Analyse
Infantinos Freundschaft mit Trump könnte für den FIFA-Chef peinlich werden
Gianni Infantino und Donald Trump verstehen sich großartig. Allerdings zeigt Trumps jüngste Aussage zur WM 2026, welche Risiken die Freundschaft für Infantino mit sich bringt.
Ihre Liebesgeschichte begann mit der Vergabe der Fußballweltmeisterschaft 2026: US-Präsident Donald Trump und FIFA-Chef Gianni Infantino trafen sich 2018 nach der erfolgreichen Bewerbung der USA um das Turnier im Oval Office. Infantino überreichte Trump ein WM-Trikot mit seinem Namen und einer 26 auf der Rückseite. Der Republikaner war begeistert.
Trump und Infantino (l.) im Oval Office im Jahr 2018 © Kevin Dietsch / UPI Photo / Imago Images
Es war Liebe auf den ersten Blick, die sich in den folgenden Jahren immer weiter entwickelte. Beim Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar 2020 bestätigte Infantino dies selbst: Er und Trump hätten eine „großartige Freundschaft“, sagte der Schweizer.
Etwas ruhiger wurde es um die beiden während der Präsidentschaft von Joe Biden von Anfang 2021 bis Anfang dieses Jahres. Doch nun ist das Duo Infantino-Trump wieder häufiger in der Öffentlichkeit zu sehen. Im Juli überreichten sie gemeinsam die Klub-Weltmeisterschaftstrophäe; Im August war Infantino zu Gast im Weißen Haus, brachte Trump den WM-Pokal mit – und kürzlich grinsten beide beim Gaza-Friedensgipfel in Ägypten in die Kameras.
Schon am nächsten Tag tat Trump, was Trump tut: Im Weißen Haus sitzen und Drohungen ausstoßen. In diesem Fall berührten seine Worte auch seinen Kumpel Infantino.
Trump nutzt Verbindung zum FIFA-Chef aus
Der US-Präsident nutzte seine engen Verbindungen zu Infantino als Druckmittel, um demokratisch regierte WM-Austragungsorte zu bedrohen. Er könne den FIFA-Boss leicht dazu bringen, Städte wie Boston als Austragungsorte für die WM-Spiele im nächsten Jahr zu streichen, sagte Trump am Dienstag in Washington im Weißen Haus. Bostons Bürgermeisterin sei „radikal links“ und schade ihrer eigenen Stadt.
Trump verwies erneut auf angeblich grassierende Kriminalität. Vor diesem Hintergrund hat der Republikaner in den letzten Monaten Nationalgardisten in verschiedene Großstädte geschickt – dagegen der Wille der Gouverneure der jeweiligen Bundesstaaten, die dafür eigentlich zuständig sind.
Im Hinblick auf die Weltmeisterschaft versprach Trump nun ähnlich harte Maßnahmen: „Wenn jemand einen schlechten Job macht und ich den Eindruck habe, dass die Bedingungen (für die Ausrichtung von WM-Spielen, Anm. d. Red.) unsicher sind, dann würde ich das tun Gianni „Der phänomenale Chef der Fifa“, sagte der US-Präsident. „Und ich würde sagen: ‚Lass es uns woanders hinbringen.‘ Und er würde es tun.
Infantino wäre darüber wahrscheinlich nicht glücklich, fügte Trump hinzu. „Aber er würde es sofort tun. Er würde es tun. Und jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür.“
Zerbricht Infantinos Freundschaft?
Die FIFA hatte bis Mittwochnachmittag nicht auf die Aussagen des Weißen Hauses reagiert. Der Weltfußballverband hat Verträge mit den Städten abgeschlossen, in denen die Spiele ausgetragen werden sollen, und würde vor ernsthaften Problemen stehen, wenn acht Monate vor Beginn des Turniers ein Standort wegfallen würde. Deshalb kann es für Infantino keine Option sein, Trump zu folgen.
Im August 2025 wird er erneut das Oval Office besuchen: Gianni Infantino (r.) wird Donald Trump diesmal den WM-Pokal überreichen © Jacquelyn Martin / AP / DPA
Vor diesem Hintergrund erscheinen die Drohungen des US-Präsidenten dumm – und bringen Infantino in Schwierigkeiten: Der FIFA-Chef muss seine eigene Glaubwürdigkeit und Macht in der Fußballwelt schützen, dürfte aber auch gute Beziehungen zu Trump pflegen wollen. Sollten sich im Vorfeld der WM die (verbalen) Ausrutscher des US-Präsidenten häufen, würde das für Infantino viel Aufräumen bedeuten.
Das wäre wahrscheinlich nicht einfach. Bekanntlich macht Trump, was er will. Das zeigte auch die Überreichung des Klub-WM-Pokals: Der US-Präsident blieb auf der Bühne und feierte mit den Spielern des FC Chelsea – obwohl ihm Infantino kurz zuvor signalisiert hatte, dass er mit ihm zurücktreten solle.
Infantino will Trump abwinken, doch dieser steht stur da – während die Spieler ungestört jubeln wollen © IMAGO/Ulrich Hufnagel
Es war vielleicht nicht das letzte Mal, dass der FIFA-Chef vergeblich versuchte, Trump eine Richtung vorzugeben.
mit Material der Nachrichtenagentur DPA