Die besten Klimaforscher sind verzweifelt

Die besten Klimaforscher sind verzweifelt

Laut einer exklusiven Umfrage der britischen Zeitung The Guradian erwarten Hunderte weltweit führende Klimaforscher, dass die globalen Temperaturen in diesem Jahrhundert um mindestens 2,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau steigen werden. Dies würde weit über das international gesetzte Ziel von 1,5 Grad Celsius hinausgehen und könnte katastrophale Folgen für Mensch und Planet haben.


Die „Sachkundigsten“ erwarten eine Katastrophe

Alle 843 befragten Wissenschaftler sind Mitglieder des IPCC, der UN-Organisation, die für ihre umfassenden Berichte zum Klimawandel bekannt ist. Die Berichte gelten als entscheidende Informationsquelle, wenn nicht sogar als Goldstandard für die Steuerung der internationalen Klimapolitik.

Die Behörden werden von einem Extremereignis nach dem anderen überrollt.

Gretta PeclAustralischer Meeresökologe von der University of Tasmania in The Guradian

380 Experten antworteten auf Guradians Anfrage. Die Zeitung schreibt: „Viele der sachkundigsten Menschen auf dem Planeten erwarten, dass sich in den kommenden Jahrzehnten eine Klimakatastrophe ereignet.“

77 Prozent der Experten erwarten eine Erwärmung von mindestens 2,5 Grad Celsius. Fast die Hälfte prognostiziert sogar einen Anstieg um mindestens 3 Grad Celsius, nur sechs Prozent gehen davon aus, dass der international vereinbarte Grenzwert von 1,5 Grad eingehalten wird.

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Viele Wissenschaftler hätten ein düsteres Bild einer Zukunft gezeichnet, die von Hungersnöten, Konflikten und Massenmigration geprägt sei, schreibt der „Guardian“ und nennt konkret Hitzewellen, Waldbrände, Überschwemmungen und Stürme in einer Intensität und Häufigkeit, die weit über das bisher Erlebte hinausgehen .

Einige Experten seien beunruhigt über die Untätigkeit der Regierungen trotz eindeutiger wissenschaftlicher Beweise, hieß es. „Ich denke, wir stehen in den nächsten fünf Jahren vor einem erheblichen gesellschaftlichen Umbruch“, sagte Gretta Pecl von der University of Tasmania dem Guardian. „Die Behörden werden von einem Extremereignis nach dem anderen überrollt.“

Trotz der düsteren Prognosen betonten viele der befragten Experten, dass der Kampf gegen den Klimawandel weitergehen müsse. Sie argumentierten, dass bereits eine geringfügige Verringerung der erwarteten Erwärmung das menschliche Leid verringern könnte. Die Experten forderten massive Vorbereitungen, um die Menschen vor den schlimmsten Auswirkungen der kommenden Klimakatastrophen zu schützen.

Feuerwehrleute und Freiwillige kämpfen gemeinsam gegen die Flammen der Waldbrände auf der Ferieninsel Lesbos (Archivfoto vom Juli 2022).

© picture Alliance/dpa/Eurokinissi über ZUMA Press Wire/Eurokinissi


Besonders pessimistisch: junge Wissenschaftler

Das 1,5-Grad-Ziel stellt einen entscheidenden Maßstab in den internationalen Klimaverhandlungen dar. Eine Umfrage von The Guardian zeigt jedoch, dass die meisten IPCC-Experten nicht erwarten, dass die Welt die erheblichen Anstrengungen unternimmt, die zur Erreichung dieses Ziels erforderlich sind.

Vor allem jüngere Wissenschaftler sind pessimistisch, wie der Guardian sagt: 52 Prozent der Befragten unter 50 erwarten einen Anstieg von mindestens drei Grad Celsius, bei den über 50-Jährigen sind es 38 Prozent. Auch Wissenschaftlerinnen waren der britischen Zeitung zufolge pessimistischer als ihre männliche Kollegen.


Was macht die Experten so negativ?

Mangelnder politischer Wille und der Einfluss von Interessengruppen wie der fossilen Brennstoffindustrie wurden von fast drei Vierteln der Befragten als Hauptgründe für das Scheitern bei der Bewältigung der Klimakrise genannt. Ebenso wurden Ungleichheit und das Versäumnis reicher Länder, ärmeren Ländern zu helfen, die am meisten unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden, ausführlich diskutiert.

Ein südafrikanischer Wissenschaftler, der laut Guardian anonym bleiben möchte, kritisierte die globale Reaktion auf die Krise scharf: „Ich erwarte eine semi-dystopische Zukunft mit erheblichem Schmerz und Leid für die Menschen im globalen Süden.“ Wir lebten in einem „Zeitalter der Narren“.


Etwas Hoffnung aus Deutschland

Trotz der fatalistischen Prognosen bleibt Henry Neufeldt vom Klimazentrum der Vereinten Nationen in Kopenhagen optimistisch, wie der Guardian berichtet. Er ist davon überzeugt, dass alle notwendigen Lösungen vorhanden sind, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Er geht zudem davon aus, dass die notwendigen Maßnahmen innerhalb der nächsten 20 Jahre umgesetzt werden können. Allerdings befürchtet er, dass diese Maßnahmen zu spät kommen und wir einen oder mehrere Wendepunkte überschreiten könnten.

Lisa Schipper, Expertin für Klimaanpassung und -entwicklung an der Universität Bonn, sagte im Guardian: „Meine einzige Hoffnung ist die Tatsache, dass ich als Pädagogin sehe, dass die nächste Generation so klug ist und Politik versteht.“

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