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Die Verstorbenen landen offenbar in der Metzgerei

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Pokrowsk kostet Russland zahlreiche Soldaten. Die gefallenen Opfer werden offenbar nicht geborgen oder in einem Fleischverarbeitungsbetrieb zwischengelagert.

Pokrowsk – Wladimir Putin will offenbar nicht mehr lange in Pokrowsk bleiben. Die Stadt in der Oblast Donezk ist seit Monaten heftig umkämpft; Nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj finden bis zu 30 Prozent der Frontkämpfe im Raum Pokrowsk statt. Wie Mykola Malomuzh, ehemaliger Chef des ukrainischen Auslandsgeheimdienstes, dem Sender sagte Kiew24 sagte, der Kremlchef habe seiner Armee den Befehl gegeben, bis zum 15. November das Stadtgebiet einschließlich der Stadt und der Nachbargemeinde Myrnohrad einzunehmen.

Hat einen klaren Zeitplan für die Eroberung von Pokrowsk: Wladimir Putin (kleines Foto) nimmt in seinem Krieg in der Ukraine immense Verluste in Kauf. (Symbolisches Bild) © IMAGO / ZUMA Press, IMAGO / SNA

Für Putin ist es ein militärpolitisches Ziel, das er mit allen Mitteln erreichen will. In Pokrowsk scheinen die russischen Truppen nun deutliche Fortschritte in ihrem seit mehr als dreieinhalb Jahren andauernden Krieg in der Ukraine zu machen, wie unter anderem das ukrainische Open-Source-Kartenprojekt DeepState enthüllt. Man kann sich jedoch nur vorstellen, welchen Preis der Angreifer für seine Erfolge in den Straßen der zerstörten und fast völlig ausgestorbenen Stadt zahlen musste.

Putin will Pokrowsk erobern: Russland lagert tote Soldaten in einer Metzgerei

Berichte der Partisanenbewegung Atesh, zu der auch Ukrainer und Krimtataren gehören, deuten jedenfalls darauf hin, dass Russland schwere Verluste erleidet. Auf dem Telegram-Kanal wird erwähnt, dass Leichen von Putins Soldaten in einer Fleischverarbeitungsanlage im Hinterland gelagert werden. Dieser befindet sich in der Siedlung Manhush, wie Atesh-Agenten aus den Reihen der russischen Streitkräfte berichten würden.

Der Ort hatte bereits in den ersten Kriegswochen für Schlagzeilen gesorgt, weil in der Nähe ein Massengrab entdeckt wurde. Damals war von bis zu 9.000 getöteten Zivilisten die Rede. Manhush liegt nur rund 20 Kilometer von Mariupol entfernt – der Stadt, die im Frühjahr 2022 wochenlang von russischen Soldaten belagert und fast vollständig dem Erdboden gleichgemacht wurde.

Atesh teilt weiter mit, dass die Nutzung der Metzgerei zur Lagerung von Soldatenleichen aufgrund eines beispiellosen Anstiegs der Todesfälle in Pokrowsk und Myrnohrad notwendig geworden sei. Leichenhallen und Logistiksysteme sind bereits lahmgelegt. „Dies bestätigt die enormen, heimlichen Verluste des Feindes und seine völlige Unfähigkeit, mit der Situation umzugehen“, schreiben die Partisanen: „Das Regime ignoriert die Leichen seiner Soldaten und verwendet sie als Verbrauchsmaterial.“

Russlands Verluste im Ukraine-Krieg: Gefallene gelten offiziell als vermisst

Offenbar wurden nicht alle getöteten Putin-Kämpfer von den Ukrainern eliminiert. Denn Atesh berichtet auf Telegram auch über Hinrichtungen in russischen Reihen, wenn Soldaten den Kampf verweigern. Innerhalb der 74. selbstständigen motorisierten Schützenbrigade in Moskau kam es nach massiven Verlusten sogar zu einer kritischen Desertionswelle. Innerhalb einer Woche hatten 38 Soldaten der Brigade ihre Stellungen verlassen.

Um Pokrowsk so schnell wie möglich einzunehmen, würden die Soldaten zu Selbstmordattentaten gezwungen und würden kaum eine Pause bekommen. Darüber hinaus werden Verwundete nicht vom Schlachtfeld gerettet, um sie medizinisch zu versorgen. Um die immensen Verluste zu vertuschen, würden die Russen die Getöteten als vermisst melden.

Hilfe unter Kameraden: Bei einer russischen Militärübung demonstrieren Soldaten, wie sie mit Verwundeten umgehen sollen. © IMAGO / SNA

Kampf um Pokrowsk: Laut Ukrainern stürmen Putin-Soldaten ohne Taktik und Strategie vor

Auch Kämpfer der Omega-Spezialeinheiten der ukrainischen Nationalgarde berichteten über den Preis der Einnahme von Pokrowsk. Sie berichten von „enormen Verlusten“ der Russen im Großraum Pokrowsk-Myrnohrad, in der Stadt Rodynske seien diese „einfach gigantisch“. Tausende Soldaten würden ohne Taktik und Strategie in einen Sturm über ein paar Quadratkilometer geschickt. Und viele kommen offenbar nicht zurück.

Wer den Vormarsch der Besatzer sehe, müsse sich immer auch vor Augen halten, welchen Preis sie dafür zahlen müssen, heißt es in dem Beitrag weiter. Doch genau das will Putin offenbar verhindern. Für ihn scheint es vor allem darum zu gehen, die Einnahme von Pokrowsk melden zu können. Die Toten sollen so schnell wie möglich vergessen werden. Daher bleiben die Leichen auf dem Schlachtfeld oder werden außerhalb der Öffentlichkeit aufbewahrt.

Letztlich braucht Putin mehr Soldaten für seine Invasion. Denn von seinem eigentlichen Ziel, Kiew einzunehmen und eine Regierung nach seinen Vorstellungen zu installieren, ist er noch weit entfernt.

Russische Verluste in der Ukraine nach Alter (Stand 22. Oktober 2025)

13.441 Militärangehörige im Alter zwischen 33 und 35 Jahren

13.406 Militärangehörige im Alter zwischen 36 und 38 Jahren

12.332 Militärangehörige im Alter zwischen 39 und 41 Jahren

11.713 Militärangehörige im Alter zwischen 30 und 32 Jahren

11.516 Militärangehörige im Alter zwischen 42 und 44 Jahren

10.075 Militärangehörige im Alter zwischen 45 und 47 Jahren

10.061 Militärangehörige im Alter zwischen 27 und 29 Jahren

9.500 Militärangehörige im Alter zwischen 24 und 26 Jahren

7676 Militärangehörige im Alter zwischen 21 und 23 Jahren

7009 Militärangehörige im Alter zwischen 48 und 50 Jahren

Quelle: Mediazona

Krieg zwischen Russland und der Ukraine: Laut Recherchenetzwerk mehr als 140.000 tote Putin-Militärangehörige

Insgesamt sollen die Verluste auf russischer Seite mittlerweile 140.101 Militärangehörige betragen. Diese Zahl gibt das unabhängige russische Medienprojekt an Mediazona in einer gemeinsamen Umfrage mit dem russischen Dienst BBC und Freiwillige. Es ist vom 24. Oktober. Innerhalb von zwei Wochen starben 5.001 russische Soldaten – etwa doppelt so viele wie sonst in einem solchen Zeitraum.

Die Zahlen stammen aus öffentlich zugänglichen, überprüfbaren Quellen. Dazu gehören Beiträge von Angehörigen in sozialen Medien, Berichte lokaler Medien oder Stellungnahmen regionaler Behörden. Hinzu kommt die Dunkelziffer, denn Putins Kämpfer verlieren nicht nur rund um Pokrowsk ihr Leben, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfährt. (Quellen: BBC, Kyiv24, DeepState, Telegram, Mediazona) (mg)

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