Digitales Rückgrat der Asylpolitik
EU startet neues Einreiseverfahren für Nicht-EU-Bürger
12. Oktober 2025, 3:46 Uhr
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Die EU digitalisiert die Ein- und Ausreise an ihren Außengrenzen. Was zunächst wie das Ende analoger Passstempel für Nicht-EU-Bürger aussieht, wird letztlich zum Rückgrat einer gemeinsamen Migrations- und Asylpolitik.
Passstempel ade: Ab diesem Sonntag startet an Grenzübergängen nach Europa ein neues Einreisesystem für Nicht-EU-Bürger. Das neue Verfahren soll schrittweise eingeführt werden, mehr Daten sammeln und so die Kriminalität bekämpfen, wie die EU-Kommission in Brüssel ankündigte. In Deutschland führt der Flughafen Düsseldorf als erster das sogenannte Einreise- und Ausreisesystem („Entry-Exit-System – EES“) ein.
Was ändert sich?
Für deutsche Staatsbürger und Staatsangehörige anderer EU-Staaten ändert sich nichts. Künftig können sich Nicht-EU-Bürger an speziellen Schaltern elektronisch anmelden. Ausnahmen gibt es für Personen, die eine Aufenthaltskarte besitzen und in direkter Beziehung zu einem EU-Bürger stehen.
Nach Angaben der EU müssen Einreisende neben den üblichen Angaben aus dem Reisepass auch biometrische Daten, also Fingerabdrücke und Gesichtsbilder, erfassen und speichern lassen. Auch die Ein- und Ausreisedaten werden erfasst. Um den Prozess an der Grenze zu beschleunigen, können einige Daten vorab über die App oder am Selbstbedienungsschalter übermittelt werden.
Wann und wo wird das System eingeführt?
In den nächsten sechs Monaten wird das System schrittweise in allen 29 Ländern des Schengen-Raums eingeführt. Dazu gehören neben 25 EU-Staaten auch Island, Liechtenstein, Norwegen und die Schweiz. Ab dem 10. April 2026 soll es an allen Grenzübergängen an den europäischen Außengrenzen funktionieren. Dann dürfte auch der Stempel im Reisepass Geschichte sein.
In Deutschland folgen auf den Flughafen Düsseldorf die Flughäfen Frankfurt am Main und München, wie das Bundesinnenministerium mitteilte. Alle anderen Flughäfen und die Häfen an den Seeaußengrenzen sollen sukzessive hinzukommen. Übrigens: Auch Bahnreisende können betroffen sein – etwa bei Reisen mit dem Eurostar von London nach Paris, Brüssel oder Amsterdam.
Welche Auswirkungen hat das neue Einreisesystem?
Die neuen Regeln haben zunächst keine direkten Auswirkungen auf alle EU-Bürger. Obwohl die Einreisekontrollen den Plänen der EU zufolge langfristig schneller erfolgen könnten, profitieren davon vor allem Menschen, die keine Staatsbürger eines EU-Landes sind.
Warum führt die EU das System ein?
Mit dem neuen System will die EU für mehr Sicherheit sorgen und Kriminelle frühzeitig aus dem Verkehr ziehen. So erklärte die Brüsseler Behörde, die Speicherung biometrischer Daten diene der Bekämpfung von Identitätsdiebstahl. Dementsprechend soll es auch verlässliche Informationen über Personen liefern, die ihre Aufenthaltsdauer überschritten haben.
Der zuständige EU-Kommissar Magnus Brunner bezeichnete das EES als das digitale Rückgrat der neuen gemeinsamen europäischen Migrations- und Asylpolitik. „Mit der Einführung modernisieren wir das Management unserer Außengrenzen“, sagte Brunner laut Mitteilung.
Das ist alles?
Das EES ist der erste Schritt in einem neuen Grenzsystem, das die EU anstrebt: Im letzten Quartal 2026 soll nach Angaben der EU eine kostenpflichtige Einreiseerlaubnis auch für EU-Ausländer verpflichtend werden, die nicht bereits ein Visum benötigen.
Betroffen sind Staatsangehörige aus über 50 Ländern – etwa den USA, Kanada, dem Vereinigten Königreich, Brasilien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Israel und Südkorea. Anschließend müssen Sie eine sogenannte ETIAS-Reisegenehmigung beantragen, die jedoch aus Sicherheitsgründen von den Behörden abgelehnt werden kann. Ähnliche Systeme gibt es bereits in Großbritannien und den USA.