Drohnen für Deutschland
Rüstungshersteller Stark: Kann Tausende von Soldaten ausbilden
16. Oktober 2025, 9:58 Uhr
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Deutschland ist schlecht aufgestellt, doch Drohnen werden im Kriegsfall immer wichtiger. Der Berliner Rüstungskonzern Stark Defence will die Bundeswehr in großer Zahl mit Drohnen beliefern. Es hat auch ehrgeizige Ziele für Produktion und Innovation.
Der neue Chef des auf unbemannte Systeme spezialisierten Rüstungsherstellers Stark Defence will schnell die Voraussetzungen für die flächendeckende Einführung von Drohnenwaffen in der Bundeswehr schaffen. „Innerhalb eines Jahres können wir tausende vollständig zertifizierte Systeme mit Sprengköpfen ausliefern. Ziel ist es, zehntausende Systeme auszuliefern“, sagte Uwe Horstmann, Vorstandsvorsitzender des Berliner Unternehmens. Stark könnte auch Tausende von Soldaten ausbilden.
Die Bundeswehr testet derzeit die Kamikaze-Drohne Virtus des Waffenherstellers, die bereits in der Ukraine eingesetzt wurde. Das Waffensystem gehört zur Kategorie der sogenannten Herumlungermunition. Diese mit Sprengköpfen ausgestatteten Drohnen können über einem Schlachtfeld kreisen und auf feindliche Ziele gesteuert werden – auch in Verbindung mit komplexen Aufklärungssystemen, die Ziele orten. Die Waffen prägen zusammen mit anderen Drohnensystemen die Kriegsführung in der Ukraine, insbesondere in Frontnähe.
NATO-Fonds: bahnbrechende Lösungen
Stark hat nach eigenen Angaben in neue Sprengköpfe investiert und will bis 2027 vollständig zertifizierte europäische Loitering-Munition auf den Markt bringen. Das Unternehmen demonstrierte außerdem unbemannte Boote („Vanta-Systemfamilie“) bei der NATO-Übung Repmus in Portugal. Alle Entwicklungen werden über das KI-gestützte Missionskontrollsystem Minerva von Stark gesteuert. Dies ermögliche den koordinierten Einsatz unbemannter Systeme an Land, in der Luft und auf See, erklärt das Unternehmen.
Horstmann ist Reserveoffizier und begann seine Karriere 2007 bei Rocket Internet. Er ist Mitbegründer von Project A, einem Risikokapitalfonds, der auch in das 2024 gegründete Unternehmen Stark Defense investierte.
Zu den Geldgebern gehört auch der NATO Innovation Fund, ein Risikokapitalfonds, der von mehr als 20 NATO-Staaten getragen wird. Dies bescheinigt Stark und seinen derzeit rund 250 Mitarbeitern „bahnbrechende Lösungen“, die die Sicherheit der Allianz stärken. Horstmann soll eine Wachstumsphase einleiten. Ziele sind der Ausbau der Produktionskapazitäten, die Erweiterung um Systeme mit größeren Reichweiten und der Ausbau der Zusammenarbeit mit internationalen Partnern.
Ziel der Abschreckung: Massenproduktion von Drohnen
Die Kamikaze-Drohne Virtus wurde in Zusammenarbeit mit den ukrainischen Streitkräften entwickelt. Es trägt einen fünf Kilogramm schweren Sprengkopf und kreist bis zu einer Stunde lang mit 120 km/h über dem Kampfgebiet, bevor es mit 250 km/h auf ein Ziel zustürzt. Die Reichweite gibt das Unternehmen mit 100 Kilometern an. Die Systeme basieren auf künstlicher Intelligenz. Doch der Betreiber gibt nach Angaben des Unternehmens den endgültigen Angriffsbefehl.
Ziel von Deutschland und der Nato sei es, eine wirksame Abschreckung zu leisten und hoffentlich sicherzustellen, dass Deutschland nie in eine Kriegssituation gerät, sagt Horstmann. Er glaubt, dass unbemannte, kosteneffiziente und sehr softwaregesteuerte Systeme notwendig sind, die in Europa in Massenproduktion hergestellt werden können. Horstmann sagt: „Wir müssen in der Lage sein, Tausende bis Hunderttausende Systeme zu produzieren – mit einer gewissen Vorlaufzeit.“
Sein Unternehmen habe aus dem Verlauf des Krieges in der Ukraine viel darüber gelernt, wie sich unbemannte Systeme angesichts militärischer Störmaßnahmen („elektronischer Kampf“) verhalten und nach welchen Prinzipien sie eingesetzt werden. „Wir wissen immer, dass wir es nicht automatisch so machen werden oder tun würden“, sagte er.
Der nächste große Schritt besteht darin, weitere unbemannte Systeme zu verbinden, die dann gemeinsam komplexe Missionen fliegen können. „Im klassischen Luftkrieg würde man sagen: kombinierte Operationen“, erklärt Horstmann.
Das Innovationstempo ist sehr hoch
„Wir bekommen das Feedback, dass Virtus in der absoluten Spitzenklasse ist. Das heißt aber auch: Ich muss mich monatlich oder wöchentlich weiterentwickeln, sonst geht es ganz schnell weg.“ Dabei handelt es sich nicht um eine einmalige Anstrengung, sondern vielmehr um ein Umdenken: „Wie schaffe ich eigentlich diese rasante Innovation?“
Es ist bereits schwierig, Kampfdrohnen in Deutschland unter den Bedingungen der elektronischen Kriegsführung zu testen. Wer ein Umfeld massiver elektrischer Störungen schafft, behindert auch den eigenen Flugverkehr.
Das Unternehmen arbeitet außerdem an Konzepten zur Abwehr von Drohnen. Die öffentliche Debatte darüber hat in den letzten Wochen aufgrund von Luftraumverletzungen über NATO-Territorium und illegalen Überflügen erheblich an Dynamik gewonnen. Über Details will Horstmann noch nicht sprechen und wird in Kürze Näheres bekannt geben.
„Das Drohnenspektrum ist extrem breit. Von privaten Drohnenflügen bis zur nahenden Shahed-Alternative“, sagt er und verweist auf die von Russland eingesetzten Nachbauten iranischer Drohnen. Und er sagt: „Ich glaube nicht, dass es rein mit Störung funktionieren wird, sondern ich denke, dass es auch mit kinetischer Kontrolle funktionieren muss.“ Das heißt: abschießen oder zumindest außer Gefecht setzen.