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Donald Trump will diese acht Kriege beenden

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US-Präsident Donald Trump behauptet, innerhalb von acht Monaten acht Kriege beendet zu haben – und nominiert sich damit faktisch für den Friedensnobelpreis. Doch der Faktencheck zeigt: Einige dieser „Kriege“ haben nie stattgefunden, andere bleiben ungelöst.

Washington – „Gestern habe ich sieben gesagt, aber jetzt kann ich acht sagen“, verkündete US-Präsident Donald Trump diese Woche stolz bei seinem Besuch in Israel. Der selbsternannte „Präsident des Friedens“ behauptet, mehr Konflikte gelöst zu haben als jeder seiner Vorgänger. „Ich kenne niemanden, der Kriege beendet hat. Ich habe acht davon beendet“, sagte Trump. Doch ein genauerer Blick auf seine Liste offenbart eine Mischung aus Übertreibungen, Halbwahrheiten und sachlichen Fehlern.

Dicke Signatur, aber dünne Substanz? Wie nachhaltig ist Donald Trumps Gaza-Frieden wirklich? © Michael Kappeler/dpa

Trump listet diese acht „Kriege“ auf:

1. Israel und Hamas – Trumps Kronjuwel mit Rissen

Der jüngste Konflikt auf Trumps Liste ist der Gaza-Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas, der am 10. Oktober 2025 in Kraft trat. Trump kann hier tatsächlich einen bedeutenden diplomatischen Erfolg verbuchen. Unter massivem US-Druck akzeptierten beide Seiten ein Zwei-Phasen-Abkommen, das Trump selbst als seinen „20-Punkte-Friedensplan“ bezeichnet.

In der ersten Phase wurden alle 20 lebenden Geiseln gegen etwa 2.000 palästinensische Gefangene ausgetauscht, darunter 250 Menschen mit lebenslanger Haftstrafe. Israel zog seine Truppen aus Teilen des Gazastreifens ab und es trat ein Waffenstillstand in Kraft. Bei einer Zeremonie in Sharm el-Sheikh, Ägypten, am 13. Oktober verkündete Trump stolz: „Wir haben erreicht, was alle für unmöglich hielten – wir haben endlich Frieden im Nahen Osten.“

Doch die Realität ist komplizierter: Bereits 24 Stunden nach dem Gefangenenaustausch zeigten sich Risse in der Vereinbarung. Die zweite Phase, die die vollständige Entmilitarisierung des Gazastreifens, den Abzug der israelischen Truppen, die Stationierung internationaler Friedenstruppen und die Frage der künftigen Regierung in Gaza regeln soll, bleibt äußerst fragil. Die Hamas hat bereits Widerstand gegen wichtige Bedingungen signalisiert – insbesondere gegen ihre Abrüstung und das Ende ihrer Herrschaft über Gaza. Darüber hinaus ist es der Terrororganisation bislang nicht gelungen, alle Leichen der 28 toten Geiseln zu übergeben, was zu Spannungen geführt hat. Von einem dauerhaften Frieden kann also noch keine Rede sein.

2. Israel und Iran – Zwölf Tage Krieg, fragiler Frieden

Im Juni 2025 eskalierte der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen Israel und Iran zu einem kurzen, aber heftigen Krieg. Laut Trump griffen israelische Streitkräfte iranische Nuklearanlagen an – der US-Präsident erklärte später, er habe auch den Befehl zu US-Luftangriffen auf iranische Urananreicherungsanlagen gegeben und 14 Bomben auf „Irans wichtigste Nuklearanlagen“ abwerfen lassen, die diese „völlig ausgelöscht“ hätten.

Der zwölftägige Konflikt forderte rund 28 israelische und Hunderte iranische Todesopfer, bevor ein Waffenstillstand erreicht wurde. Trump übernahm die alleinige Verantwortung für die Vermittlung, obwohl die USA gemeinsam mit Katar die Verhandlungen führten. Der Präsident sagte, er habe den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu aufgefordert, von weiteren Angriffen abzusehen.

Kritiker weisen darauf hin, dass es sich dabei um eine gemeinsame Vermittlungsmaßnahme gehandelt habe und dass Trump seine Rolle übertreibe. Darüber hinaus ignoriert der US-Präsident die Tatsache, dass die USA durch die Bombenangriffe selbst Kriegspartei und nicht nur Vermittler waren. Darüber hinaus bleibt die grundsätzliche Feindseligkeit zwischen den beiden Staaten bestehen – von einem dauerhaften Frieden kann daher keine Rede sein.

3. Armenien und Aserbaidschan – Ein Deal mit langfristigem US-Interesse

Am 8. August 2025 empfing Trump den aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev und den armenischen Premierminister Nikol Pashinyan im Weißen Haus. Nach jahrzehntelangem Konflikt um die Region Berg-Karabach unterzeichneten beide Seiten ein Friedensabkommen zur Schaffung eines Handelskorridors zwischen den beiden Ländern.

Der Korridor trägt den pompösen Namen „Trump Route for International Peace and Prosperity“ (TRIPP) und wird von den USA überwacht. Insbesondere gewährte das Abkommen den Vereinigten Staaten 99 Jahre lang Investitionsrechte in der Region. Kritiker sehen darin weniger altruistische Friedensstiftung als vielmehr Wirtschaftspolitik. Dennoch hat Trump hier tatsächlich dazu beigetragen, einen langjährigen Konflikt zu beenden.

4. Demokratische Republik Kongo und Ruanda – Ein Abkommen ohne Substanz

Im Juni 2025 legte das Weiße Haus ein Abkommen zwischen der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda vor, das die Bedingungen für die wirtschaftliche Zusammenarbeit und die Achtung territorialer Grenzen festlegt. Trump verkaufte dies als Beendigung eines „bösartigen, gewalttätigen Krieges“.

Das zentrale Problem: Die bewaffnete Gruppe M23, die eigentlich für die anhaltenden Unruhen im Ostkongo verantwortlich ist, wurde überhaupt nicht in das Abkommen einbezogen. Obwohl die M23 Verbindungen zur Tutsi-Minderheit in Ruanda hat, hat sie keine offiziellen Verbindungen zur ruandischen Regierung.

Ohne Einbindung der eigentlichen Konfliktpartei bleibt die Vereinbarung weitgehend wirkungslos. Dementsprechend schwelt der Konflikt in der Region weiterhin.

5. Indien und Pakistan – Ein Waffenstillstand, den Indien bestreitet

Am 10. Mai 2025 kündigte Trump auf Truth Social einen „vollständigen und sofortigen“ Waffenstillstand zwischen Indien und Pakistan an. Dies geschah nach viertägigen Kämpfen in der jahrzehntelang umstrittenen Region Kaschmir, die beide Atommächte wiederholt an den Rand eines großen Krieges gebracht hatten.

Pakistan dankte den USA öffentlich für ihre Rolle in den Verhandlungen. Doch dann kam die Wendung: Indien bestritt später kategorisch, dass die USA überhaupt eine Vermittlerrolle gespielt hätten. Die Trump-Administration bezeichnete den Waffenstillstand als einen ihrer größten Erfolge – er habe einen möglichen Atomkrieg verhindert. Die widersprüchlichen Aussagen lassen erhebliche Zweifel an Trumps tatsächlicher Rolle aufkommen. Er beschreibt den Kaschmir-Konflikt selbst auch als eine „Vorkriegssituation“, die „in einen Atomkrieg hätte münden können“ – was die Frage aufwirft, ob es sich überhaupt um einen „beendeten Krieg“ handelt.

6. Kambodscha und Thailand – Der Krieg, der nie war

Hier wird Trumps Liste besonders fragwürdig. Der Präsident behauptet, einen Krieg zwischen Kambodscha und Thailand beendet zu haben. Das Problem: Die beiden südostasiatischen Länder befanden sich während Trumps Amtszeit nicht im Krieg.

Es gibt historische Grenzstreitigkeiten zwischen den beiden Ländern, insbesondere um den Preah-Vihear-Tempel, die in der Vergangenheit zu Spannungen geführt haben. Von einem aktiven, bewaffneten Konflikt im Jahr 2025 kann aber keine Rede sein. Weder Kambodscha noch Thailand haben bestätigt, dass die USA eine Vermittlerrolle gespielt haben. Dies ist einer der deutlichsten Fälle, in denen Trump einen „Krieg“ beenden will, der einfach nicht stattgefunden hat.

7. Ägypten und Äthiopien – Ein diplomatischer Streit, kein Krieg

Dies ist möglicherweise die kühnste Behauptung auf Trumps Liste. Der Präsident nennt einen „Krieg“ zwischen Ägypten und Äthiopien, den er verhindert oder beendet haben möchte. Die Realität: Es gab keinen Krieg zwischen den beiden Ländern.

Es handelt sich um einen seit langem andauernden diplomatischen Streit um Äthiopiens Grand-Ethiopian-Renaissance-Staudammprojekt (GERD) am Blauen Nil, einem Nebenfluss des Nils. Ägypten befürchtet, dass der gewaltige Staudamm seine Wasserversorgung gefährden könnte, da das Land stark vom Nil abhängig ist. Äthiopien hingegen sieht das Projekt als entscheidend für seine wirtschaftliche Entwicklung an.

Trump behauptet, er habe einen drohenden Krieg verhindert. Tatsächlich kam es zu Vermittlungsversuchen, es kam jedoch weder zum Krieg, noch konnte der diplomatische Streit beigelegt werden. Die Spannungen um den Damm dauern bis heute an. Einen nicht existierenden Krieg als „beendet“ zu bezeichnen, ist eine eklatante Verzerrung der Tatsachen.

8. Serbien und Kosovo – Drohungen statt Diplomatie

Trump behauptet, einen drohenden Krieg zwischen Serbien und dem Kosovo verhindert zu haben. Am 27. Juni sagte er: „Serbien und Kosovo wollten sich gegenseitig angreifen, es wäre ein großer Krieg geworden. Ich sagte: Wenn du das tust, wird es keinen Handel mehr mit den USA geben. Dann sagten sie: Naja, vielleicht greifen wir uns dann doch nicht gegenseitig an.“

Die Realität sieht anders aus: Die beiden Staaten standen nicht am Rande eines Krieges. Kosovo erklärte 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien, was bis heute für Spannungen sorgt. Der Frieden in der Region wird in erster Linie durch NATO-Friedenstruppen (KFOR) aufrechterhalten, nicht durch Drohungen des Präsidenten.

Tatsächlich vermittelte Trump während seiner ersten Amtszeit ein Abkommen zur wirtschaftlichen Normalisierung zwischen den beiden Ländern. Aber einen akuten Krieg zu „verhindern“, wie er nun behauptet, ist eine völlig neue Lesart der Ereignisse. Es gab keine unmittelbar bevorstehende militärische Eskalation. Auch hier verwandelt Trump die diplomatischen Spannungen in einen „verhinderten Krieg“, um seine Bilanz zu verbessern.

Die historische Amnesie des „Friedenspräsidenten“ Trump

Besonders kühn ist Trumps zusätzliche Behauptung, kein US-Präsident vor ihm habe jemals einen Krieg beendet. Diese Aussage ignoriert völlig die historischen Fakten: Theodore Roosevelt erhielt 1906 den Friedensnobelpreis für seine Vermittlung im Russisch-Japanischen Krieg. Jimmy Carter vermittelte 1979 den historischen Friedensvertrag zwischen Ägypten und Israel. Bill Clinton spielte eine entscheidende Rolle bei dem Friedensabkommen, das 1995 den Bosnienkrieg beendete.

Fazit: Realität vs. Selbstinszenierung

Von Trumps acht angeblich beendeten Kriegen waren mindestens zwei (Ägypten-Äthiopien, Serbien-Kosovo) keine tatsächlichen Kriege. Mindestens einer (Kambodscha-Thailand) erlebte während seiner Amtszeit keinen bewaffneten Konflikt. Einige der anderen Probleme bleiben ungelöst oder äußerst fragil.

Außenpolitikexperten bestätigen, dass Trump an einigen Waffenstillständen beteiligt war – insbesondere im Gaza-Konflikt. Aber von „acht beendeten Kriegen“ zu sprechen, ist eine gewaltige Übertreibung, die eher dazu dient, sich selbst für den Friedensnobelpreis zu bewerben, als der historischen Wahrheit zu dienen.

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