Keine Stufen, aber mehr Komfort und besserer Handyempfang: Die Deutsche Bahn hat in Berlin den neuen ICE L vorgestellt. Die ersten Züge sollen im Dezember in Betrieb gehen – mit mehr als einem Jahr Verspätung.
Ab Mitte Dezember sollen die ersten ICE L-Züge auf die Schienen rollen – in Berlin wurde das neue Fernverkehrsmodell vorgestellt.
Bei der Präsentation im Ostbahnhof warb auch die neue Bahnchefin Evelyn Palla für den ICE L. „Wir wollen nicht nur transportieren, wir wollen vor allem begeistern“, sagte Palla, die seit Ende September als erste Frau an der Spitze der Deutschen Bahn steht. Auch Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder lobte die „spürbaren Verbesserungen“, die das neue Modell zu bieten habe.
Das Reisen mit dem ICE L soll moderner, familienfreundlicher und komfortabler werden. Die wichtigste Neuerung besteht darin, dass die Bahn auf einen barrierefreien Zugang setzt, da der Fernzug keine Treppen benötigt. Außerdem gibt es ein neues Innendesign, handydurchlässige Fenster, damit der Handyempfang funktioniert, und eine tageszeitabhängige Lichtsteuerung.
Nach Angaben der Deutschen Bahn wird der ICE L den größten Familienabschnitt in der ICE-Flotte bieten.
Zunächst zwischen Berlin und Köln eingesetzt
Die Deutsche Bahn hat insgesamt 79 ICE L beim spanischen Hersteller Talgo bestellt – mit jeweils rund 560 Sitzplätzen. Die Waggons sind halb so groß wie bisher, um – so wirbt das Unternehmen – ein privateres und ruhigeres Raumgefühl zu schaffen. Allerdings ist der neue ICE mit bis zu 230 statt 300 Stundenkilometern etwas langsamer unterwegs als seine Vorgänger.
Eigentlich sollten die Züge bereits im vergangenen Herbst in Betrieb gehen. Doch der Start verzögerte sich nach Angaben der Deutschen Bahn aufgrund von Lieferschwierigkeiten beim Hersteller und Verzögerungen im Prüf- und Genehmigungsprozess. Ab dem 14. Dezember sollen nun die ersten ICE L-Züge zwischen Köln und Berlin verkehren. Ab Mai 2026 verkehren sie auch auf der Strecke Berlin-Hamburg-Westerland, ab Juli folgen den Plänen zufolge weitere Verbindungen, unter anderem ins Allgäu.
Neue Züge, mehr Pünktlichkeit?
Neben mehr Komfort für Reisende erhofft sich der neue Bahnchef auch Fortschritte bei der Pünktlichkeit. Eine echte Schwachstelle im Bahnverkehr: Im September erreichten nur 55,3 Prozent aller ICE- und IC-Züge pünktlich ihr Ziel. Doch Palla war überzeugt: „Jeder neue Zug trägt zum stabilen Betrieb bei.“ Ähnlich äußerte sich Michael Peterson, Vorstandsvorsitzender des DB-Personenfernverkehrs: „Neue Züge bedeuten weniger Wartungsaufwand und weniger Störanfälligkeit – und das ist eine gute Nachricht für die Fahrgäste.“
Lob für das neue Modell kam auch vom Öko-Verkehrsclub, vor allem wegen der damit geschaffenen Zugänglichkeit. Gleichzeitig warnte der Verband, dass diesbezüglich noch viel zu tun sei. „Auf Fernbahnsteigen, die in Deutschland in der Regel 76 cm hoch sind, kann man auch mit Rollator oder Rollstuhl ebenerdig einsteigen“, erklärte VCD-Bundesvorsitzende Kerstin Haarmann. „Für andere Bahnsteighöhen benötigt der Zug ein externes Hebe- oder anderes Hilfssystem.“