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Die CDU warnt vor einer Öffnung gegenüber der AfD

Eine feste Tagesordnung gibt es nicht, wenn sich die Vorstandsmitglieder der CDU am Sonntag im Berliner Grunewald treffen. Bekannt ist lediglich, dass der Kölner Psychologe Stephan Grünewald den inhaltlichen Input für die Klausurtagung bis Montag liefern und der Runde den Aufstieg der AfD erklären soll.

„Ignorieren geht nicht mehr“, sagte Parteichef Friedrich Merz kürzlich dem MDR zu den AfD-Umfragezahlen. Eine Zusammenarbeit lehnt er weiterhin ab und will seine CDU stärker in den Konflikt schicken: „Was droht unserem Land, wenn die AfD erstarkt – oder möglicherweise sogar Ministerpräsident in einem Bundesland wie Sachsen-Anhalt wird? Das müssen wir den Bürgern sagen.“

Die angekündigte Debatte hat natürlich auch diejenigen in den Vordergrund gerückt, die die sogenannte „Firewall“, wie der Unvereinbarkeitsbeschluss des Parteitags Ende 2018 auch genannt wird, durchlässiger machen wollen, weil die AfD durch das bisherige Vorgehen größer statt kleiner geworden ist.

Ehemalige Parteichefs fordern ein Umdenken

„Die aktuelle Stigmatisierung hilft der AfD nur“, erklärte der ehemalige Generalsekretär Peter Tauber im „Stern“. Ähnlich wie der frühere Vorsitzende der Grundwertekommission der Partei, Andreas Rödder, plädierte er für inhaltliche rote Linien statt für eine pauschale Brandmauer. Auf diese Weise würden Parlamentsblockaden vermieden, da die AfD inhaltlich unproblematischen Beschlüssen zustimmen könne, ohne dass „die Nazi-Keule geschwungen“ werde.

Wir achten nicht darauf, ob sie für oder gegen uns stimmen, sondern folgen unserem Kurs und klären die Probleme.

Der brandenburgische CDU-Chef Jan Redman

Andreas Bühl, CDU-Fraktionsvorsitzender im Thüringer Landtag, sagt, er wolle nicht, dass die Mauer fällt, sondern wünsche sich einen entspannteren Umgang mit Abstimmungen, wie ihn Merz Ende Januar als Oppositionsführer im Bundestag zum Thema Migration durchgesetzt habe: „Der parlamentarische Umgang mit der AfD ist gescheitert, wir geben ihr zu viel Macht“, schrieb Bühl am Freitag auf X: „Das darf den Mittelparteien egal sein.“ wenn die AfD ihren Plänen zustimmt.“

„Der Begriff Brandmauer wird von der politischen Linken instrumentalisiert, um jede inhaltliche Position rechts der Mitte zu diskreditieren“, sagt der brandenburgische CDU-Chef Jan Redmann gegenüber dem Tagesspiegel, der in diesem Punkt mit Bühl einer Meinung ist: „Wir stärken die AfD nicht durch unsinnige Debatten, wir schauen nicht darauf, ob sie für oder gegen uns stimmt, sondern verfolgen unseren Kurs und klären die Probleme.“

Ich finde es katastrophal, dass wir über die Firewall diskutieren und nicht über den Brand, vor dem sie schützen soll.

Dennis RadtkeVorsitzender des CDU-Arbeiterflügels

Es gibt aber auch diejenigen, die solchen Entspannungsübungen mehr als kritisch gegenüberstehen. „Ich finde es fatal, dass wir über die Brandmauer diskutieren und nicht über den Brand, vor dem sie schützen soll“, sagt Dennis Radtke, Vorsitzender des CDA-Arbeiterflügels: „Wir müssen nicht unsere Haltung gegenüber der AfD ändern, sondern unsere Politik und unsere Kommunikations- und Themensetzung. Es braucht keine andere Dosierung, sondern ein anderes Medikament.“

Effektivere Kontrolle statt Öffnung

Ähnlich sieht es der Außenpolitiker Roderich Kiesewetter, für den eine Öffnung zur AfD die „Selbstzerstörung“ der CDU einleiten würde. Seine Partei müsse „endlich den Mut haben, unsere christdemokratischen Werte und Überzeugungen klar zu vertreten und uns nicht von Umfragen oder extremen Randgruppen leiten zu lassen.“

Auch der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, der Bremer Thomas Röwekamp, ​​fordert mehr christdemokratisches Selbstbewusstsein. „Wir müssen die AfD viel stärker als bisher mit der AfD konfrontieren“, sagte er dem Tagesspiegel: „Die politische Auseinandersetzung mit der Stimmung im Osten vor der Landtagswahl im vergangenen Jahr hat absolut nichts gebracht.“

Dies dürfte eher auf die Ablösung der CDU-Spitze als auf eine radikale Abkehr von der bisherigen Politik zurückzuführen sein. „Es wird keinen Kurswechsel zur Öffnung gegenüber der AfD geben, sondern eine Strategiedebatte darüber, wie wir sie wirksamer bekämpfen können“, sagt Bundesvizepräsident Andreas Jung: „Unser gesellschaftliches Bild und unser politischer Ansatz als zentristische Volkspartei ist mit den extremistischen Tendenzen der AfD völlig unvereinbar.“

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