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Eintracht Frankfurt 2:2 in der Bundesliga beim SC Freiburg wegen Grifo

Am Ende eines unterhaltsamen Bundesliga-Nachmittags reibt Vincenzo Grifo seinen Daumen mit dem Zeigefinger. Er spricht von einem Überraschungseffekt. Und darüber, dass nur zwei Spieler in der Wand standen. Grifo lachte kurz. Also beschloss er, zu schießen statt zu flanken.

Damit hatte Kaua Santos, 22 Jahre alt und zehn Jahre jünger als Grifo, nicht gerechnet. Wenige Augenblicke zuvor hatte der Torwart von Eintracht Frankfurt seiner Zweier-Mauer zugerufen, etwas weiter in die Mitte zu rücken. Er trat darauf zu, um das vermeintliche Kreuz abzufangen. Und dann war er überrascht, als der Ball in seine linke Ecke prallte. Ausgleich, 86. Minute. Die Eintracht hatte eine Stunde lang geführt, doch das Spiel gegen den SC Freiburg endete mit einem 2:2-Unentschieden.

Am Sonntagnachmittag hatte das heutige Spiel kaum noch etwas mit dem gestrigen zu tun. Die von gestern, genauer gesagt am 17. Mai 2025, lautete „Alles oder Nichts“. Bereits im Frühsommer hatte die Eintracht am letzten Spieltag im Schwarzwald einen Rückstand aufgeholt und mit 3:1 gewonnen. Auf mysteriöse Weise hatte der Sportverein seine Führung abgegeben. Und die Eintracht hat es trotzdem in die Champions League geschafft. Im Vergleich dazu war die Neuauflage im Oktober zunächst ein gemütlicher Schwarzwald-Krimi. Die Hauptrolle spielte jedoch derselbe Schauspieler: der Däne Rasmus Kristensen.

Rasmus Kristensen gegen Freiburger Fans

Nach dem Spiel im Mai sagte Kristensen: Eigentlich wollte ich aufhören. Eigentlich hatte ich keine Lust mehr, Fußball zu spielen. Doch im Oktober schien er eifriger denn je zu sein, Kristensen redete mit seinen Gegnern, Kristensen bewegte eine Werbetafel, Kristensen begrüßte das Freiburger Publikum freundlich. Dadurch machte er auf sich aufmerksam und der Rest der Mannschaft konnte sich auf das Spiel konzentrieren. Kristensen musste in den letzten Wochen ausfallen, weil ihm sein Oberschenkel zu schaffen machte. Am Sonntag kehrte er als zurück Hauptfigur zurück.

Einmal, nachdem er gerade mit dem Ellbogen den Rücken seines Gegners gestreichelt hatte, rief er Freiburgs Co-Trainer Florian Bruns zu: Setz dich wieder hin! Dann pfiff das halbe Stadion ihn an, sobald er den Ball bekam. Als er nach 61 Minuten die Gelbe Karte erhielt, standen viele Fans im Mooswaldstadion auf und klatschten. Kristensen lachte, er wälzte sich auf dem Boden, einige Freiburger Zuschauer waren sich sicher: So einen unfairen Spieler sieht man in der Bundesliga selten.

Aber auch hier hat das dänische Trickspiel funktioniert: Den Gegner lange genug ablenken und dann verliert er den Faden. Freiburg punktete wie schon im Mai mit 1:0. Eintracht-Kapitän Robin Koch spielte den Ball dort, wo ein Ball niemals landen sollte: im leeren Raum zwischen Abwehr und Mittelfeld. Der Linksaußen Derry Scherhant vom SC Freiburg dribbelte unberührt auf Kaua Santos zu und schob den Ball rechts rein: 1:0, zweite Minute. Erneut geriet die Eintracht früh in Rückstand.

Dann betrat der zweite Frankfurter Hauptdarsteller die grüne Bühne. Nachdem die Eintracht durch Farès Chaibi ihre erste Chance verpasst hatte, traf Jonathan Burkardt mit seiner ersten Chance zum Ausgleich (18. Minute) und mit seiner zweiten zur 2:1-Führung (38. Minute). Einmal schoss er den Ball mit links ins Tor, einmal mit rechts.

Kritik von Eintrachts Markus Krösche

Der SC suchte einen Weg zurück ins Spiel, doch die Frankfurter Fünferkette, die Toppmöller nach vielen Gegentoren in den vergangenen Wochen wieder ins Spiel gebracht hatte, war sicher. Die Eintracht spielte selten nach vorne. „Wir waren zu nachlässig. Wir hätten auf das dritte Tor spielen müssen“, kritisierte Eintracht-Sportdirektor Markus Krösche später.

SC-Trainer Julian Schuster entschied sich für einen Wechsel: Eine halbe Stunde vor Schluss brachte er die alte Linksmannschaft, die in den letzten Jahren in keinem Schwarzwald-Krimi gefehlt hatte: Christian Günter und Vincenzo Grifo. Deutschlandweit bekannt wurde Grifo durch seinen Trick aus der Freistoß-Trickkiste, den er später mit einem Lächeln erklärte: Bei einem Freistoß tat er so, als würde er den Ball in die Mitte flanken – und ihn dann über die Mauer heben.

Toppmöller sagte später, Grifo sei ein Schlingel gewesen. Krösche lobte den Deutsch-Italiener dafür, dass er es clever gemacht habe. Es war schwer zu erraten, wohin der Ball ging, schließlich war mit Günter ein zweiter gefährlicher Schütze am Ball. Aber es hätte gehandhabt werden können. „Da sieht er blöd aus“, sagte Krösche.

Der spannende Krimi nahm ein furioses Ende: Freiburgs Verteidiger Matthias Ginter griff nach einer Flanke und zirkelte den Ball an den Außenpfosten. Auf der anderen Seite schoss Nathaniel Brown rechts am Tor vorbei. Schiedsrichter Deniz Aytekin pfiff und die Frankfurter trotteten nach einem eigentlich schon gewonnenen Spiel vom Platz. Eigentlich.

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