„Echte Nachrichten statt Lügen“
Pentagon ersetzt Pressekorps durch regierungsnahe „neue Medien“
23. Oktober 2025, 7:22 Uhr
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Der offene Konflikt zwischen dem US-Verteidigungsministerium und der Mehrheit der großen Medienunternehmen geht in die nächste Runde. Nachdem die etablierten Korrespondenten abziehen mussten, startet das Pentagon nun einen Neuanfang und holt ein frisches, willfährigeres Pressekorps.
Das US-Verteidigungsministerium stellte letzte Woche ein neues Pressekorps ein, nachdem es etablierte Korrespondenten weitgehend abgezogen hatte. Laut einer Mitteilung des Pentagons sollen künftig mehr als 60 Journalisten sogenannter neuer Medien und unabhängige Reporter Zugriff auf die Agentur haben. Sie unterzeichneten die neuen, umstrittenen Medienrichtlinien des Ministeriums. Die Regierung spricht von einem „Neuanfang“ für die Berichterstattung aus dem Pentagon.
Vorausgegangen war ein offener Konflikt zwischen dem Verteidigungsministerium und fast allen großen US-Medienunternehmen. Sender wie ABC, CBS, NBC, CNN und Fox News sowie Zeitungen wie die New York Times hatten sich geweigert, das neue 21-seitige Regelwerk des Verteidigungsministeriums zu unterzeichnen.
Die Richtlinien sehen vor, dass Reporter ohne Genehmigung des Ministeriums keine Informationen veröffentlichen dürfen – andernfalls droht der Entzug der Akkreditierung. Nach Ablauf der Frist mussten die betroffenen Journalisten ihre Ausweise abgeben und ihren Arbeitsplatz räumen. Das Pentagon spricht von Selbstabschiebungen.
US-Präsident Donald Trump hatte zuvor die Verschärfung der Zugangsregeln verteidigt. Es mache ihm Sorgen, „dass Generäle frei mit Journalisten herumlaufen und Fehler machen können“. Verteidigungsminister Pete Hegseth, den Trump jetzt „Kriegsminister“ nennt, schrieb auf Plattform X, dass der Zugang zum Pentagon „ein Privileg, kein Recht“ sei.


Mitglieder des Pentagon-Pressekorps verlassen das Pentagon.
(Foto: dpa)
Lediglich der Sender One America News (OAN) und einige kleinere, regierungsnahe Plattformen hatten die Auflagen unterzeichnet. In der neuen Erklärung des Ministeriums heißt es, die „neuen Medien“ hätten „eine Formel geschaffen, um die Lügen der Mainstream-Medien zu umgehen und den Amerikanern echte Nachrichten zu bringen“.
Einschränkungen auch im Weißen Haus
Der Schritt ist Teil einer Reihe von Maßnahmen, mit denen die Regierung versucht, den Zugang zu unabhängigen Medien einzuschränken. Bereits im Frühjahr hatte sich die Zusammensetzung des Pressepools des Weißen Hauses geändert – Agenturen wie Associated Press, Reuters und Bloomberg verloren ihre festen Stellen. Stattdessen waren rechte Blogger und Social-Media-Influencer zugelassen.
Hintergrund der Änderung war ein Streit mit der Nachrichtenagentur Associated Press, die sich geweigert hatte, in ihrer Berichterstattung über Trumps Umbenennung des Golfs von Mexiko in „Golf von Amerika“ zu berichten. Als Reaktion darauf entzog das Weiße Haus der White House Correspondents Association (WHCA) die Kontrolle über den Pressepool und übernahm ihn selbst. Das Weiße Haus kritisierte dies als „Vergeltungsmaßnahme gegen unangenehme Berichterstattung“.
Im vergangenen Juli wurde das Wall Street Journal von einer Reise des Präsidenten nach Schottland ausgeschlossen, weil das Blatt zuvor über angebliche Verbindungen zwischen Trump und dem verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein berichtet hatte. Trumps Sprecherin Karoline Leavitt begründete den Ausschluss mit dem „verleumderischen Verhalten“ der Zeitung.