
84 Festnahmen
Wie ein Geldwäschenetzwerk Putins Spionageoperationen finanzierte
Aktualisiert am 5. Dezember 2024 – 12:02 UhrLesezeit: 3 Minuten

Sie haben in über 30 Ländern Geld gewaschen und Putins Spionageoperationen finanziert: Nun wurde ein russisches Verbrechernetzwerk entlarvt.
Es handelte sich lediglich um eine Fahrzeugkontrolle, die jedoch zur Aufdeckung eines milliardenschweren Geldwäschenetzwerks führte. Als die Londoner Polizei das Auto von Fawad Saiedi anhielt, ergab die Durchsuchung etwas Verdächtiges: Er hatte 250.000 Pfund Bargeld (umgerechnet 302.127,50 Euro) bei sich. Weitere Ermittlungen ergaben, dass er zuvor Überweisungen in Höhe von insgesamt 15.667.720 Pfund (18.934.596,3 Euro) getätigt hatte. Es stellte sich heraus: Saiedi war ein Kurier für ein Netzwerk russischer Krimineller, das in über 30 Ländern operiert – und auch im Auftrag von Wladimir Putin Geld verteilt.
Die Verkehrskontrolle fand im November 2021 statt, lieferte den Ermittlern aber den entscheidenden Hinweis. Jetzt haben sie die Organisation zu Fall gebracht. Nach Angaben der britischen National Crime Agency (NCA) wurden im Rahmen der Operation Destabilise 84 Personen festgenommen.
Im Mittelpunkt steht eine russische Geschäftsfrau, die gerne in den sozialen Medien mit ihrem glamourösen Lebensstil prahlte und die Titelseiten russischer Wirtschaftsmagazine zierte. Jekaterina Zhdanova feierte mit Popstars und bewegte sich in den höchsten Kreisen, bevor sie 2023 in Frankreich wegen Geldwäsche in Kryptowährungen verhaftet wurde. Nun ist klar, dass sie in einem noch größeren Netzwerk eine zentrale Rolle spielte.
Sie war die führende Figur im „Smart“-Netzwerk, einer von zwei Organisationen, die Milliarden von Dollar an Geld gewaschen haben. Zusammen mit der „TGR Group“ waren sie in über 30 Ländern tätig, insbesondere in Großbritannien und im Nahen Osten. Sal Melki, Leiter der Abteilung für illegale Finanzoperationen der NCA, sagte, Zhdanova sei „keine typische“ Chefin der organisierten Kriminalität, sondern jemand, der sich „als ernsthafte Geschäftsfrau ausgab“.

Das System diente auch der Finanzierung russischer Spione in anderen Ländern. Ein weiterer Aspekt des Plans war die Überweisung von Geldern des staatlich kontrollierten Fernsehsenders RT an russischsprachige Journalisten mit Sitz im Vereinigten Königreich.
Die Netzwerke hatten auch Verbindungen zu russischen Cyberkriminalitätsgruppen und britischen Straßenbanden, für die sie Kryptowährungen im Wert von mehreren Millionen Dollar in Bargeld und Vermögenswerte umwandelten. Jahrelang haben Kriminelle das globale Bankensystem umgangen. Banden im System nutzten Kryptowährungen, um Drogen und Schusswaffen zu kaufen, oft aus südamerikanischen Ländern.
Darüber hinaus sollen die Netzwerke der russischen Elite sowie bestimmten Personen und Unternehmen Zugang zu westlichen Volkswirtschaften verschafft haben, der ihnen sonst aufgrund von Sanktionen oder anderen Beschränkungen verwehrt geblieben wäre. Es wird angenommen, dass einige von Sanktionen betroffene Russen das System genutzt haben, um in britische Immobilien und andere hochwertige Güter zu investieren, wobei die Netzwerke dafür sorgten, dass die ursprüngliche Quelle der Gelder verschleiert wurde.
Beschlagnahmte Mobiltelefone, Dokumente, Quittungen und Listen zeigten nun, dass die Angeklagten beispielsweise an der Untervermietung britischer Immobilien beteiligt waren, die sie mit Bargeld aus Drogenhandel oder Prostitution erworben hatten. Schdanowa und ihre Komplizen sollen drei Prozent der gewaschenen Beträge als Provision erhalten haben.
Zu den Kunden der Organisation gehörte offenbar auch eine russische Hackergruppe, die mithilfe von Malware mindestens 27 Millionen Pfund (mehr als 32,6 Millionen Euro) von 149 britischen Opfern erpresste, darunter Krankenhäuser, Schulen, Unternehmen und lokale Behörden.
Rob Jones, der Generaldirektor für Operationen der NCA, sagte: „Operation Destabilize ist die bedeutendste Geldwäscheoperation, die die NCA im letzten Jahrzehnt durchgeführt hat.“ Jones fuhr fort: „Praktisch alles Schlechte, was man in der organisierten Kriminalität finden kann, wurde von dieser Plattform unterstützt.“
Nun ist es erstmals gelungen, eine Verbindung zwischen russischen Eliten, Cyberkriminellen mit bedeutenden Krypto-Vermögenswerten und britischen Drogenbanden herzustellen.