Der österreichische Militärexperte Reisner sieht in den massiven russischen Angriffen auf die Ukraine „etwas Neues“. Es gibt Gründe für die Intensität.
Wien – Die Situation bei der Verteidigung der Ukraine gegen den russischen Angriffskrieg spitzt sich zu. Die Armee von Kremlchef Wladimir Putin überzieht nicht nur das Land mit schweren Bombardierungen, vor allem auf Energieanlagen, sie drängt auch im Donbass mit unverminderter Härte vor. Ein Militärexperte sieht in der Intensität eine neue Qualität – und ein Kalkül Putins.
Während das russische Militär regelmäßig massive Angriffe auf die Strom- und Gasversorgung der Ukraine startet, soll die hart umkämpfte Stadt Pokrowsk in der Region Donezk kurz vor dem Zusammenbruch stehen. Im Interview spricht Oberst Markus Reisner vom Österreichischen Bundesheer n-tv Daher eine drastische Warnung an Putin.
Militärexperte warnt eindringlich vor Putins Kriegsführung
Laut Reisner sind die russischen Angriffe auf die Energieversorgung deutlich heftiger als in den Vorjahren. Der Dozent der Theresianischen Militärakademie in Wien sieht darin Putins Plan, die ukrainische Bevölkerung zum Winter hin „mürbe“ zu machen. „Aber es kommt etwas Neues“, bemerkte er. Auch tägliche ukrainische Drohnenangriffe setzen Russland unter Druck.
Hinzu kommt, dass das russische Militär auch in diesem Jahr keine nennenswerten Erfolge auf dem Schlachtfeld verbuchen konnte. „Die Russen gehen jetzt aufs Ganze. Mit Anschlägen in der Ukraine, aber auch mit weiteren hybriden Anschlägen in Europa“, warnte Reisner. Als Beispiel nannte er auch Drohnensichtungen auf europäischen Flughäfen. Putin, schätzt er, setze darauf, dass die Europäer ihre Luftverteidigung stärken und deshalb weniger Systeme in die Ukraine geliefert werden könnten.
Auch in der Zukunft rechnet Reisner mit verstärkten Angriffen der russischen Armee in der Ukraine. Der Grund dafür liegt in den Drohnenangriffen Kiews auf russische Energieanlagen. Wenn die Ukraine ihre Angriffe verstärkt, „könnten die Russen in noch größere Schwierigkeiten geraten“, sagte der Oberst. Moskau will dies mit massiven Angriffen verhindern.
Auch für Österreich sieht der Analyst in Putin eine Gefahr
Reisner ist nicht der einzige Experte in Wien, der vor Putins Entschlossenheit warnt. Das sah beispielsweise der Militäranalytiker Franz-Stefan Gady in einem Interview mit der Tageszeitung Der Standard die Neutralität der Alpenrepublik im Zusammenhang mit der geopolitischen Lage als problematisch. Dies mache Österreich „besonders attraktiv für einen russischen Angriff“. (Quellen: derstandard.at, n-tv.de) (mt)
