Die Schlinge um Orbán und die ungarische Energiepolitik zieht sich langsam zu. Und Trump schien auch nicht bereit zu sein, den ungarischen Energiekonzern MOL, der für Importe aus Russland verantwortlich ist, von den Sanktionen zu verschonen. Trump sagte kürzlich vor Journalisten: Orbán habe um eine Ausnahme gebeten, diese sei jedoch nicht gewährt worden. Beobachter gehen davon aus, dass die Ungarn möglicherweise noch eine Übergangslösung aushandeln können.
Eine solche Interimslösung erhielt der Bund für die PCK-Raffinerie in Schwedt, die ebenfalls an die Druschba-Leitung angeschlossen ist. Die vor allem für die Versorgung Ostdeutschlands wichtige Anlage steht seit 2022 unter Treuhandverwaltung, befindet sich aber mehrheitlich im Besitz der deutschen Tochtergesellschaft des russischen Unternehmens Rosneft. Bisher gilt diese Übergangslösung nur bis Ende April 2026. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hatte Ende Oktober erklärt, man arbeite mit den USA an einer längerfristigen Genehmigung.
Für Ungarn stellen die neuen US-Sanktionen ein Risiko für die Versorgung mit russischem Rohöl dar. Im Jahr 2024 lag der russische Anteil an Ungarns Ölimporten bei 86 Prozent – drei Jahre zuvor waren es 61 Prozent. Budapest profitierte von deutlichen Preissenkungen. Verschärft wird die Situation derzeit durch einen Brand in der Hauptraffinerie des Ölkonzerns MOL an der Donau, die seitdem mit reduzierter Kapazität arbeitet.
Im September sagte Orbán im ungarischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dass es sein Land vier Prozent seiner Wirtschaftskraft kosten würde, wenn es von russischem Öl und Gas abgeschnitten würde. „Das wäre katastrophal, die ungarische Wirtschaft würde zusammenbrechen.“ Er argumentiert immer, dass Ungarn auf russische Energie angewiesen sei, weil es keinen Zugang zum Meer habe. Im Oktober sagte er der italienischen Zeitung La Repubblica, dass die Energiepreise ohne Importe „explodieren“ würden, was „zu einer Verknappung unserer Reserven führen würde“.
