Nach Alnatura gibt nun auch dm auf: Hohe Ladenmieten im Offenbacher Hafenzentrum erschweren die Nahversorgung der Anwohner.
Offenbach – Das Drogeriemarktunternehmen dm wird seine Filiale im Offenbacher Hafencenter zum Jahresende schließen. „Nach sorgfältiger Prüfung aller Optionen müssen wir leider zu dem Schluss kommen, dass ein wirtschaftlich nachhaltiger Betrieb dieses dm-Marktes in Zukunft nicht mehr möglich sein wird“, begründet Unternehmenssprecherin Anne Luise Bäumler die Entscheidung.

Für das Hafenzentrum und die knapp 2.000 Hafenbewohner ist dies die zweite Abwertung der Nahversorgung im Offenbacher Vorzeigeviertel in jüngster Zeit. Der Bio-Supermarkt Alnatura hatte bereits im Juni 2024 aufgegeben. Seitdem steht die riesige Fläche an der Jean-Weipert-Straße, direkt gegenüber der Einfahrt zum Hafenzentrum, leer. Ab Januar werden Besucher voraussichtlich beim Betreten des Hafenzentrums erneut einen leeren Laden bemerken. Außerdem gibt es an der äußeren Ecke des Hafenzentrums zum Hafenbecken hin ein riesiges Areal. Dieser ist seit der Eröffnung des Zentrums im Dezember 2015 nicht mehr vermietet. Die Räume werden gelegentlich von Künstlern der Hochschule für Gestaltung für Ausstellungen genutzt, was jedoch nur unzureichend über den Leerstand der unsanierten Räume hinwegtäuschen kann.
Anwohner sprechen von einem Geisterzentrum
Während die Hafenbewohner bereits mit Galgenhumor von einem Geisterzentrum sprechen, sieht der Immobilieninvestor Lyson, der Eigentümer des Hafenzentrums, die Situation völlig anders. „Im Grunde sind alle Einzelhandelsflächen vermietet“, argumentiert Miteigentümer Kostja Lyson. Die große Außenfläche wurde der HfG zur Verfügung gestellt. Sie wollen Kunst fördern. „Und wir sind bereits in ernsthaften Gesprächen mit möglichen Nachfolgern für den dm-Bereich“, versichert er.
Die Zeit wird zeigen, ob diese Gespräche erfolgreich sein werden. Sie können sich schon jetzt vorstellen, warum ein Laden, der gefühlt immer ausgelastet war, nicht wirtschaftlich erfolgreich betrieben werden konnte. Denn wenn die Kundenzahlen nicht schlecht sind, müssen andere Faktoren den Betrieb unwirtschaftlich machen. Bleibt nur noch ein Posten: die Ladenmiete. Und wie mehrere Geschäftsinhaber unserer Zeitung sagten, soll es im Hafenzentrum sehr teuer sein. Während dm die Entscheidung nicht konkretisieren will, ist die Stadt sich des Phänomens schon lange bewusst. „Viele Immobilienbesitzer befürchten, dass die Immobilie an Wert verliert, wenn sie nicht zu Höchstpreisen vermieten“, heißt es. Und da viele Eigentümer Kredite haben, die an den Wert einer Immobilie geknüpft sind, entscheiden sich immer mehr Eigentümer, wenn sie niemanden finden, der die hohen Preise zahlt, überhaupt nicht zu vermieten. „Wir sehen dieses Problem mittlerweile überall in der Innenstadt“, heißt es aus dem Rathaus. „Es werden Geldmieten verlangt, die niemand bezahlen kann, nur um die Immobilienpreise hoch zu halten.“
Fragt man Kostja Lyson, ist die Miete im Hafenzentrum keineswegs höher als bei vergleichbaren Objekten in der Region. Allerdings bittet er im gleichen Atemzug um Verständnis dafür, dass er nicht auf konkrete Zahlen eingehen kann. Zudem sind genügend Geschäfte belegt und können die Miete decken. Er kann keine plausible Erklärung dafür liefern, warum der Filetbereich zur Hafentreppe seit zehn Jahren keinen Mieter mehr hat.
