
Ein Lidl-Mitarbeiter präsentiert einschneidende Veränderungen im Markt: Klassische Kassen verschwinden, Self-Checkout nimmt zu. Die Reaktionen sind heftig.
Hamm – Der Einzelhandel verändert sich. Immer mehr Supermärkte setzen auf Digitalisierung und Selbstbedienung, um Kosten zu sparen und Prozesse zu optimieren. Was in anderen Ländern bereits Standard ist, sorgt in Deutschland immer noch für kontroverse Diskussionen. Nun hat ein von einem mutmaßlichen Lidl-Mitarbeiter gepostetes Foto eine hitzige Debatte ausgelöst.
Ein 40-jähriger Lidl-Mitarbeiter hat einen Facebook-Beitrag machten ernsthafte Innovationen in ihrem Markt öffentlich. „Lidl verändert sich“, schreibt die Frau und beschreibt ein völlig neues Kassenkonzept: sechs Selbstbedienungskassen, nur noch eine Minikasse ohne Band für Aufsicht und Altersfreigabe – und die klassischen Kassen mit Laufband schließen in langsamen Zeiten komplett.
Selbstbedienungskassen sollen den Einkauf bei Lidl erleichtern – nicht jeder ist dafür
Der Mitarbeiter kündigt außerdem die Einführung von „Scan & Go“ in der Lidl Plus-App an. Künftig können Kunden ihre Waren beim Einkauf selbst scannen und am Ende an der SB-Kasse einfach einen QR-Code lesen. Was als Modernisierung gedacht ist, spaltet die Meinungen der Facebook-Nutzer grundlegend.
Die Kritik ist deutlich: „Ich bin kein Kassierer. Ich werde dafür nicht bezahlt“, empört sich ein User. Sie empfindet es als Zumutung, sich nach einem anstrengenden Arbeitstag selbst scannen zu müssen. Eine andere Person beklagt: „Es gehen Arbeitsplätze verloren, und kundenfreundlich ist das auch nicht.“ Vor allem ältere Menschen leiden unter dieser Entwicklung. „Es tun mir leid für die alten Leute, die es nicht mehr verstehen“, schreibt eine Nutzerin und bezieht sich dabei auf ihre 80-jährige Mutter, die nicht einmal mit Karte bezahlen kann. Ein anderer Kunde beschwerte sich über Pfandautomaten im Supermarkt und erntete Kritik.
Diskussionen im Internet: „Scan & Go“-Kassen in Supermärkten und Discountern haben viele Befürworter
Es gibt aber auch vehemente Befürworter der Innovation. Ein Nutzer, der bereits den Self-Checkout bei Rewe nutzt, schwärmt: „So entspannt: Niemand redet mit einem, man bestimmt das Tempo selbst und kommt so viel schneller aus dem Laden.“ Ein Rewe-Mitarbeiter bestätigt diese Einschätzung aus beruflicher Sicht: In seinem Markt werden die sechs Self-Checkout-Kassen von insgesamt elf Kassen bevorzugt, wodurch fünf Kassenmitarbeiter eingespart werden konnten. In einem anderen Fall beschwerte sich ein Mann über Macken an der Supermarktkasse.
Die Diskussion offenbart eine Generationen- und gesellschaftliche Kluft. Während jüngere Kunden die Effizienz schätzen, befürchten andere den Verlust des zwischenmenschlichen Kontakts. Ein Edeka-Mitarbeiter verteidigt den persönlichen Service: „Ich begleite jeden Kunden zum gesuchten Produkt, helfe bei der Auswahl und freue mich auf jedes Gespräch an der Kasse.“ Ein Nutzer antwortet pragmatisch, dass nicht jeder Gespräche führen möchte und daher beide Optionen angeboten werden sollten.
Die Debatte zeigt: Die Modernisierungsoffensive von Lidl trifft einen Nerv. Während die einen den Fortschritt begrüßen, sehen andere den Niedergang der Servicekultur. Ein Nutzer bringt es auf den Punkt: „Solange ich nur mit Karte bezahlen kann – nein danke.“ Die Zukunft des Einkaufens scheint zwischen Effizienz und menschlicher Note entschieden zu werden. Die kommenden Monate werden zeigen, ob Lidl mit seinem radikalen Konzept Erfolg haben wird. (Facebook) (ca)