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Ein Mega-Tsunami ließ die Erde offenbar neun Tage lang vibrieren. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie zu einem Ereignis in Grönland im September vergangenen Jahres. Aufmerksam geworden waren die Wissenschaftler durch ungewöhnliche seismologische Aufzeichnungen. Das Phänomen wurde von Erdbebensensoren auf der ganzen Welt erfasst, war jedoch so beispiellos, dass die Forscher zunächst keine Ahnung hatten, was es ausgelöst hatte.
„Es war viel länger und einfacher als Erdbebensignale, die normalerweise nur Minuten oder Stunden andauern, und wurde als USO bezeichnet – ein unbekanntes seismisches Objekt“, sagte Dr. Kristian Svennevig, der Hauptautor der Studie, dem Guardian. Die neuen Erkenntnisse des Forschungsteams wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Science veröffentlicht. Zu einem ähnlichen Schluss waren zuvor auch Wissenschaftler des Deutschen GeoForschungsZentrums (GFZ) in Potsdam gekommen.
In der aktuellen Studie führen die Wissenschaftler um Svennevig das Ereignis auf einen Erdrutsch in Ostgrönland am 16. September zurück. Der dadurch verursachte Einsturz eines 1,2 km hohen Berggipfels, so die Wissenschaftler, habe dazu geführt, dass das Wasser im darunterliegenden Dickson Fjord mit enormer Kraft hin und her schwappte. Dadurch sei ein Mega-Tsunami entstanden, der Erschütterungen bis in die Erdkruste hinein verursacht habe. Den Forschern zufolge habe dies gewissermaßen den gesamten Planeten in Schwingung versetzt.
Forscher: Klimawandel verursachte globalen Schock
Um zu demonstrieren, wie dieser Effekt neun Tage lang anhalten konnte, bildeten die Forscher den Winkel des Erdrutschs mithilfe eines mathematischen Modells nach. Die erste Welle erstreckte sich zehn Kilometer über den Fjord und war rund 200 Meter hoch. Innerhalb weniger Minuten schrumpfte sie jedoch auf sieben Meter, so die Wissenschaftler. Danach schwappte das Wasser im Untergrund weiterhin alle 90 Sekunden mit enormer Kraft im Fjord hin und her. Die Simulation der Forscher zeigte schließlich, dass die Frequenz und der langsame Amplitudenabfall der Welle nahezu identisch mit dem weltweit aufgezeichneten seismischen Signal waren.
Die Wissenschaftler führen ihre Erkenntnisse letztlich auf den Klimawandel im Allgemeinen zurück. Die globale Erwärmung könnte große Erdrutsche an Orten möglich machen, die bislang als stabil galten. Besonders betroffen sind davon die arktischen Regionen.
„Wir können zum ersten Mal deutlich sehen, dass dieses durch den Klimawandel ausgelöste Ereignis ein globales Beben unter unseren Füßen verursacht hat, überall auf der Welt“, sagte Anne Mangeney, die ebenfalls zum Forschungsteam gehörte. „Diese Erschütterungen breiteten sich in weniger als einer Stunde von Grönland bis in die Antarktis aus. Wir haben also Auswirkungen des Klimawandels gesehen, die die ganze Welt in nur einer Stunde betreffen.“