war kein guter Tag“, sagte ein sichtlich aufgebrachter Torwart am Sky-Mikrofon. „Ich hatte wenig zu tun, habe einen Fehler gemacht. Es ist nicht das, was Sie sich vorstellen.“
Torwart Trapp macht einen Fehler
Die fast spielentscheidende Szene beschrieb der Routinier sehr anschaulich: „Ich hatte zwei Gedanken“, nämlich: „nach außen klatschen“ oder einfach fangen. Das ging schief. „Klarer Fehler“, bemerkte er selbstkritisch. „Es ist mehr als nervig.“
Eigentlich hätte die Eintracht dieses Spiel nach Hause bringen müssen, was angesichts der undenkbaren Leistung der 0:3-Niederlage im Pokal drei Tage zuvor in Leipzig wichtig gewesen wäre. Ohnehin konnte man sich sogar darüber freuen, dank des Ausgleichstreffers von Joker Can Uzun (74.) zumindest einen Punkt behalten zu haben. „Das Spiel war nicht schlecht, das Ergebnis war besser“, fasste Ansgar Knauff das Erlebnis sehr treffend zusammen. Es war der umtriebige Rechtsaußen, der durch Hugo Ekitiké per Kopfball die Führung der Eintracht vorbereitete (55.). Das hat er gut gemacht.
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Ansgar Knauff könnte als Symbol für die Leistung der Eintracht gelten, die in der ersten Halbzeit uneinheitlich und langatmig war und in der zweiten Halbzeit kraftvoller und mutiger war. Der 22-Jährige war an vielen vielversprechenden Aktionen beteiligt und zeigte großen Einsatz, doch im letzten Moment geriet er in Verwirrung oder spielte zu ungenau. „In manchen Momenten haben wir zu leicht den Ball verloren – auch ich“, sagte der Rechtsaußen. Eine Einschätzung, die Hugo Ekitiké teilte. „Irgendwas hat gefehlt. Kleine Details, der letzte Durchgang, die letzte Berührung.“
Ekitiké, der sein siebtes Saisontor erzielte, war dieses Mal der aktivere, bessere Angreifer; Sturmpartner Omar Marmoush kam überhaupt nicht zur Entfaltung. Dies ist auch ein entscheidender Grund, warum der Eintracht-Express derzeit etwas langsam ist. Und doch hätten die Frankfurter diese Begegnung ihrerseits gewinnen müssen; Sie waren vor allem in der zweiten Halbzeit die klar überlegene Mannschaft und gingen verdient in Führung. Nur wenige scherten sich einen Dreck um den harmlosen FC Augsburg. „Man denkt, man ist auf der Siegesstraße“, sagte Trainer Dino Toppmöller. „Und dann, plötzlich, aus dem Nichts, liegt man 1:2 zurück.“ Ansgar Knauff verstand die Welt nicht mehr: „Sie kommen zweimal vor das Tor und treffen zweimal – das ist ärgerlich.“
Allerdings muss man auch festhalten, dass es bei der Eintracht vor allem um Leichtigkeit geht. Die Geschmeidigkeit ist weg, die Selbstverständlichkeit ist weg. Das hängt sicherlich mit dem deprimierenden Erlebnis in Leipzig zusammen.
Kristensens Kopf wurde geflickt
Aber auch mit der körperlichen und geistigen Belastung der letzten Wochen. „Wir haben viele englische Wochen hinter uns“, sagte Toppmöller. „Aber wir haben alles rausgeholt, was im Tank war. Und das war viel.“ Gegen Augsburg war der Verschleiß nicht nur deutlich, sondern auch sichtbar. Insgesamt vier Spieler erlitten Platzwunden am Kopf (Oscar Hojlund und Rasmus Kristensen bei der Eintracht, Tietz und Ex-Frankfurter Kristijan Jakic beim FCA) und beendeten das Spiel mit einem Dieter-Hoeneß-Gedenk-Turban. Arthur Theate und Robin Koch schleppten sich mit einem Außenbandriss oder muskulären Problemen über das Feld. Rasmus Kristensens Kopf sei in der Halbzeitpause „zehn Minuten lang geflickt“ worden, sagte Toppmöller und ergänzte anerkennend: „Sie haben hart gekämpft. Was für eine Energieleistung.“ Zur Regeneration stehen zwei freie Tage zur Verfügung.
Zumal vor Weihnachten noch drei unfassbar schwere Spiele auf dem Programm stehen, am Donnerstag in der Europa League in Lyon, am Sonntag noch einmal in Leipzig und schließlich daheim gegen Mainz 05. „Jetzt heißt es, die Akkus wieder aufzuladen“, sagte er Toppmöller. Und die letzten beiden Spiele abzuschütteln. „Sie waren nicht so schön für den Kopf“, sagte Kevin Trapp.
Auch deshalb warnt Sportchef Markus Krösche davor, plötzlich alles schlechtzureden und die Erwartungen bis an die Grenzen steigen zu lassen. Mit Blick auf die bisherige Leistung fordert er einen differenzierten Blick auf das große Ganze. „Wir sollten das Spiel bitte richtig einordnen“, sagte er entschieden. „Wir hatten kein bisschen Glück. Wir sollten alle die Kirche im Dorf verlassen.“ Was ich meine ist: Nach einem unglücklichen Unentschieden in der Bundesliga und einem bitteren Pokalausscheiden nicht sofort die Apokalypse ausrufen, sondern die Gesamtleistung anerkennen.
So sieht es Dino Toppmöller, der eine Frage zur Enttäuschung der letzten Woche locker moderierte: „Nach 13 Spielen liegen wir mit 27 Punkten auf dem zweiten Platz – meckern auf hohem Niveau.“