
Die für die Beschaffung der Bundeswehr zuständigen Bundestagsausschüsse werden an diesem Mittwoch über drei für die Bundeswehr wichtige Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 7,4 Milliarden Euro beraten, damit die Bundeswehr neue Radschützenpanzer (Jackal) und Aufklärungsfahrzeuge (Luchs 2) bei der Industrie bestellen kann.
Wie gut informierte Kreise gegenüber hartpunkt berichten, will die Bundeswehr in einem ersten Anlauf 150 Radschützenpanzer Schakal und insgesamt 274 Aufklärungsfahrzeuge Luchs 2 inklusive umfangreicher Ausrüstungs- und Logistikpakete beschaffen. Weitere Systeme werden offenbar zu einem späteren Zeitpunkt verfügbar sein.
Darüber hinaus scheint es, dass aus den Fehlern der Vergangenheit Lehren gezogen wurden, so dass die Waffensysteme von Beginn an mit einem umfangreichen Ausrüstungs- und Logistikpaket bestellt werden – darunter Trainingssimulatoren und Ersatzteile sowie weitere Dienstleistungen und Nutzungsrechte. Bisher mussten diese Leistungen durch zusätzliche, separate Projekte abgedeckt werden.
Schakal
Über die europäische Rüstungsagentur OCCAR sollen für rund 3,4 Milliarden Euro 150 Radschützenpanzer „Jackal“ angeschafft werden, heißt es. Das Paket umfasst neben den Fahrzeugen auch Simulatoren, Ersatzteile sowie weitere Logistik- und Serviceleistungen, die einen Großteil des Vertragsvolumens ausmachen. Bei Zustimmung des Bundestags sollen die ersten Serienfahrzeuge ab Ende 2027 an die Bundeswehr ausgeliefert werden. In der Zwischenzeit muss das neue Waffensystem in der Bundeswehr qualifiziert werden.
Der Jackal, auch „Medium Force Wheeled Tank“ genannt, basiert auf dem von KNDS Deutschland entwickelten Waffensystem Boxer RCT30. Das Waffensystem kombiniert das in der Bundeswehr bewährte Fahrmodul Boxer mit einem Maschinenkanonen-Einsatzmodul mit dem aus dem Schützenpanzer Puma bekannten unbemannten Turm RCT30. Die Bewaffnung des Systems besteht aus einer stabilisierten Maschinenkanone MK 30-2/ABM im Kaliber x 173 mm von Rheinmetall, die eine präzise Bekämpfung bewegter Ziele aus dem Stand und in der Bewegung ermöglicht. Die Panzerabwehrfähigkeit wird durch einen auf der linken Seite des Turms montierten Werfer mit zwei Panzerabwehrlenkflugkörpern vom Typ MELLS (Spike LR/Spike LR2) erreicht.
Zukünftig wird der Schackal das primäre Waffensystem der Grenadiereinheiten der neu eingerichteten Truppengattung „Mittlere Streitkräfte“ sein. Nach der aktuellen Struktur der Bundeswehr sollen insgesamt zwei Einheiten, darunter Schul- und Ausbildungsorganisationen, mit dem Schakal ausgerüstet werden. Beobachter gehen davon aus, dass in Zukunft weitere Systeme dieser Art für die Bundeswehr beschafft werden, nachdem die künftige Struktur des Heeres festgelegt ist. Darüber hinaus müssen zusätzliche Schakal-Radschützenpanzer angeschafft werden, um eine Umlaufreserve aufzubauen.
Luchs 2
Darüber hinaus wird der Bundestag voraussichtlich am Mittwoch der Beschaffung des „Next Generation Reconnaissance Vehicle“ zustimmen, das in der Bundeswehr künftig „Luchs 2“ heißen soll, berichtete hartpunkt. Neben der Rahmenvereinbarung beraten der Haushaltsausschuss und der Verteidigungsausschuss am Mittwoch auch über eine erste Änderungsvereinbarung. Ursprünglich plante die Bundeswehr den Abschluss eines Rahmenvertrags zur Beschaffung von 252 Aufklärungsfahrzeugen, von denen 92 dauerhaft einberufen und der Rest als Option vereinbart werden sollten. Durch die erste Änderungsvereinbarung wird die maximale Abrufmenge aus dem Rahmenvertrag auf 356 Aufklärungsfahrzeuge erhöht. In einem ersten Schritt sollen 274 Systeme dieser 356 Fahrzeuge dauerhaft bei General Dynamics European Land Systems (GDELS) bestellt werden, 82 weitere Fahrzeuge wurden als Optionen vereinbart.
Der Bundestag wird voraussichtlich ein Gesamtbudget von knapp über 3,5 Milliarden Euro für die Entwicklung und Produktion von 274 Luchs 2 einschließlich Trainingssimulatoren und einem umfangreichen Ausrüstungs- und Logistikpaket freigeben. Mit dem Aufklärungsfahrzeug „Next Generation“ will die Bundeswehr einen Teil der derzeit bei den Aufklärungstruppen des Heeres eingesetzten vierrädrigen Aufklärungsfahrzeuge vom Typ Fennek durch ein durchsetzungsfähiges Aufklärungsfahrzeug auf Rädern ersetzen, das höchste Mobilität mit modernster Aufklärungs- und Kommunikationstechnik in einem System vereint. Wie hartpunkt bereits in der Vergangenheit berichtete, wird das zukünftige Aufklärungsfahrzeug auf einer 6×6 Piranha-Radplattform des europäischen Verteidigungsunternehmens General Dynamics European Land Systems basieren.
Allerdings bleiben die Waffensysteme hier unberücksichtigt; diese sollen über ein weiteres Projekt beschafft werden, worüber ebenfalls am Mittwoch gesprochen wird. Dazu soll mit Rheinmetall ein Rahmenvertrag über rund 100 Millionen Euro geschlossen werden, von dem bis zu 310 Maschinenkanonen vom Typ KBA bezogen werden können.
Die Oerlikon KBA ist eine Maschinenkanone im Kaliber 25 x 137 mm, die für die Feuerunterstützung mittlerer Distanz optimiert ist und eine effektive Reichweite von bis zu 2.700 Metern hat. Rheinmetall gibt an, bereits über 6.000 KBA-Geschütze produziert zu haben, die über drei Feuermodi und eine doppelte Bandzuführung verfügen. Dank der Doppelgurtzuführung können zwei unterschiedliche Munitionsarten in dieselbe Waffe geladen werden. Rheinmetall gibt die Schussfrequenz der Waffe mit bis zu 600 Schuss pro Minute an. Weitere verfügbare Feuermodi sind der Einzelschuss- und der schnelle Einzelfeuermodus (RSS) mit 200 Schuss pro Minute. Das Munitionsportfolio umfasst laut Rheinmetall panzerbrechende APFSDS-T-Geschosse, Deformationsgeschosse und HEI-T-Brandgeschosse sowie modernste Anti-UAV-Munition mit Selbstzerlegungsfunktion für den Einsatz gegen Drohnen.
Waldemar Geiger