Luxusprojekt vor 60 Jahren
Das steckt hinter dem gescheiterten VW-Flaggschiff
Aktualisiert am 9. November 2025 – 18:43 UhrLesezeit: 3 Minuten
Bereits in den 1960er-Jahren plante VW mit dem EA 128 den Bau eines Luxusmodells. Trotz der komplexen Technik kam es aus mehreren Gründen nie zur Serienreife.
Mit der Einstellung des Flaggschiffs Phaeton endete 2016 ein teures Kapitel für Volkswagen. Es war der Versuch, sich mit einer klassischen Limousine dauerhaft in der Luxusautomobilklasse zu etablieren. Doch solche Ambitionen reichen tatsächlich weiter zurück, als viele denken.
Bereits Anfang der 1960er-Jahre gab es in Wolfsburg den Plan, mehr als nur Käfer und Transporter zu bauen. Neben anderen Neuentwicklungen sollte es auch ein großer Volkswagen werden, mit vier Türen, viel Platz und Technik von Porsche aus Zuffenhausen.
Volkswagen war damals Marktführer – vor allem dank des weltweit erfolgreichen Käfers. Doch der Druck wuchs: Opel, Ford, BMW und auch Mercedes boten modernere und größere Fahrzeuge an. Vor allem in den USA stieß der kompakte Käfer an seine Grenzen.
VW-Chef Heinrich Nordhoff reagierte. 1963 beauftragte er das Unternehmen Porsche mit dem „Development Order 128“ (kurz EA 128) mit der Entwicklung einer großen viertürigen Limousine – für Kunden, die dem Käfer entwachsen waren, insbesondere US-Kunden. Es entstanden zwei Versionen: eine Limousine und ein Kombi. Beide Fahrzeuge setzten im Heck auf einen luftgekühlten Sechszylinder-Boxermotor – das Aggregat stammte aus der Porsche 901-Vorserie, also dem späteren 911.
Mit 90 PS erreichte der EA 128 eine Höchstgeschwindigkeit von rund 160 km/h. Das Fahrwerk mit Längsdrehstäben vorn und Längslenkern hinten versprach ordentliche Fahrleistungen. Der Motor war an ein Fünfgang-Schaltgetriebe gekoppelt. Auch die Achsen und Steuerungen stammten aus Zuffenhausen. Sogar das Lenkrad und die Instrumente ähnelten stark dem Porsche 911.
Mit einer Länge von knapp 4,70 Metern, einem Gewicht von rund 1.200 Kilogramm und sechs Sitzplätzen bot der EA 128 Platz auf damaligem Oberklasseniveau. Die Karosserie war eckig, funktional, mit vier runden Scheinwerfern – und ohne VW-Logo. Vermutlich, damit der Prototyp unerkannt auf öffentlichen Straßen getestet werden konnte.
Der Kombi – intern „Variant“ genannt – hatte eine Besonderheit: Die Rückbank ließ sich umklappen, so dass ein ebener Ladeboden entstand – eine weitere Idee, die ihrer Zeit voraus war.
Trotz des technischen Konzepts entschied sich VW 1963 gegen eine Serienproduktion. Dafür gab es mehrere Gründe: Erstens war der Absatz von Fahrzeugen mit Heckmotor aufgrund der Kritik am Chevrolet Corvair in den USA ins Stocken geraten. In seinem Buch „Unsafe at Any Speed“ stellt Verbraucherschützer Ralph Nader das Fahrzeug wegen instabilem Fahrverhalten an den Pranger – mit Folgen für das gesamte Konzept.
