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Drohnendrama in Brüssel: Haseloffs Mission verzögert sich | Politik

Magdeburg/Brüssel – Drohnen stoppen genau den Mann, der sie tatsächlich stoppen will …

Kein Drehbuchautor hätte es besser erfinden können: Reiner Haseloff (71, CDU), Ministerpräsident von Sachsen-Anhaltwill zum Nato-Hauptquartier in Brüssel fliegen. Seine Mission: über Lösungen gegen illegale Drohnenflüge sprechen. Doch genau diese Drohnen hatten am Vorabend den Brüsseler Flughafen lahmgelegt. Haseloff kommt Stunden zu spät in der belgischen Hauptstadt an.

In Brüssel will der Ministerpräsident Jan Grünhage, den stellvertretenden Ständigen Vertreter Deutschlands bei der EU, treffen NATO. Das Thema ihres Gesprächs: die Lücke in der Drohnenabwehr. Bundeswehr und die Behörden waren bisher nicht in der Lage, das Notwendige zu tun, um illegale Drohnen zu bekämpfen.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (71, CDU, rechts) traf Jan Grünhage, den stellvertretenden Ständigen Vertreter Deutschlands, im NATO-Hauptquartier in Brüssel

Foto: Staatskanzlei Sachsen-Anhalt

Haseloffs Botschaft: Sachsen-Anhalt kann dazu beitragen, diese Lücke zu schließen – insbesondere mit dem Drohnentestzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Cochstedt (Salzlandkreis). „Wir brauchen Aufklärung, Verteidigung – und Ordnung“, heißt es aus der Staatskanzlei.

Denn natürlich geht es auch ums Geld: Deutschland will in den nächsten Jahren zusätzlich 500 Milliarden Euro in die Verteidigung investieren. Haseloff möchte, dass auch der Osten profitiert. Mit hochwertigen und neuen Arbeitsplätzen Forschung.

Passagiere schauen auf eine Abflugtafel, nachdem mehrere Flüge aufgrund von Drohnenaktivitäten über dem internationalen Flughafen Brüssel-Zaventem gestrichen wurden

Passagiere schauen auf eine Abflugtafel, nachdem mehrere Flüge aufgrund von Drohnenaktivitäten über dem internationalen Flughafen Brüssel-Zaventem gestrichen wurden

Foto: Virginia Mayo/AP/dpa

Das DLR-Zentrum in Cochstedt ist darauf vorbereitet. Dort arbeiten Forscher bereits an Technologien, die Drohnen erkennen, identifizieren und neutralisieren können.

Drohnenüberflüge in Sperrzonen nehmen zu

Der Bedarf an solchen Lösungen ist riesig. Drohnen überfliegen immer wieder kritische Infrastrukturen: Industrieanlagen, Truppenübungsplätze wie die Colbitz-Letzlinger Heide, Bahnhöfe, Fußballstadien. „Die Polizei kann oft nichts tun“, sagt Regierungssprecher Matthias Schuppe (70).

Diese Problematik wurde Haseloff kürzlich auch bei einem Besuch bei den in Litauen stationierten Bundeswehrsoldaten deutlich: „Gegen Drohnen sind wir machtlos“, sagten ihm auch die Soldaten.

Seit Oktober erlaubt ein neues Bundespolizeigesetz grundsätzlich den Einsatz gegen gefährliche Drohnen. Auch in Sachsen-Anhalt wird der Landtag kommende Woche über eine Änderung des Polizeigesetzes beraten. Doch oft fehlt die richtige Technologie. Noch immer kann ein Drohnenüberflug ganze Flughäfen lahmlegen – wie jüngst in Brüssel.

Haseloff wollte um 7.15 Uhr in Berlin abheben und eine Stunde später in Brüssel sein. Wegen der Drohnen musste er über Frankfurt fahren und kam dort erst gegen Mittag an.

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