Ab dem nächsten Jahr wird die OPEC+ ihre Ölproduktion nicht mehr steigern. Das Ölkartell reagiert auf die Aussicht auf ein globales Überangebot.
Die Mitglieder des erweiterten Ölkartells OPEC+ haben sich auf eine weitere leichte Anhebung ihrer Förderziele für Dezember geeinigt. Die acht an dem Treffen teilnehmenden Mitglieder – Saudi-Arabien, Russland, die Vereinigten Arabischen Emirate, Irak, Kuwait, Oman, Kasachstan und Algerien – planen, ihre Produktionsziele für Dezember um 137.000 Barrel (jeweils 159 Liter) pro Tag zu erhöhen, sagte die Gruppe nach ihrem Treffen am Sonntag.
Allerdings wird die Produktion im ersten Quartal 2026 nicht weiter gesteigert. Grund für die Vorsicht sind Sorgen vor einem wachsenden Überangebot auf dem Weltmarkt.
Kein Anstieg im ersten Quartal
Bis April hatte die OPEC+ die Produktion mehrere Jahre lang gedrosselt. Seitdem hatte das Ölkartell seine Förderziele um rund 2,9 Millionen Barrel pro Tag erhöht, was rund 2,7 Prozent des weltweiten Angebots entspricht. Im Oktober und November wurde das Tempo des Anstiegs jedoch verlangsamt.
Auch die neuen westlichen Sanktionen gegen das OPEC+-Mitglied Russland erschweren die Verhandlungen. Moskau könnte Schwierigkeiten haben, die Produktion weiter zu steigern, nachdem die USA und Großbritannien Maßnahmen gegen die führenden Produzenten Rosneft und Lukoil verhängt haben. „Die OPEC+ zuckt zusammen – aber dahinter steckt Kalkül“, sagte Jorge Leon vom Analysehaus Rystad. „Mit der Pause schützt die OPEC+ die Preise, demonstriert Einigkeit und verschafft sich Zeit, um zu sehen, wie sich die Sanktionen auf die russischen Ölmengen auswirken.“
Die Ölpreise reagieren mit Gewinnen
Die Entscheidung führte zunächst zu steigenden Preisen am Ölmarkt. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich im frühen Handel um 0,8 Prozent auf 65,87 Dollar pro Barrel, schwache Produktionsdaten aus Asien ließen den Preis jedoch sinken. Mitte Oktober fielen die Ölpreise aufgrund von Bedenken hinsichtlich eines Überangebots auf ein Fünfmonatstief von rund 60 US-Dollar pro Barrel.
Anstieg bis 2030 erwartet
Längerfristig bleibt jedoch das Szenario eines vergleichsweise hohen Angebots und einer stagnierenden Ölnachfrage bestehen, abgesehen von kurzfristigen Engpässen aufgrund geopolitischer Krisen. Die in Paris ansässige Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass die weltweite Nachfrage bis 2030 nur leicht um rund 2,3 Millionen Barrel pro Tag auf einen Spitzenwert von rund 105,3 Millionen Barrel pro Tag steigen wird.
Danach werde die Ölnachfrage tendenziell zurückgehen, prognostizieren die Experten. Neben unterdurchschnittlichen Wachstumsraten der Wirtschaft wird sich auch die zunehmende Substitution von Öl im Transport- und Energiesektor bemerkbar machen.
Klaus-Rainer Jackisch, HR, tagesschau, 03.11.2025 11:54 Uhr
