Die deutsche Wirtschaft erholt sich trotz der neuen Reformen Bundesregierung nicht. Wie eine Unternehmensbefragung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zeigt, hat sich die Stimmung in den letzten Monaten nicht verbessert. Der Verband prognostizierte für dieses Jahr eine Stagnation und für nächstes Jahr ein Wachstum von 0,7 Prozent.
Der DIHK ist daher pessimistischer als viele andere Experten. Die meisten Ökonomen gehen derzeit von einem minimalen Wachstum im Jahr 2025 aus und erwarten im nächsten Jahr Werte von über einem Prozent.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte versprochen, dass es im Sommer zu einer Konjunkturbelebung kommen werde. „Die Situation hat sich in den Sommermonaten nicht verbessert, im Gegenteil: Die Stimmung hat sich wieder leicht verschlechtert“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov. Der DIHK-Stimmungsindex fiel um einen Punkt auf 93,8 Punkte und bleibt damit klar im pessimistischen Bereich. Das Barometer misst sowohl die aktuelle Wirtschaftslage als auch die Geschäftserwartungen der befragten Unternehmen.
Melnikov sagte, die Maßnahmen der Regierung seien bei den Unternehmen noch nicht angekommen. Nach drei Jahren ohne Wachstum bedarf es spürbarer Entlastungen und konkreter Verbesserungen im Unternehmensalltag.
Kaum Investitionen
Nur 15 Prozent der Unternehmen gehen davon aus, dass sich die wirtschaftliche Lage in den nächsten zwölf Monaten verbessert, während 27 Prozent mit einer Verschlechterung rechnen. Melnikov begründete die schlechtere Prognose mit schwachen Exportaussichten und der Tatsache, dass Unternehmen mit Investitionen zurückhaltend seien: „Was heute nicht investiert wird, wird morgen nicht da sein.“ Laut der Befragung von 23.000 Unternehmen aus allen Branchen plant nur jedes fünfte Unternehmen, die Investitionen zu erhöhen, jedes dritte Unternehmen will sie kürzen. Es gibt kaum Investitionen in die Ausrüstung neuer Maschinen, Anlagen oder Fahrzeuge sowie kaum Investitionen in Kapazitätserweiterungen und Produktinnovationen. Melnikov sprach von einem Alarmsignal.
Ähnlich sieht es auf dem Arbeitsmarkt aus: Nur elf Prozent der Unternehmen wollen Personal aufstocken, 24 Prozent wollen Stellen abbauen. Besonders kritisch ist die Geschäftslage in der Industrie.
Auch Unternehmen haben keine Planungssicherheit. Insbesondere strukturelle Probleme bremsten weiterhin die Geschäfte. Der Umfrage zufolge sehen 56 Prozent hohe Arbeitskosten als eines ihrer größten Geschäftsrisiken – das ist ein Rekordwert. Melnikov sagte, die Bundesregierung sei ihrer Meinung nach auf dem richtigen Weg. Beschlossene Maßnahmen wie Steuererleichterungen sind jedoch noch nicht bei den Unternehmen angekommen. Die Regierung muss das Tempo der Hilfsmaßnahmen erhöhen.
Senken Sie die Stromsteuer für alle
Melnikov nannte zwei Maßnahmen, die eine Änderung der wirtschaftlichen Stimmung bewirken könnten. Dies würde einerseits eine Senkung der Stromsteuern für alle bedeuten. CDU, CSU und SPD hatten dies zwar in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, aus haushaltspolitischen Gründen wurde jedoch lediglich die Beibehaltung der Stromsteuersenkung für die Industrie beschlossen. Dies sorgte vor allem bei mittelständischen Unternehmen für große Enttäuschung.
Die Stromkosten in Deutschland sind drei- bis viermal höher als in den USA und doppelt so hoch wie in Frankreich. Der von der Regierung geplante Industriestrompreis erfasse nicht die Breite der Wirtschaft, sagte Melnikov.
