Studie zu Unfällen
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E-Scooter: Forscher fordern größere Räder und Führerscheinpflicht
Bundesweit verunglückten im vergangenen Jahr 12.000 E-Scooter-Fahrer – ein gewaltiger Anstieg. Unfallforscher fordern nun eine Führerscheinpflicht und größere Räder für Fahrzeuge. Bei der Unfallursache stechen vor allem zwei Faktoren ins Auge.
Angesichts der steigenden Zahl von Unfällen mit E-Scootern fordern Unfallforscher eine Führerscheinpflicht und größere Räder für die Roller. Es sei unverständlich, dass Nutzer keine Kenntnis der Straßenverkehrsordnung nachweisen müssten, erklärte die Björn-Steiger-Stiftung am Freitag. Voraussetzung ist „mindestens“ ein Moped-Prüfzeugnis oder ein Moped-Führerschein. Damit einhergehen würde eine Anhebung der Altersgrenze auf 15 Jahre.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes registrierte die Polizei im vergangenen Jahr fast 12.000 Unfälle mit E-Scootern, bei denen Menschen verletzt wurden. Das waren rund 27 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Björn-Steiger-Stiftung hat am Freitag in Münster eine umfassende Studie zu Unfällen mit E-Scootern vorgestellt. An der Studie waren auch zwei Berliner Einrichtungen beteiligt, das Unfallkrankenhaus Berlin und die Technische Universität.
Fast die Hälfte der Unfälle mit schweren Verletzungen oder Todesfällen ereigneten sich ohne sonstiges Zutun, wobei Hindernisse wie Bordsteine „ein wesentlicher Auslöser für Unfälle“ seien, erklärte die Stiftung. Der Unfallforscher Siegfried Brockmann sieht in der Vergrößerung der Räder einen zentralen Beitrag zur Reduzierung solcher Unfälle. Bei den üblichen Acht-Zoll-Rädern „führte schon die kleinste Unaufmerksamkeit zu schweren Stürzen“. Bei Neufahrzeugen sollte daher schnellstmöglich die Radgröße auf mindestens zehn Zoll erhöht werden.
Die Unfallursachen sind häufig Alkohol und riskantes Fahren
Jedes Jahr werden mehr Fahrzeuge zugelassen – Mietroller sind in der Minderheit; Mittlerweile gibt es deutlich mehr Privatroller als solche, die man auf der Straße aufsperren kann. Allerdings sind gemietete Roller häufiger in Unfälle verwickelt. Die Spitzenzeiten der Unfallstatistik zeigen: Die meisten Unfälle ereignen sich in der Freizeit, in den Nachmittags- und frühen Abendstunden sowie am Wochenende.
Die Unfallursache ist häufig Alkohol, insbesondere wenn der Fahrer allein ist. Aber auch Kollisionen mit Bordsteinen, Laternen und Pollern oder riskantes Fahren zählen dazu. Nasse oder unebene Straßen bereiten hingegen selten Probleme. Dennoch sind die meisten Unfälle leichter: 87 Prozent der Betroffenen erleiden leichte Verletzungen, knapp 13 Prozent werden schwer verletzt – Todesfälle sind mit 0,1 Prozent sehr selten.
Studie sieht keine Notwendigkeit für eine Helmpflicht
Die Studie basiert auf der Auswertung der polizeilichen Unfallakten, der zwischen 2019 und 2024 in der Notaufnahme des Berliner Unfallkrankenhauses erfassten Patienten nach E-Scooter-Unfällen sowie Simulationen der Technischen Universität Berlin.
Angesichts der vielen alkoholbedingten Unfälle fordern Unfallforscher verstärkte polizeiliche Kontrollen und Konsequenzen aufgrund der Fahruntüchtigkeit. Hinreichende Gründe für eine Helmpflicht sieht die Studie allerdings nicht. Nur wenige der untersuchten Kopfverletzungen waren schwerwiegend. Betroffen waren größtenteils auch Bereiche wie die Zähne, wo Fahrradhelme keinen wirksamen Schutz bieten.
Neue Roller benötigen ab 2027 Blinker
Das Bundeskabinett hat am Mittwoch strengere Regeln für E-Scooter beschlossen. So müssen neu zugelassene E-Scooter ab 2027 mit Blinkern ausgestattet sein. Das Bußgeld für das Fahren auf Gehwegen wird für Radfahrer angepasst und von 15 Euro auf 25 Euro erhöht. Auch das Bußgeld für das Fahren mit mehreren Personen soll auf 25 Euro erhöht werden. Der Bundesrat muss sich noch mit der Novelle befassen.
Sendung: Fritz vom rbb, 10. Oktober 2025, 13:30 Uhr