Energieversorger und Automobilhersteller dominieren seit langem den Markt für Ladestationen für Elektroautos. Die großen Tankstellenbetreiber wie Aral ziehen nun nach.
Auf dem großen Solardach über den 28 Pkw-Stellplätzen, zwischen denen sich 14 blaue Säulen befinden, leuchtet in weißen Buchstaben der Schriftzug „Aral“. Allerdings gibt es hier keine Tafel mit den Spritpreisen: Hier gelangt kein Sprit ins Auto, hier gibt es nur Strom.
Direkt an der A61 bei Mönchengladbach, in Sichtweite des großen Borussia-Fußballstadions, hat Aral seinen ersten Ladepark für Elektroautos errichtet. Die Schnellladestationen haben eine Leistung von 400 Kilowatt (kW). Aral verspricht, dass man, wenn man ein Fahrzeug mit entsprechender Ausstattung mitbringt, in zehn Minuten eine Reichweite von 300 Kilometern laden kann.
Aral entwickelt sich zu einem wichtigen Player im Ladegeschäft
Die Tochtergesellschaft des britischen Konzerns BP mit Sitz in Bochum hat vor 100 Jahren den Superkraftstoff entwickelt und betreibt das größte Tankstellennetz in Deutschland. Aral investiert nun stark in den Ausbau der Ladeinfrastruktur. „Wir haben bereits mehr als 3.000 Ladepunkte online an mehr als 400 Standorten in Deutschland“, erklärt das Unternehmen.
Nur der Energieversorger EnBW betreibt derzeit mehr Schnellladeparks in Deutschland als Aral. Der Ölkonzern liegt auf Platz zwei vor dem Elektroautohersteller Tesla. Mittlerweile engagiert sich auch Shell am Markt und errichtet an immer mehr Standorten Ladepunkte.
Erdölunternehmen Bereiten Sie sich auf die Zukunft vor
„Shell und Aral haben den Vorteil, dass sie große, sehr finanzstarke Konzerne im Rücken haben, die teilweise bereit sind, für ein paar Jahre in Vorleistung zu gehen“, sagt Patrick Plötz, Experte für Elektromobilität am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung.
Verbrennungsmotoren sind ein Auslaufmodell. Auch wenn der Verkauf von Elektroautos in Deutschland noch relativ schleppend voranschreitet, ist der Wandel hin zum Fahren mit Strom nicht mehr aufzuhalten. Das wissen auch die großen Tankstellenbetreiber – und bereiten sich auf die Zukunft vor. „Für die Ölkonzerne ist es eine strategische Frage: Wo können sie weiter wachsen, wo können sie sich langfristig ausrichten?“ sagt Plötz.
Tankstellenbetreiber Bringen Sie Erfahrungen und Standorte mit
Aral und Shell haben gegenüber anderen Ladestationsbetreibern einen großen Vorteil: Mit ihrem großen Tankstellennetz verfügen sie bereits über gut gelegene Standorte, an denen sie Ladestationen hinzufügen können. Reine Ladeparks wie in Mönchengladbach seien nur eine Ergänzung, erklärt Achim Bothe, Vorstandsvorsitzender von Aral. „Wir glauben, dass Tankstellen auch in Zukunft eine wichtige Rolle als Mobilitätsdrehscheibe spielen werden.“
Ob Kunden ihre Elektroautos tatsächlich an den Tankstellen laden oder lieber zu anderen Ladestationen gehen, hängt letztlich von verschiedenen Faktoren ab. Wie einfach ist das Laden, wie schnell funktioniert es und wie hoch ist der Preis? Seit August ist Aral Kooperationspartner des ADAC. Mit der Ladekarte des Automobilclubs laden Mitglieder zum Sonderpreis an Aral-Tankstellen.
Einkaufsmöglichkeiten, Toiletten, Bänke
Und während Ladestationen anderer Anbieter teilweise in dunklen, windigen Parklücken stehen, können die Tankstellen ein ganz anderes Nutzererlebnis bieten, erklärt Elektromobilitätsexperte Plötz. „Sie haben Supermärkte oder Convenience-Stores, sie haben Aufenthaltsräume, Toiletten und viele Annehmlichkeiten, die sich Leute wünschen, die 30 oder 40 Minuten zum Einkaufen anhalten.“
Deshalb gibt es am Ladepark in Mönchengladbach auch einen Minimarkt und warme Bänke. Die nächsten Standorte nach diesem Modell sind bereits in Planung. „Die Expansion geht weiter und wir suchen deutschlandweit nach attraktiven Standorten“, sagt Aral-Chef Bothe. Ende 2025 soll ein Ladepark an der A40 bei Bochum in Betrieb gehen. Der nächste soll am Hamburger Flughafen entstehen.