Zunächst war es nur ein Mann, der an seinem im Hanauer Stadtteil Lamboy geparkten Fahrzeug eine grausame Entdeckung machte: Die Motorhaube seines Wagens war mit einem Hakenkreuz beschmiert. Polizisten fanden daraufhin weitere Graffiti an mehreren anderen Autos, mehreren Briefkästen und Hauswänden in der Umgebung.
„Nach aktuellem Stand sind insgesamt knapp 50 Fahrzeuge angemeldet – viele davon mit dem Verbotszeichen“, teilte das Polizeipräsidium Südosthessen mit. Obwohl es sich bei vielen der Nazi-Symbole um Spiegelbilder handelte, wurden sie von der Polizei als Hakenkreuze eingestuft.
Ein spezieller Vortest ergab, dass es sich bei der Substanz wahrscheinlich um menschliches Blut handelte. Woher es kommt, ist daher unklar. Hinweise auf verletzte Personen liegen in diesem Zusammenhang nicht vor. Hintergründe und Absichten der Tat seien bislang völlig unklar, hieß es.
Diese Tat zielt mitten in die Stadt Hanau und reißt die Wunden des rechten Terroranschlags vor fünf Jahren wieder auf.
Omid NouripourBundestagsvizepräsident (Grüne)
Die Polizei bittet um Hinweise. Sie ermittelt wegen Sachbeschädigung und der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Eventuell werden weitere Betroffene um Kontaktaufnahme gebeten.
Bundestagsvizepräsident Omid Nouripour (Grüne) zeigte sich entsetzt über die Tat. „Das verblüfft mich“, sagte er auf der X-Plattform. „Diese Tat trifft das Herz der Stadt Hanau und reißt die Wunden des rechten Terroranschlags vor fünf Jahren wieder auf. Sie muss schnellstmöglich aufgeklärt werden.“
Hanau mit seinen rund 100.000 Einwohnern geriet 2020 durch einen ausländerfeindlichen Anschlag in die Schlagzeilen: In der hessischen Stadt ermordete der Rechtsextremist Tobias Rathjen am 19. Februar des Jahres acht Männer und eine Frau in Shisha-Bars. Anschließend tötete der 43-Jährige seine 72-jährige Mutter und sich selbst.
Im Vorfeld des fünften Mordtages äußerten sich die Angehörigen der Opfer enttäuscht über den Umgang mit dem rechtsextremen Verbrechen und warfen den Behörden erneut Versagen vor. (lem)
