„Die Situation ist komplex“
Der ukrainische Armeechef Syrsky besucht die Front bei Pokrowsk
30. Oktober 2025, 20:39 Uhr
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In Pokrowsk stehen die ukrainischen Verteidiger unter großem Druck. Bei einem Besuch im umkämpften Frontabschnitt sprach Oberbefehlshaber Syrskyj von einer komplexen Lage. Der General widerspricht russischen Berichten, dass die Stadt umzingelt sei.
Der ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj hat russischen Aussagen zur Einkesselung der belagerten Stadt Pokrowsk im Donbass widersprochen. Nach eigenen Angaben besuchte der General den Frontabschnitt im Osten und sprach mit den Kommandeuren der dort stationierten Truppen. Nach mehr als einem Jahr ununterbrochener Angriffe sind russische Soldaten nun von Süden her in die Bergbaustadt Pokrowsk eingedrungen; Auch die östlich gelegene Nachbarstadt Myrnohrad ist gefährdet.
Laut dem ukrainischen Blog „Deepstate“ liefern sich die Russen in Pokrowsk bereits Straßenschlachten mit Kiews Truppen und bedrohen deren Nachschubwege mit Mörsern und Drohnen. „Die Situation ist komplex, aber die Behauptungen der russischen Propaganda, dass die Verteidigungskräfte der Ukraine in Pokrowsk ‚blockiert‘ seien (…), entsprechen nicht der Realität“, schrieb Syrskyj auf Facebook.
Russlands Generalstabschef Waleri Gerassimow sagte bei einem Treffen unter der Leitung von Kremlchef Wladimir Putin, dass die ukrainischen Truppen in Pokrowsk abgeschnitten seien. Putin bot am Mittwoch an, ausländische Presse in den Kessel zu lassen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Militärbeobachter auf ukrainischer und russischer Seite konnten bislang keine Einkesselung feststellen.
„Wir arbeiten daran, die Verteidigungsfähigkeit im Raum Pokrowsk zu stärken“, schrieb Syrskyj. Er gab mehrere Befehle. Dazu gehörte auch die Sicherung der Versorgungs- und Evakuierungswege. Entscheidungen sollten schnell getroffen werden und dabei die militärischen Ziele und die Fähigkeiten der eingesetzten Truppen in Einklang bringen. „Oberste Priorität hat jedoch die Rettung des Lebens unserer Soldaten“, erklärte der Oberbefehlshaber.
Ab Bachmut 2023 haben die ukrainische Armee und Syrskyj wiederholt die Taktik angewendet, gefährdete Städte erst im letzten Moment zu evakuieren. So sollen sich die russischen Truppen bei ihren Angriffen auspowern. Allerdings birgt dies immer das Risiko hoher persönlicher Verluste. Pokrowsk in der Industrieregion Donbass hatte vor dem Krieg rund 60.000 Einwohner. Die Stadt ist mittlerweile schwer beschädigt.