Nach ukrainischen Angaben hat Russland mehrere Regionen des Landes mit Hunderten Drohnen und zahlreichen Raketen angegriffen. In Saporischschja wurden Tote und Verletzte gemeldet. Mehrere Wärmekraftwerke im ganzen Land wurden beschädigt.
Russland hat mehrere Regionen in der Ukraine erneut massiv mit Drohnen und Raketen angegriffen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj schrieb an den Kurznachrichtendienst X über mehr als 650 vom russischen Militär eingesetzte Drohnen und mindestens 50 abgefeuerte Raketen. Viele der Angriffe hätten abgewehrt werden können, aber leider nicht alle.
Nach Angaben von Selenskyj kamen bei den Anschlägen in der Stadt Saporischschja zwei Menschen ums Leben. Hinzu kommen Dutzende Verletzte, darunter auch Kinder. Durch die Angriffe wurden Wohngebäude beschädigt und auch ein Studentenwohnheim zerstört.
Auswirkungen in Studentenwohnheim
Auch der Gouverneur der Region Saporischschja, Iwan Fjodorow, bestätigte den Angriff auf das Studentenwohnheim auf dem Messengerdienst Telegram. Mehrere Stockwerke des Gebäudes wurden zerstört. Insgesamt wurde die Stadt Saporischschja Ziel von 20 Drohnen- und acht Raketenangriffen. Nach Angaben der örtlichen Behörden wurden mindestens 17 Personen verletzt. „Menschen leiden unter akuten Stressreaktionen, Wunden, Gehirnerschütterungen, Prellungen und Knochenbrüchen“, schrieb Fedorov.
Russland annektierte 2022 die Region Saporischschja sowie die Gebiete Cherson, Donezk und Luhansk, kontrolliert sie jedoch nicht vollständig. Die Regionalhauptstadt Saporischschja bleibt unter ukrainischer Kontrolle.
Karte der Ukraine und Russlands, hell schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Mehrere Wärmekraftwerke einige stark beschädigt
Nach Angaben von Präsident Selenskyj wurden neben Saporischschja noch mindestens zehn weitere Regionen in der Ukraine von Russland angegriffen. Viele der „abscheulichen Angriffe“ richteten sich gegen „Energieanlagen und ziviles Leben“. Der private Energieversorger DTEK gab bekannt, dass mehrere Wärmekraftwerke im ganzen Land teilweise schwer beschädigt worden seien. Es war der dritte massive Angriff auf die Wärmekraftwerke des Unternehmens im Oktober.
Der Energieversorger Ukrenergo gab am Morgen bekannt, dass der Strom infolge der russischen Angriffe vorübergehend abgeschaltet werden musste, um das Stromnetz zu stabilisieren. Gleichzeitig forderte das Unternehmen die Menschen dazu auf, sparsam mit Energie umzugehen. Aufgrund der ständigen russischen Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur kommt es fast täglich zu Strom-, Heizungs- und Wasserausfällen.
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums handelte es sich bei den jüngsten Angriffen um Vergeltungsschläge nach ukrainischen Drohnenangriffen. Zu den Zielen gehörten neben Anlagen der Energieinfrastruktur auch Rüstungsunternehmen und Militärflugplätze in der Ukraine.
Entwicklungsminister Alabali Radovan in Kiew
Rund eine Woche nach dem Besuch von Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche in Kiew traf heute Morgen Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan in der ukrainischen Hauptstadt ein. Es ist der erste Besuch der SPD-Politikerin in ihrer jetzigen Funktion in der Ukraine.
Sie will sich für eine engere Zusammenarbeit deutscher Unternehmen mit der Ukraine einsetzen. „Der Wiederaufbau der Ukraine ist ohne eine starke Wirtschaft nicht möglich“, warnte Alabali Radovan und betonte zugleich, dass dieser Wiederaufbau auch Chancen für die deutsche Wirtschaft biete. Das Entwicklungsministerium hat seit Beginn des russischen Angriffskrieges zwei Milliarden Euro an die Ukraine gespendet. Nach Berichten der Nachrichtenagentur dpa bezifferten Experten den Gesamtbedarf für den Wiederaufbau des Landes zuletzt auf mehr als 500 Milliarden Euro. Ohne die Beteiligung privater oder institutioneller Spender scheint die Aufgabe unmöglich.
Alabali Radovan möchte sich bei ihrem Besuch auch über den Zivilschutz in der Ukraine und die Hilfe für die Bevölkerung dort informieren. Wirtschaftsminister Reiche versprach der Ukraine vor wenigen Tagen weitere Unterstützung – vor allem, um die durch russische Angriffe zerstörte Energieinfrastruktur des Landes schnellstmöglich wieder aufzubauen.
