Hintergrund
Die Risiken im Kreditgeschäft deutscher Banken nehmen weiter zu. Dies berichtet die Bundesbank in ihrem Finanzstabilitätsbericht. Sie kritisiert auch die steigende Staatsverschuldung.
Die Bundesbank hat einen düsteren Ausblick für die deutsche Finanzwirtschaft präsentiert. Der Finanzstabilitätsbericht 2025 beschreibt unsichere Zeiten und erhebliche Risiken. Bei der Stabilität des Finanzmarktes geht es um die gegenseitige Abhängigkeit von Banken, Versicherungen und Fonds, die wiederum mit der Privatwirtschaft und der Staatsverschuldung verknüpft sind.
„Die Funktionsfähigkeit des Finanzsystems ist von zentraler Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung“, heißt es im offiziellen Bericht.
Banken in Not
Die Zahl notleidender Kredite bei Banken steigt seit drei Jahren. Kredite sind schlecht oder, wie es im Fachjargon heißt, „notleidend“, wenn Kreditnehmer Zinsen und Tilgungen nicht mehr wie vereinbart zahlen. „Diese Entwicklung scheint sich nun zu verfestigen“, sagte Bundesbankvorstand Michael Theurer. Die Ausfälle sind noch beherrschbar. Aber sie schmälern die Gewinne der Banken. Da amerikanische Zölle die deutschen Exporte belasten, machen die Banken ohnehin weniger profitable Geschäfte.
Theurer deutete an, dass insbesondere die großen deutschen Banken nicht so stabil seien, wie sie scheinen. Es gibt ordentliche Kapitalpuffer. „Es ist wie ein Stoßdämpfer“, erklärte Theurer. Allerdings wird die Stärke dieser Stoßdämpfer auf Basis früherer Ereignisse berechnet.
In zukünftigen Krisen wird dies möglicherweise nicht ausreichen. Die von Theurer genannten Großbanken werden nicht von der Bundesbank, sondern von der Europäischen Zentralbank (EZB) kontrolliert. Der Bundesbankvorstand wollte seine Diagnose auf Nachfrage nicht als Kritik an der EZB darstellen.
Vernetzung birgt Risiken
Besondere Risiken sieht die Bundesbank in der engen Zusammenarbeit zwischen Banken und Versicherungen sowie Fonds. „Erschütterungen im Ausland können auf das deutsche Finanzsystem übertragen werden“, warnte Theurer. „Da gibt es Infektionskanäle.“
Es ist bedauerlich, dass miteinander verbundene Banken, Versicherungen und Fonds häufig dieselben Wertpapiere kaufen. Der Bundesbankvorstand zog einen Vergleich zur globalen Finanzkrise von 2008 und 2009: „Wir haben aus der globalen Finanzkrise gelernt, dass mögliche Notverkäufe eines Akteurs zu Preisverfall und Verlusten für andere führen können.“
Staatsschulden können Banken bedrohen
Die Bundesbank kritisiert die steigende Staatsverschuldung außerordentlich umfassend und an mehreren Stellen. Es kann auch dazu führen, dass Banken ins Wanken geraten. Sollten Staatsanleihen schwacher Euro-Länder schwer verkäuflich werden, lauern auch hier „Ansteckungseffekte“.
„Deutsche Banken sind über die Kreditvergabe an ausländische Banken gebunden, die wiederum große Bestände an eigenen Staatsanleihen halten“, sagte Theurer.
Der Fall UniCredit und Commerzbank
Wie ist die italienische Großbank UniCredit zu bewerten? UniCredit verfügt über große Bestände an italienischen Staatsanleihen und bereitet die Übernahme der deutschen Commerzbank vor. Behördenchefs äußern sich grundsätzlich nicht zu Einzelfällen.
Allerdings antwortete Michael Theurer vergleichsweise deutlich auf die entsprechenden Fragen, ohne konkret auf die UniCredit einzugehen. Zu den hohen Beständen an Staatsanleihen bei Banken sagte er: „Das kann zu einem Problem führen.“ Er wies darauf hin, dass die Tatsache, dass Staatsanleihen in den Büchern der Banken von den Aufsichtsbehörden generell besonders nachsichtig beurteilt würden, diskussionswürdig sei.
Die Staatsverschuldung kann unsicher werden
Staatsanleihen galten einst als bombensicher. Diese Zeiten sind vorbei. In der zweiseitigen Pressemitteilung der Bundesbank zum Finanzstabilitätsbericht wird die Staatsverschuldung viermal erwähnt. Sie ist in der Regel zu hoch und kann nur finanziert werden, wenn Europas Volkswirtschaften wachsen und dadurch mehr Steuern generieren.
„Wenn sich die Wachstumserwartungen jedoch nicht erfüllen und die Anleihekurse plötzlich fallen, könnten die Banken erhebliche Verluste erleiden“, warnte Theurer. „Hohe Staatsverschuldung und geringes Wachstum müssen als toxisch bezeichnet werden.“
„Als wirtschaftlich wichtiger und kreditwürdiger Mitgliedstaat kommt Deutschland eine besondere Verantwortung als Vorbild und Stabilitätsanker in der Währungsunion zu“, appellierte Theurer.
Der Finanzstabilitätsbericht zeigt, dass die Bundesregierung aus Sicht der Bundesbank zu geneigt ist, neue Schulden aufzunehmen, und dass sie sich zu wenig für das Wirtschaftswachstum engagiert. „Die neuen Schuldenmöglichkeiten werden in erheblichem Maße genutzt, um Haushaltsflexibilität zu schaffen, die über Investitionen in Verteidigungsfähigkeiten und Infrastruktur hinausgeht.“

